Stolz und Vorurteil und Zombies
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Stolz und Vorurteil & Zombies

(„Pride and Prejudice and Zombies“ directed by Burr Steers, 2016)

Stolz und Vorurteil und Zombies
„Stolz und Vorurteil & Zombies“ läuft ab 9. Juni im Kino

Selbst ist die Frau! Anstatt seine fünf Töchter (Lily James, Bella Heathcote, Suki Waterhouse, Ellie Bamber, Millie Brady) angesichts gefährlicher Zombieüberfälle in die Obhut strahlender Helden zu übergeben, beschließt Mr. Bennet (Charles Dance), diese lieber gleich im Kampf ausbilden zu lassen. Mit Erfolg, sein Nachwuchs wächst zu unabhängigen jungen Damen heran, die ebenso schön wie geschickt im Umgang mit der Klinge sind. So unabhängig, dass die fünf zum Leidwesen der Mutter noch ledig sind. Dabei mangelt es nicht an potenten jungen Männern. Der vermögende Mr. Bingley (Douglas Booth) zum Beispiel, dessen ebenso kampfbegabter Freund Mr. Darcy (Sam Riley) oder auch der charmante Soldat Mr. Wickham (Jack Huston). So lange aber die menschenfressenden Unholde ihr Unwesen treiben, ist an Romantik nur wenig zu denken.

Kaum ein Widersacher wurde ebenso inflationär in den letzten Jahren verbraten wie der Zombie. So allgegenwärtig war sein Auftritt, dass selbst Genregrenzen für ihn kein Halten mehr bedeuten. Komödie? Drama? Liebesfilm? Alles schon einmal da gewesen. Entsprechend schwierig gestaltet es sich, den verwesten Ex-Menschen noch eine neue, spannende Seite abzugewinnen, noch ein Szenario auszudenken, das wir bislang nicht gesehen haben. Stolz und Vorurteil & Zombies gelingt das, zum Teil zumindest, indem es zwei Welten miteinander verknüpft, die eigentlich so gar nicht zusammenpassen: der romantische Kostümfilm und blutige Horroraction.

Anfangs liegt auch genau darin der Reiz des Films, der auf dem gleichnamigen Roman von Seth Grahame-Smith basiert. Er nimmt den Literaturklassiker „Stolz und Vorurteil“ von Jane Austen, hält sich teilweise fast wortwörtlich an diese Vorlage, ergänzt aber um sabbernde Untote und flotte Metzeleien. Grotesk? Ja. Trashig? Manchmal. Wenn schöne Frauen in weiten, verschnörkelten Kleidern ihre Waffen zücken oder im fernöstlichen Martial-Arts-Stil ihre Angreifer abwehren, ist das natürlich allein schon aufgrund des Überraschungsfaktors lustig anzusehen, zumal bei dem aristokratischen Umgang mit den Zombies auch immer etwas Selbstironie mitschwingt.

Die wird später jedoch weniger, der Kampfanteil ebenfalls, was anfangs noch neu wirkt, ist es mehr als 100 Minuten später schon nicht mehr. Stolz und Vorurteil & Zombies, das ist ein bisschen wie eine Sitcom, deren ersten Folgen man gerne schaut, die ihr Haltbarkeitsdatum aber um ein paar Staffeln überschritten hat. Stattdessen nehmen die Romanzeanteile zu, so sehr, dass der Film oft auch als „normales“ Liebesdrama durchgehen würde. Nur selten noch wird dann die Originalität der Einstiegssituation erreicht – etwa wenn Darcys Zombiekiller-Tante Lady Catherine de Bourgh (Lena Headey) davon überzeugt werden soll, dass ein friedliches Zusammenleben mit Untoten durchaus möglich ist. Aber da hätte es doch noch ein bisschen mehr gebraucht.

Zunehmend stellt sich deswegen auch die Frage, wen Regisseur Burr Steers, der auch am Drehbuch mitarbeitete, hier eigentlich ansprechen wollte. Für Horrorfans gibt es zuviel Komödie und Romanze, Romantiker stören sich am brutal-grotesken Drumherum, Trashfans langweilen sich aufgrund der Ernsthaftigkeit. Als kleines Kuriosum taugt die Adaption zwar, die Ausstattung und die Monstermasken sind zudem deutlich aufwändiger, als es die Inhaltsbeschreibung vermuten ließe. Enttäuschend ist es aber schon, dass aus dem seltsamen Stoff nicht mehr gemacht wurde und Stolz und Vorurteil & Zombies erstaunlich schnell zu einem recht gewöhnlichen Film mutiert.



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Die Idee, Jane Austens Kostüm-Romanze mit Zombie-Kämpfen zu verknüpfen, ist originell, macht anfangs auch tatsächlich Spaß. Auf einen ganzen Spielfilm ausgedehnt reicht es dann aber doch nicht, dafür ist „Stolz und Vorurteil & Zombies“ später letztendlich zu gewöhnlich.
5
von 10