Utopia Staffel 1

Utopia – Die komplette 1. Staffel

(„Utopia- Season 1“ directed by Dennis Kelly, 2013)

Utopia Staffel 1
„Utopia Staffel 1“ erscheint am 27. Februar auf DVD und am 27. März auf Blu-ray

So richtig weiß niemand, worum es in dem Comic „The Utopia Experiment“ geht, und trotzdem gibt es Leute, die verrückt danach sind. Über ein Internetforum lernen sich Ian (Nathan Stewart-Jarrett), Becky (Alexandra Roach), Wilson (Adeel Akhtar), Grant (Oliver Woollford) und Bejan (Mark Stobbart) kennen. Letzterer behauptet  im Besitz der Fortsetzung zu diesem mysteriösen Comic zu sein. Doch noch vor dem ersten gemeinsamen Treffen wird er ermordet und so müssen die anderen fliehen und ihr altes Leben hinter sich lassen. Ihre einzige Hoffnung ist es, die Botschaft des Comics zu entschlüsseln. Doch hinter dem Utopia-Experiment verbirgt sich mehr, als es zuerst den Anschein hat und nach und nach, gibt es immer mehr Fragen, auf die es die Antwort zu suchen gilt. „Welchen Plan verfolgt das Unternehmen The Network?“ „Wer ist Mr. Rabbitt?“ „Welche Rolle spielt der britische Gesundheitsbeamte  Michael Dugdale (Paul Higgins)?“ „Wie sind die beiden Killer Arby (Neil Maskell) und Lee (Paul Ready) in die Sache verstrickt?“ Und vor allem: „Wo ist Jessica Hyde?“

Es ist ein Kreuz, dass viele britische Serien, wie Sherlock, Luther, Misfits und nicht zuletzt auch Utopia tragen müssen. Ihre Staffeln sind meistens viel zu kurz. Das ist natürlich nicht zwingend etwas Schlechtes. So verfolgt man als Zuschauer eine Handlung, die aufgrund ihrer kurzen Laufzeit, fast ohne Pause auszukommen scheint und auf kleinere Nebenhandlungen verzichtet. Man sieht die Serie aber auch nicht solange, dass man am Ende zu viel von ihr hat und erstmal eine Pause braucht. Doch am Ende, wenn der Abspann der letzten Folge läuft, kommt doch ein bisschen Wehmut auf, dass die Staffel schon wieder vorbei ist. Utopia hat jedoch noch den bitteren Beigeschmack, dass die Serie nach zwei Staffeln schon wieder abgesetzt wurde. Und das obwohl sie schon nach kurzer Zeit Kult-Status erreicht hat und von Kritikern in höchsten Tönen gelobt wurde. Ein kleines Trostpflaster bleibt dennoch, denn David Fincher sicherte sich bereits die Rechte an einem US-Remake. Doch auch wenn Finchers Fähigkeiten als Regisseur unbestritten sind, wird es schwer für ihn werden, an die Qualität des Originals heranzukommen.

Diese positive Kritik kommt jedoch auch nicht von ungefähr, denn diese Serie ist einfach der Wahnsinn. Sie ist genauso unvorhersehbar, wie abgefahren. Die Handlung an sich klingt nicht gerade einfallsreich. Die Jagd nach einem Comic-Skript? Nicht gerade spannend. Doch der erste Eindruck täuscht, denn Regisseur Dennis Kelly nimmt den Zuschauer mit auf eine Reise voller schonungsloser Gewalt, skurriler Charaktere und einzigartigen Bildern.

Es beginnt in einer ganz normalen Szenerie, in einem Comic-Laden, deren Ausgang man in einer solchen Art in einer Serie mehr als selten zu sehen bekommt und welche nur den Auftakt für die folgenden 240 Minuten bildet, in denen Moral ein Fremdwort ist. Dass hier Menschen, selbst Kinder, ohne groß mit der Wimper zu zucken umgebracht werden, wird bereits in der ersten Szene klar. Das ist natürlich nicht jedermanns Sache, doch es ist hier Bestandteil der Serie und dient unter anderem dazu, die Zerstörung einiger Charaktere besser darzustellen. Die Gewalt spielt zwar nicht die wichtigste Rolle, ist jedoch in fast jeder Szene präsent und trägt so auch zur Unberechenbarkeit dieser Serie bei.

Worum es bei Utopia wirklich geht wird es mit der Zeit klar. Ich kann jedoch soviel verraten, dass es später darum geht, einen Großteil der Bevölkerung in gewisser Maßen zu retten. Dies geschieht hier jedoch nicht auf eine so plumpe Art und Weise, indem die Bösen einfach versuchen eine Bombe zu zünden, die es für die Guten zu entschärfen gilt.  In dieser Serie gibt es einen viel größeren Plan, mit weitreichenderen Folgen, von dem man selber nicht so richtig weiß, was man von ihm halten soll. Das ganze Geschehen wirkt in manchen Szenen schon fast surreal, in anderen aber wieder so erschreckend nah an der Realität, dass man sich fragt, ob es in Zukunft einen ähnlichen Plan geben könnte.

Ein großen Beitrag zur Andersartigkeit dieser Serie leistet auch die Kamera, die immer mal wieder mit dem Licht spielt und mit einer tollen Farbpalette selbst normalste Einstellungen zu einem visuellen Augenschmaus werden lässt. Die kontrastreichen Farben dienen dazu, ein zumeist grelles, aber doch immer faszinierendes Bild einzufangen, welches einen teilweise mehr zum Staunen bringt, als die einstürzende Hochhäuser und riesige Explosionen im Kino. Genauso unberechenbar wie die Kamera, sind die Charaktere, bei denen man nie weiß, wer gerade auf wessen Seite steht und wer gegen wen intrigiert. Bleibt am Ende nur noch der brillante, teilweise hypnotisch wirkende Soundtrack von  Cristobal Tapia de Veer zu erwähnen, der diese Staffel perfekt abrundet.



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Utopia sticht aus der heutigen Serienvielfalt dank beeindruckenden Bildern, einer spannenden Handlung, unvorhersehbaren Wendungen und einer beträchtlichen Portion Gewalt aus und gehört zu einer der besten Serien der jüngeren Vergangenheit.
9
von 10