Allied
© Paramount Pictures

Allied – Vertraute Fremde

(„Allied“ directed by Robert Zemeckis, 2016)

„Allied – Vertraute Feinde“ läuft ab 22. Dezember im Kino

Eigentlich hätten der kanadische Agent Max Vatan (Brad Pitt) und seine französische Kollegin Marianne Beausejour (Marion Cotillard) die Beziehung nur spielen sollen. Als beide 1942 einen deutschen Offizier töten sollen, kommen sie sich aber doch deutlich näher. So nahe, dass sie beschließen, im Anschluss an den Einsatz in London ein neues Leben zu beginnen. Und für eine Weile sieht es so aus, als würde dies auch wirklich gelingen, sogar Nachwuchs steht für das Traumpaar an. Doch dann wird Max durch seinen Vorgesetzten Colonel Frank Heslop (Jared Harris) herbeigerufen, mit einem ganz unglaublichen Vorwurf konfrontiert: Marianne soll in Wirklichkeit eine deutsche Doppelagentin sein. Und Max muss sich nun die Frage stellen, ob er die Frau, mit der er sein Leben teilt, tatsächlich kennt.

Es ist schon ein etwas seltsamer Film, den Robert Zemeckis da abgeliefert hat. Oder besser: Es sind gleich zwei Filme, zu einem verbunden, mit dem der Regiealtmeister das Publikum zurückgewinnen will, welches sein unterschätztes letztes Werk The Walk ignorierte. Der erste Teil behandelt das langsame Kennenlernen und die emotionale Annäherung inmitten des Wüstenkrieges und endet mit besagtem Anschlag. Der zweite handelt von dem Alltag in London und dem grausamen Verdacht, den sich Max stellen soll. Dass beide zusammengehören, ist klar, gerade durch die Vorgeschichte soll der spätere Konflikt ja seine emotionale Kraft bekommen. Und doch ist man sich am Anschluss nicht ganz sicher, was Allied denn nun eigentlich hätte sein sollen.

Dabei ist Allied über weite Strecken ein sehr klassischer Film, geradezu altmodisch. Eine große Liebesgeschichte während des Krieges, ein Drama über Vertrauen und Verrat, da mag man manchmal gar nicht glauben, dass wir uns noch im Jahr 2016 befinden. Der Effekt ist natürlich auch gewollt, unterstützt von einer wunderbaren Ausstattung. Ob wir uns durch das exotisch-gefährliche Casablanca schlängeln oder das London aus dem Zweiten Weltkrieg kennenlernen, wo Party, Bürokratie und Bombenanschläge Hand in Hand gehen, Zemeckis und sein Team haben das mit 85 Millionen Dollar durchaus üppige Budget zumindest in visueller Hinsicht nicht verschwendet.

Wobei die eine oder andere Million natürlich auch an das prominente Schauspielduo überwiesen wurde. Aber auch hier kann sich das Ergebnis sehen lassen, vor allem Cotillard darf als verführerische und mysteriöse (Doppel?) Agentin viele Szenen an sich reißen und zeigen, wie wohl sie sich in den Kulissen und der Mischung aus Romanze und Spionagethriller fühlt. Doch trotz der starken Momente und der allgemein gelungenen Atmosphäre, die ganz großen Ausreißer nach oben fehlen. Das mag auch daran liegen, dass hier so manches nicht ganz nachvollziehbar ist. Warum es ausgerechnet Max sein soll, der die vermeintliche Verräterin beseitigen muss, wird nie wirklich erklärt. Einige Charaktere verhalten sich sehr umständlich, etwas am Thema vorbei. Und auch Figuren wie dessen Schwester (Lizzy Caplan) sind nur irgendwie da, anstatt wirklich Teil des Geschehens zu werden.

Als Folge darf man auf der rationalen Ebene durchaus gespannt sein, ob da etwas dran ist an den Gerüchten um die schöne Marianne und auch welche Konsequenzen es für die beteiligten Personen haben wird. Auf der emotionalen Ebene gibt es jedoch Defizite, trotz – oder wegen – einiger dick aufgetragener, geradezu kitschiger Momente. Angesichts des großartiges Drumherums und der versammelten künstlerischen Klasse ist das nicht ganz so viel wie erhofft, gutes Hollywoodkino ist dieser Zwitter jedoch schon, ein weitgehend längenfreier, über zweistündiger Ausflug in die Traumfabrikvariante einer großen Kriegsromanze.



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Auch wenn „Allied“ am Ende nicht so mitreißend ist, wie man es gern hätte und teilweise auch hätte erwarten dürfen, die Mischung aus Kriegsromanze und Spionagethriller unterhält, punktet vor allem durch seine fabelhafte Ausstattung und die hochkarätigen Darsteller.
7
von 10