
Seit zwanzig Jahren schon wird an der ersten Ausgabe des Oxford English Dictionary gearbeitet, welches einen Überblick über alle gebräuchlichen englischen Wörter geben soll, inklusive Erklärung und Entstehungsgeschichte. Doch ein Ende ist nicht in Sicht, die Zahl der Wörter ist einfach zu groß, zumal sich die Sprache nach wie vor weiterentwickelt. Professor James Murray (Mel Gibson) hat deshalb die Idee, die Menschen da draußen miteinzubeziehen und um Hilfe zu bitten, in der Hoffnung, die uferlose Arbeit dadurch etwas verringern zu können. Auf diese Weise macht er die Bekanntschaft des Arztes William Chester Minor (Sean Penn), der seit einiger Zeit unter starken Halluzinationen leidet. Während einer solchen hat er sogar einen anderen Mann getötet, weshalb er jetzt in einer Psychiatrie lebt. Trotz seiner Erkrankung wird Minor zu einer wertvollen Unterstützung, auch wenn dies mit weiteren Problemen verbunden ist …
Die irre Entstehungsgeschichte eines Wörterbuchs
Manchmal soll es wohl einfach nicht sein, siehe The Professor and the Madman. Zwar hatte Mel Gibson schon früh den Wunsch, basierend auf dem 1998 veröffentlichten Sachbuch The Surgeon of Crowthorne von Simon Winchester die Entstehungsgeschichte des legendären Oxford English Dictionary zu erzählen. Doch es kam während der Produktion zu Problemen, später hielt ein Rechtsstreit die Veröffentlichung auf. Obwohl der Film bereits 2016 gedreht wurde, kam er erst 2019 auf den Markt. Regisseur und Co-Autor Farhad Safinia wollte mit dem Ergebnis nichts zu tun haben, weshalb er auf das Pseudonym P. B. Shemran zurückgriff. Die Veröffentlichung selbst wurde zu einem Debakel: Die Kritiken waren mäßig, die Einspielergebnisse eine Katastrophe. In Deutschland kam der Film nicht einmal in die Kinos, sieht man einmal von dem Fantasy Filmfest ab, wo er nach Ansicht vieler nicht hin gehörte.
So furchtbar, wie sich das alles anhört, ist das Ergebnis dabei gar nicht. Die Geschichte selbst ist sogar ziemlich interessant. Zugegeben, die Entstehung eines Wörterbuchs zu thematisieren, klingt zunächst nicht besonders einladend. Die Lektüre eines solches Werks ist schon nicht unbedingt unterhaltsam. Warum sollte es dann ein Film darüber sein? Doch die Umstände sind tatsächlich besonders. Zum einen führt The Professor and the Madman vor Augen, was für eine Mammutarbeit das alles ist. Was für uns so selbstverständlich wirkt, wenn wir ein solches Werk aufschlagen, ist das Ergebnis exzessiver Recherchen. Ein Fass ohne Boden, vor allem wenn man eben historische Belege unterbringen möchte. Ursprünglich als vierbändiges Buch gedacht, umfasste die erste Ausgabe am Ende zwölf, was einem bewusster macht, wie dieser Prozess ausgesehen haben muss.
Zu exzessiv und ziellos
Die andere Besonderheit wird in dem Titel vorweggenommen: Dass ein verrückter Arzt, der während einer seiner Halluzinationen zum Mörder wurde, eine wichtige Stütze bei der Erstellung des Wörterbruchs war, ist nicht unbedingt das, was wir mit dem trockenen Werk in Verbindung bringen würden. The Professor and the Madman betont diesen Aspekt dann auch kräftig und gibt Hauptdarsteller Sean Penn (One Battle After Another) die Gelegenheit, mal so richtig aus sich herauszugehen. Subtil ist das Ergebnis nicht gerade, eher ein bisschen exzessiv. Aber es sorgt doch für Unterhaltung, ebenso die Blicke hinter die Kulisse, wie so ein Wörterbuch eigentlich entsteht. Zumal es dabei auch zu Intrigen und Machtkämpfen kommt, was man ebenfalls so nicht erwarten würde.
Während der Einstieg so noch ganz interessant ist, verläuft sich der Film mit der Zeit immer mehr. Beispielsweise erzählt The Professor and the Madman von dem Versuch des psychisch angeknacksten Mörders, sich mit der Witwe seines Opfers auszusöhnen – was nicht nur sehr befremdlich ist, sondern auch die Hauptgeschichte komplett ausbremst. So richtig spannend ist die zweite Hälfte deshalb nicht, man weiß dann schon gar nicht mehr, worum es dabei überhaupt gehen sollte. Insgesamt ist das biografische Drama zwar schon noch einen Blick wert, eben weil die Geschichte so ungewöhnlich ist. Gleichzeitig ist es verständlich, warum der Film von allen beteiligten als nicht geglückt angesehen wird.
OT: „The Professor and the Madman“
Land: Irland
Jahr: 2019
Regie: Farhad Safinia
Drehbuch: Farhad Safinia, Todd Komarnicki
Vorlage: Simon Winchester
Musik: Bear McCreary
Kamera: Kasper Tuxen
Besetzung: Mel Gibson, Sean Penn, Natalie Dormer, Eddie Marsan, Jennifer Ehle, Jeremy Irvine, David O’Hara, Ioan Gruffudd, Stephen Dillane, Steve Coogan
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