
Als Sarah Collins (Gemma Whelan) dem Morddezernat beitritt, wird sie damit beauftragt, bei früheren Fällen noch einmal nachzuschauen. Dabei stößt sie auf einen, den ihr Chef Jim Fedden (Stuart McQuarrie) eigentlich für abgeschlossen hält und bei dem es um das Mädchen Tania geht, die vor 25 Jahren spurlos verschwunden ist. Bis heute gibt die Geschichte Rätsel auf. Warum hatte sie sich auf dem Weg zu ihrer Freundin umgezogen? Zur gleichen Zeit ist Lizzie Adama (Tahirah Sharif) wieder zurück bei der Polizei und hat mit einem eigenen Fall zu kämpfen. So bekommt sie es mit Mark Brannon (Charley Palmer) zu tun, von dem vermutet wird, dass er seine Freundin Georgina (Rosa Coduri) und die Tochter Skye (Faith Delaney) misshandelt …
Zwei parallele Fälle
Donnerstagabend ist auf arte bekanntlich Serienzeit. Der Sender bringt dann Titel aus aller Welt, wobei der Fokus oft düstere Stoffe aus Europa sind. In diesem Rahmen dürfen Fans gerade die britische Krimiserie The Tower sehen, die seit 2021 produziert wird. Bei Staffel 1 ging es um einen Polizisten und eine Jugendliche, die von dem Dach eines Hochhauses in den Tod gestürzt waren. Der Schlüssel zum Rätsel waren dabei ein traumatisierter Junge sowie eine andere Polizistin, die spurlos verschwunden ist. Zwei Jahre später folgte eine zweite Staffel, die prinzipiell nahtlos an die erste anschließt und bei der es ein Wiedersehen mit einigen Figuren gibt. Die Geschichte ist aber neu und geht in mehrfacher Hinsicht in eine neue Richtung.
So gibt es dieses Mal vier statt drei Folgen. Diese gewonnene Zeit wurde investiert, indem es zwei Fälle statt eines Falls gibt. Diese haben nichts miteinander zu tun, werden also tatsächlich parallel erzählt. Sie sind auch recht unterschiedlich. Die Geschichte um den Cold Case ist dabei ein klassischer Whodunit-Krimi. Es geht bei diesem Strang von The Tower darin herauszufinden, wer hinter dem Verschwinden des Mädchens steht. Dafür wird wie immer nach Spuren gesucht, werden Verdächtige befragt, was es eben so in dem Genre braucht. Die andere Geschichte ist eher eine Art Drama mit Thrillerelementen, wenn es um einen möglichen Fall von häuslicher Gewalt geht und wie man die Familie schützen könnte. Dabei steht auch die Frage im Mittelpunkt: Wie weit darf man bei der Polizei gehen?
Wendungsreich, aber beliebiger
Auffällig ist zudem die veränderte Erzählstruktur. Während bei der ersten Staffel von The Tower ausgiebig mit Flashbacks gearbeitet wurde, um auf diese Weise nicht nur den Fall an sich zu rekonstruieren, sondern auch die Figuren genauer vorzustellen. Das war mit einiger Ambivalenz verbunden, wenn man nicht immer sagen konnte, wer nun gut oder böse ist. Bei der zweiten Staffel gibt man sich deutlich geradliniger. Man weiß zwar nicht, was da bei dem Verbrechen genau geschehen ist. Bei den meisten Figuren lässt sich aber ziemlich genau sagen, was man von ihnen zu halten hat. Das macht die zweite Staffel etwas weniger interessant. Die Serie ist beim zweiten Anlauf weniger originell, ist dann doch ein etwas stärker austauschbarer Krimi.
Dafür gibt es eine Reihe von Wendungen. Gerade zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse, wenn man mehrfach meint zu wissen, was geschehen ist, nur damit es doch etwas anders war. Die Auflösung des ungeklärten Falls ist dann auch ziemlich gemein, wenn einem das gesamte Ausmaß des Verbrechens bewusst wird. Wer gern rätselt, kommt auf diese Weise bei The Tower also erneut auf seine Kosten. Schade ist aber, dass man dabei auch weniger zu sagen hat als zuvor. Zwar gibt es auch dieses Mal eine gesellschaftliche Komponente, wenn es um das Thema Klassenunterschiede geht. Aber das ist zu vernachlässigen, da war man zuvor doch etwas ambitionierter gewesen. Das muss einen nicht stören, gesellschaftliche Aussagen kommen sowieso nicht bei allen gut an. Es führt aber ebenfalls dazu, dass die Serie etwas beliebiger geworden ist.
OT: „The Tower“
Land: UK
Jahr: 2023
Regie: Faye Gilbert
Drehbuch: Patrick Harbinson
Musik: Nainita Desai
Kamera: Ashley Barron
Besetzung: Gemma Whelan, Tahirah Sharif, Emmett J. Scanlan, Jimmy Akingbola, Stuart McQuarrie, Bobby Lockwood, Ella Smith, Charley Palmer Rothwell, Faith Delaney, Niamh Cusack, Tamzin Outhwaite
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