Therapie für Wikinger Den Sidste viking The Last Viking
© Neue Visionen Filmverleih / Splendid Film / Rolf Konow

Therapie für Wikinger

Therapie für Wikinger Den Sidste viking The Last Viking
„Therapie für Wikinger“ // Deutschland-Start: 25. Dezember 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

15 Jahre hat Anker (Nikolaj Lie Kaas) wegen eines Bankraubs hinter Gittern verbracht. Nun ist er wieder frei und möchte an die Beute heran. Dummerweise weiß aber nur sein Bruder Manfred (Mads Mikkelsen), wo diese versteckt ist. Und der hält sich inzwischen für John Lennon, weiß deshalb gar nicht, was man von ihm will. Es hilft nichts, Anker muss seinen realitätsfremden Bruder wieder in ihr altes Elternhaus inmitten einer Waldgegend bringen, in dessen Nähe das Geld vergraben sein muss. Dabei muss er sich nicht nur mit Margrethe (Sofie Gråbøl) und Werner (Søren Malling) herumplagen, die inzwischen in dem Haus wohnen. Ankers ehemaliger Komplize Flemming (Nicolas Bro) ist ihnen zudem dicht auf den Fersen, weil er die Millionen für sich selbst beansprucht …

Gewohnt komische Abgründe

Im Laufe seiner bald drei Jahrzehnte umfassenden Karriere hat sich Anders Thomas Jensen durch eine Reihe schwarzer Komödien einen Namen gemacht. Ob die Kannibalengroteske Dänische Delikatessen (2003), Adams Äpfel (2005) über einen Priester, der sich um Straftäter kümmert, oder zuletzt Helden der Wahrscheinlichkeit – Riders of Justice (2020), das sich um die Aufarbeitung eines fatalen Zugunglücks dreht, der dänische Regisseur und Drehbuchautor versteht es, originelle Szenarien mit menschlichen Abgründen zu verbinden, bei denen einem zuweilen das Lachen im Hals steckenbleibt. Und das gilt dann auch für die Thrillerkomödie Therapie für Wikinger, den neuesten Streich, die nach einer Reihe von Festivalauftritten unsere Kinos erreicht.

Wer die früheren Werke des Filmemachers gesehen hat, wird sich hier gleich heimisch fühlen. Das gilt nicht nur für die oben angesprochene Mischung aus Komik und richtig düsteren Stellen. Auch bei der Besetzung darf man Déjà-vus haben: Neben den beiden Hauptdarstellern Mads Mikkelsen und Nikolaj Lie Kaas, die immer wieder in den Filmen von Jensen mitspielen, gibt es auch andere bekannte Gesichter. Das mag man als eintönig empfinden, wenn jemand immer wieder dieselben Leute castet. Andererseits sind die Figuren teilweise so unterschiedlich, dass man zumindest nicht den Vorwurf machen kann, immer wieder dasselbe zu erzählen. Außerdem ist die Besetzung ein wichtiger Grund, warum Therapie für Wikinger erneut so gut geworden ist. Im Fokus steht natürlich Mikkelsen, der als psychisch angeknackster Bruder auch die dankbarste Rolle hat. Das heißt aber nicht, dass man bei den anderen nicht ebenfalls einige sehr eigenwillige Macken eingebaut hat.

Zwischen Schmerz und Trost

Die Schauspieler und Schauspielerinnen sind nicht nur in den komischen Szenen ein Geschenk, wenn etwa Manfreds Identifikation mit John Lennon unerwartete Folgen nach sich zieht. Es sind gerade auch die dramatischen Momente, in denen sich Anders auf seine Besetzung verlassen kann. Wie schon bei Helden der Wahrscheinlichkeit erzählt der Filmemacher von Traumata und tiefsitzenden Störungen. Einiges davon liegt direkt an der Oberfläche. Nach anderem muss man etwas tiefer graben – wortwörtlich und im übertragenen Sinn. Hinweise, worum es dabei geht, finden sich zuvor schon. Es ist also nicht so, dass das Ergebnis völlig überraschend kommt. Und doch schafft es Therapie für Wikinger, mit seinen Tiefschlägen das Ziel so zu treffen, als käme das alles aus dem Nichts – was auch an der extrem schwankenden Tonalität liegt.

Die Thrillerkomödie, die 2025 bei den Filmfestspielen von Venedig Weltpremiere hatte, ist auf diese Weise gleichzeitig ein sehr unterhaltsamer wie bitterer Film. Man lacht mit diesen Figuren, von denen praktisch alle auf die eine oder andere Weise kaputt sind und leiden. Man fühlt aber auch mit ihnen, wenn sie am Leben gescheitert sind, sich in Fantasien und alternative Selbstsichten retten, weil die Realität, die Welt da draußen, zu grausam ist, um sie ertragen zu können. Therapie für Wikinger ist zugleich ein irgendwie tröstliches Werk geworden, wenn es das Publikum an die Hand nimmt, während eine Schicht nach der anderen abgetragen wird. Auch wenn der Schmerz immer wieder zu groß werden droht, bekommt man hier das Gefühl, dass man nicht allein damit ist. Oder um es mit einer zu Herzen gehenden Rahmengeschichte auszudrücken, die in gezeichneter Form vereinzelt auftaucht: Wenn wir alles kaputt sind, dann ist es niemand von uns.

Credits

OT: „Den Sidste viking“
IT: „The Last Viking“
Land: Dänemark, Schweden
Jahr: 2025
Regie: Anders Thomas Jensen
Drehbuch: Anders Thomas Jensen
Musik: Jeppe Kaas
Kamera: Sebastian „Makker“ Blenkov
Besetzung: Mads Mikkelsen, Nikolaj Lie Kaas, Sofie Gråbøl, Søren Malling, Bodil Jørgensen, Lars Brygmann, Kardo Razzazi, Nicolas Bro, Peter Düring

Bilder

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Therapie für Wikinger
fazit
„Therapie für Wikinger“ lässt zwei Brüder beim alten Elternhaus nach einer versteckten Beute suchen, während sie von einem Gangster gejagt werden. Anders Thomas Jensen gelingt es dabei wieder auf seine für ihn typische Weise, absurde Situationen mit menschlichen Abgründen zu kombinieren. Die hervorragend gespielte Thrillerkomödie bringt einen mit sonderbaren Einfällen zum Lachen, nur um dann auf einmal richtig weh zu tun.
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