Selma

Selma

(„Selma“ directed by Ava DuVernay, 2014)

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Selma
„Selma“ läuft seit 19. Februar im Kino

Obwohl der Bürgerrechtler Martin Luther King (David Oyelowo) nun schon mehrere Jahre für die Rechte der Schwarzen kämpft, ist es vielen von ihnen nicht möglich zu wählen. Formal besteht zwar das Wahlrecht, nach dem es auch schwarzen Amerikanern gestattet ist zu wählen, doch bei der Wahlregistrierung werden sie immer wieder mit gezielt schweren Fragen konfrontiert oder aufgrund der Teilnahmebedingungen nicht zu Wahl zugelassen. Eine dieser Teilnahmebedingungen besagt, dass man nur wählen darf, wenn die eigenen Vorfahren bereits vor 1865 wählen durften, was damals nur der weiße Bevölkerung und freigelassene Sklaven gestattet war. Zwar hatte man, auch wenn man die eben genannte Bedingung nicht erfüllte, immer noch die Chance das Wahlrecht zu erlangen, doch man musste noch zahlreiche weitereAuflagen erfüllen.

So kam es dazu, dass in einigen Landkreisen Alabamas mehr als 50 Jahre kein schwarzer Amerikaner an einer Wahl teilgenommen hat. Diese Ungerechtigkeit ist Martin Luther King Jr. gewillt abzuschaffen. Bei seinen Gesprächen mit Präsident Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson) kommt es jedoch zu keiner Einigung und so muss King das Zepter des Handelns selber in die Hand nehmen. Zusammen mit einigen Mitstreitern fährt er nach Selma, Alabama, um mit den ortsansässigen Aktivisten einen Widerstand zu formieren. Als er wenig später zu einem Friedensmarsch von Selma nach Montgomery organisiert ist klar, dass dieser Marsch kaum eine Chance hat, friedlich zu verlaufen.

David Oyelowo spielt hier einen Martin Luther King, der keinesfalls auf einen Sockel gestellt wird oder als Heldenfigur verehrt wird. Man sieht ihn hier als einen Menschen, der für seine Überzeugung einsteht und bereit ist alles zu tun, um diese zu verwirklichen. Selbst den Tod nimmt er dafür in Kauf, was zu gewissen Problemen mit seiner Frau führt, die sich hier etwas hinten angestellt fühlt, aber auch immer wieder hinter ihrem Mann steht und ihm den Rücken stärkt. Der Menschenrechtler wird hier nicht als perfekt dargestellt, sondern als beeindruckender Mensch, der auch mal einen Fehler macht und, wie viele anderen auch, Familienprobleme hat.

Einen besseren Hauptdarsteller hätte man für diesen Film wohl nicht engagieren können. David Oyelowo, der, wie er selbst sagt; nach seiner ersten Drehbuchlesung eine tiefe, spirituelle Nähe zu King spürte, spielt diesen mit einer besonderen Tiefgründigkeit und stellt seine Überzeugung und seine Mentalität hervorragend dar. Dabei hätte er die Rolle beinahe nicht bekommen. Der damalige Regisseur (u. a. waren zwischendurch Regisseure wie Lee Daniels, Spike Lee und Michael Mann am Projekt beteiligt) wollte ihn nicht als Hauptdarsteller und so spielte Oyelowo in Filmen wie Lincoln, The Help und Der Butler mit. All diese Rollen halfen ihm nach eigener Aussage sich auf die Rolle des Martin Luther King vorzubereiten, von der er wusste, dass er sie trotz der anfänglichenAblehnung, irgendwann einmal verkörpern würde. Glücklicherweise behielt er Recht und trägt diesen Film fast von allein.

Das muss er auch, denn die Nebencharaktere bleiben in diesem Film leider sehr blass. Tom Wilkinson tritt hier als US-Präsident auf, dessen Standpunkt in der Diskriminierungsfrage man oftmals nicht so ganz bestimmen kann. Tim Roth mimt den total eindimensionalen Gouverneur George Wallace, der hier gefühlt in jeder seiner Szenen nur dazu da ist, um seinen Hass auf die Schwarzen Ausdruck zu verleihen. In anderen Nebenrollen sind unter anderem noch Carmen Ejogo, Giovanni Ribisi, und Andre Holland zu sehen, von denen hier aber keiner restlos überzeugen kann.

Auch wenn man weiß, oder zumindest erahnen kann, wie der Film endet, bleibt er doch bis zum Ende spannend (eine Kunst, die ich u.a. auch bei Zero Dark Thirty bewunderte, da man als Zuschauer auch dort den Ausgang der Geschichte kannte, der Film es jedoch trotzdem geschafft hat, bis zum Ende die Spannung aufrecht zu erhalten). Auch der beeindruckende Kontrast zwischen den ruhigen Protesten und der daraus resultierenden, teilweise bestialischen, Polizeigewalt ist in diesem Film mehr als gelungen. Die, größtenteils in Zeitlupe gehaltenen Jagdszenen zwischen der Polizei und den Demonstranten, in denen Afroamerikaner mit Hilfe von Schlagstöcken und Peitschen zu Boden gebracht werden, sind teilweise so grausam, dass es schwer ist, den Blick aufrecht zu halten.



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Trotz etwas schwacher Nebencharaktere ist Selma ein beeindruckendes Drama, welches mit einem ausgezeichneten Hauptdarsteller aufwarten kann.
8
von 10