Am Ende ein Fest
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Am Ende ein Fest

(„Mita Tova“ directed by Sharon Maymon and Tal Granit, 2014)

Am Ende ein Fest
„Am Ende ein Fest“ läuft ab 24. September im Kino

Mit Max (Shmaul Worf) geht es zu Ende: Er weiß es, seine Frau Yana (Aliza Rosen) weiß es, die Ärzte wissen es. Während der alte Mann mit der Tatsache längst seinen Frieden gemacht hat, leidet er sehr unter den unwürdigen Bedingungen, unter seiner Bewegungslosigkeit, darunter, wieder Windeln tragen zu müssen. Anstatt weiter unter Schmerzen auf das Unabwendbare warten zu müssen, möchte er lieber jetzt schon aus dem Leben scheiden. Aber wie? Weder Yana noch seine Freunde Yehezkel (Ze’ev Revach) und Levana (Levana Finkelstein) bringen es fertig, ihn zu töten. Und von den Ärzten ist ebenfalls keine Hilfe zu erwarten. Da kommt der Hobbytüftler Yehezkel auf die Idee, eine Selbsttötungs-Maschine zu bauen, die Max per Knopfdruck selbst auslösen kann. Komplettiert wird die kleine Gruppe durch den ehemaligen Tierarzt Dr. Daniel (Ilan Dar) und den früheren Polizisten Rafi (Raffi Tavor). Tatsächlich geht der Plan auf, Max scheidet friedlich aus dem Leben. Damit fangen jedoch die Probleme erst an, denn in der Folge melden sich weitere todkranke Menschen, welche die Maschine nutzen möchten.

Sterbehilfe? Andern bei ihrem Selbstmord unter die Arme greifen? Das ist noch immer ein heikles Thema, über das hierzulande auch nur ungern gesprochen wird. Entsprechend vorsichtig ist, wer in Deutschland einen Film dazu drehen will. Ob es nun Und morgen Mittag bin ich tot oder Hin und weg ist, es sind schwermütige Dramen über den Abschied von liebgewonnenen Menschen, schmerzhafte Geschichten des Gehenlassens. In Israel scheint man das ein wenig lockerer zu sehen. Schon die erste Szene, in der Yehezkel sich am Telefon als Gott ausgibt, um einer Bekannten das Sterben zu verbieten, ist ein wunderbar skurriler und unverkrampfter Umgang mit der Sterblichkeit.

Und auch später zeigt das Regie- und Drehbuchduo Sharon Maymon und Tal Granit viel Sinn für Humor. Einiges ist recht harmloser Natur wie der Running Gag um einen Polizisten, der das Sterbehilfekommando immer wieder wegen Verkehrsvergehen anhält. An anderer Stelle sind die Witze deutlich dunkler gefärbt. Und spätestens bei einer so unerwarteten wie grotesken Gesangseinlage sind eventuelle Vorbehalte beim Zuschauer endgültig beiseite gewischt, ein befreiendes Lachen hat die Oberhand übernommen – ohne sich dabei über die Betroffenen lustig zu machen.

Das soll nicht heißen, dass Am Ende ein Fest nicht auch seine traurigen Seiten hätte, gerade zum Ende hin werden die Gefühle kräftig durch die Mangel genommen. Insgesamt überwiegt aber der lockere Ton, wohl auch, weil sich Maymon und Granit nicht ernsthaft mit dem Für und Wider auseinandersetzen möchten. Einzig Levana wird als moralische Instanz eingeführt, die sich anfangs lautstark gegen einen künstlichen Tod einsetzt. Da sie im Laufe des Films aber selbst immer stärker erkrankt – in ihrem Fall ist es Demenz –, erledigt sich dieses „Problem“ quasi von selbst.

Wer mag, kann genau das angreifen, dass man es sich hier ein bisschen sehr einfach macht, sich schon recht einseitig auf die Seite der Sterbehilfebefürworter schlägt. Und auch die plötzliche Zweigleisigkeit des Themas – Selbsttötung auf der einen Seite, Demenz auf der anderen – ist nicht ganz ungefährlich. Da Am Ende ein Fest bis zum Schluss aber eine Menge Charme beweist, die herrlich unerwachsenen Rentner trotz oder gerade wegen ihrer Macken echte Sympathieträger sind, ist den Beteiligten ein sehr schöner Film über hässliche Themen gelungen, in dem sich komische und rührende Elemente die Waage halten und der auch die eine oder andere Spitze gegen den Umgang mit alten Menschen enthält.



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Einige Rentner wollen mithilfe einer Maschine freiwillig aus dem Leben treten, das ist kurios und bitter zugleich. Trotz des ernsten Themas ist „Am Ende ein Fest“ jedoch ein Film, der dem Motiv der Sterbehilfe aufgreift mit viel Humor und Wärme begegnet. Eine wirkliche Auseinandersetzung mit dem Für und Wider darf man hingegen nicht erwarten.
8
von 10