Lost Place

Lost Place

(„Lost Place“ directed by Thorsten Klein, 2013)

Lost PlaceErst waren es nur einige wenige und dann auf einmal waren sie überall: Jugendliche, die mit GPS bewaffnet Wälder, Städte und Felder unsicher machten, immer auf der Suche nach versteckten „Schätzen“. Dass in den Schatullen weder Gold noch Juwelen zu finden waren, sondern Alltagsramsch und persönliche Botschaften störte die Geocacher nicht. Das gemeinsame Suchen steht im Mittelpunkt, nicht der Nutzen, Schnitzeljagd statt Bereicherung ist angesagt. Über 300.000 dieser Behälter sind inzwischen allein in Deutschland irgendwo verborgen. Warum das Phänomen bislang in Filmen nie wirklich thematisiert wurde ist ein ebenso großes Rätsel wie die anhaltende Faszination für diese Freizeitbeschäftigung. Lost Place versucht nun diese Lücke zu schließen, gibt dem Zuschauer dafür jedoch eine Reihe weiterer Rätsel mit auf den Weg.

Einmal noch wollen die Oberschülerin Elli (Jytte-Merle Böhrnsen) und ihre Freundin Jessica (Josefine Preuß) etwas zusammen unternehmen, bevor Letztere fürs Studium nach Mainz zieht. Wenn es nach Jessica ginge, hätte man die gemeinsame Zeit auch einfach genießen können, ein Wellnessausflug zum Beispiel. Doch Elli hat da eine andere Idee. Die begeisterte Geocacherin verabredet sich mit dem gleichgesinnten Daniel (François Goeske), um einen berüchtigten Schatz mitten im Pfälzer Wald zu suchen, der bislang nur von wenigen gefunden wurde – eine willkommene Herausforderung für zwei Hardcoreschnitzeljäger wie sie. Und so machen sie sich die drei mit Daniels Kumpel Thomas (Pit Bukowski) auf den Weg. Doch der führt sie auf einen verlassenen Campingplatz, bei dem der Cache nicht das einzige ist, was vor dem Rest der Welt versteckt werden sollte.Lost Place Szene 1

Nicht nur inhaltlich, auch äußerlich ging man hier neue Wege: Lost Place rühmt sich damit, der erste echte deutsche 3D-Mystery-Thriller zu sein. Echt bedeutet in diesem Fall, dass schon beim Dreh 3D-Kameras zum Einsatz kamen und nicht nachträglich die dritte Dimension eingebaut wurde, um an den Kinokassen mehr Geld verlangen zu können. So richtig gelohnt hat sich der Aufwand aber nicht, denn bei allem Respekt vor dem Pfälzer Wald, wirklich beeindruckend sieht es dort dann doch nicht aus. An einigen Stellen liefert der Film schöne Bilder, gebraucht hätte es die Plastizität aber nicht.

Auch an anderen Stellen schießt der Film übers Ziel hinaus. Vor allem bei den Figuren hätte man sich ruhig etwas zurücknehmen können. Elli und Daniel wurden übertrieben nerdy angelegt, Thomas ist ein Bilderbuchproll und Jessica eine Zicke. Das ist so überzeichnet, dass der Schritt zur Satire nicht mehr weit ist. Das macht es nicht nur unverständlich, warum die vier Zeit miteinander verbringen wollen. Schlimmer noch: Die Charaktere sind teils so nervig, dass man gar nicht weiß, weshalb man sich für deren Schicksal überhaupt interessieren sollte. Das ist insofern sehr ärgerlich, weil man sie mit durchaus talentierten Jungschauspielern besetzt hat (wenngleich sie für Schülerrollen dann doch etwas zu alt sind). Aber Talent alleine bringt wenig, wenn man keine Plattform dafür bekommt.Lost Place Szene 2

Ist Lost Place an der Stelle übertrieben, hätte es bei der Geschichte dafür ruhig ein wenig mehr werden dürfen. Geocaching als Aufhänger zu nehmen für einen Mystery-Thriller im unscheinbaren Pfälzer Wald – warum eigentlich nicht? Und die Idee hinter den Vorkommnissen ist an und für sich auch nicht schlecht, das Ende zeigt, welches Potenzial der Film hatte. Nur: Genutzt wird das nicht. Für Erklärungen interessiert sich Regisseur und Ko-Autor Thorsten Klein herzlich wenig. Egal ob die Ausgangslage an sich, der weitere Verlauf oder auch die Handlungen der vier, an allen Ecken und Enden fehlt es an Plausibilität. Klar, in dem Genre ist das keine Seltenheit, ganz so gleichgültig wie hier sollte man mit dem Aspekt der Nachvollziehbarkeit aber nicht umgehen.

Richtig misslungen ist der deutsche Genrebeitrag trotz dieser Schwächen aber nicht, da gab es letztes Jahr mit den Kollegen Bela Kiss: Prologue und Sin Reaper schlechtere Alternativen. Größter Pluspunkt ist neben dem originellen Setting die unheilvolle Atmosphäre, die einen dann doch bis zum Schluss bei der Stange hält. Schließlich will man wissen, was da jetzt wirklich dahintersteckt. Wem es vor allem darauf ankommt, der darf bei aller Kritik also mit auf die Schnitzeljagd gehen. Einen Schatz wird man dabei aber eher nicht finden.

Lost Place ist seit 28. März auf DVD und 3D-Blu-ray erhältlich



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Eine Geschichte mit viel Potenzial, dazu talentierte Schauspieler – was kann da noch schiefgehen? Im Fall von Lost Place leider einiges. Die Figuren sind übertrieben, teils nervig, vieles ergibt keinen Sinn. Dank der unheilvollen Atmosphäre ist der deutsche Mystery-Thriller am Ende aber immerhin Durchschnitt.
5
von 10