Tartinis Key
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Tartini’s Key

Tartinis Key
„Tartini’s Key“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Piran, ein wunderschönes Städtchen an der slowenischen Adria, wird in Tartini’s Key Schauplatz einer kuriosen Schnitzeljagd. Giuseppe Tartini, ein berühmter Violinist, wurde hier nicht nur geboren, sondern soll anscheinend einen vielversprechenden Schatz irgendwo in der Ortschaft verstecken. Auf der Spur des Schatzes befinden sich ausgewachsene, gefährliche Banditen, die jedoch nicht die Rechnung mit einer Gruppe Kindern gemacht haben, die zufällig eine SMS mit der Anweisung bekommen haben, sich genauso auf Schatzsuche zu begeben. Zwischen mafiösem Krimi, einer sommerlichen Städtereise und einer gehörigen Portion Slapstick entfaltet sich ein gutherziger, spannender Familienfilm, aus der Feder vom 2024 verstorbenen slowenischen Kultregisseur Vinči Vogue Anžlovar, dessen letzter Film dies darstellt.

Immersive Stadtführung

Tartini’s Key ist im Grunde weitestgehend pädagogisch wertvoll aufgebaut. So geht es zuallererst um die Etablierung der Stadt Piran als malerische Kulisse, als lebendiger Ort, dessen bewegte Geschichte, die ca. offiziell im siebten Jahrhundert nach Christus startet und den Ort an der Slowenischen Riviera mal in byzantinischer, fränkischer, illyrischer, venezianischer oder italienischer Hand sah. Zu erzählen gibt es hier also allerhand, und der Film nimmt sich stückchenweise der Aufgabe an, indem er Geschichtsschnipsel klug in die Rahmenhandlung einbindet, die an Klassiker der Kinder-/Familienunterhaltung wie Emil und die Detektive oder Die drei Fragezeichen erinnert. Der cleane Look, die simple Story und die klare Einteilung der Charaktere in Gut und Böse versprechen ein unterhaltsames Erlebnis, wenn da nur nicht die Länge(n) wäre(n).

Mit knapp zwei Stunden ist die Geschichte dann doch etwas zu lang angesetzt und der Film ist nicht gehaltvoll genug, das Schauspiel nicht fesselnd genug, um über die gesamte Spieldauer wirklichen Mehrwert zu liefern. Streckenweise wirkt er fast schon roh und ziellos, wobei vor allem die Kameraführung ein Negativbeispiel abbildet. Nicht nur hat man den Eindruck, bei einer Fernsehproduktion zuzugucken, sondern die Kamera hat sich einen Narren an der rotierenden 360°-Perspektive gefressen. Verständlich, gemessen an der Prämisse, Piran so vollständig und schön wie möglich präsentieren zu wollen, allerdings fühlt man sich irgendwann wie in einem Karussell. Glücklicherweise geschieht dies nicht den gesamten Film lang so: Es gibt etliche satte, ansehnlich durchkomponierte Aufnahmen, die den schwindelerregenden Kreisel wieder wettmachen.

Der Pate in Piran

Ein weiterer irritierender Faktor ist die zwar für einen modernen, an Kinder gerichteten Film verständliche, insgesamt überbordende und karikaturartige Musik; sie ist einfach zu laut und für die penetrante Dynamik schlicht nicht besonders genug. Verschmerzbar, aber unnötig – der Humor, den vor allem die beiden deppert-drolligen Gangster – bestehend aus Boss Grandemare (Goran Navojec) und Lakai Jofa (Jurij Drevenšek), wobei letzterer zum MVP des Streifens aufschwingt – versprühen, kann durchaus für sich alleinstehen, wobei auch ältere Zusehende auf ihre Kosten kommen können. Die Balance, für die gesamte Familie einen unterhaltsamen Zweistünder zu schaffen, geht nur bedingt auf; für Kinder ist es sicherlich ganz witzig, dem bunten und sympathischen Treiben zu folgen, die Aufmerksamkeitsspanne könnte aber stark über den Verlauf hinweg leiden. Für Erwachsene fehlt es deutlich an Pfiff.

Die positivsten Seiten an Tartini’s Key sind neben den unfähigen Ganoven die kindergerecht umgesetzten Themen der Freundschaft und Freiheit, der Neugier und Erkundung, und natürlich die Lehre dabei, böse Männer stetig zu überlisten. Insbesondere die Umgebung bietet enormes Potenzial, die Unbeschwertheit eines Sommers einzufangen und dabei an aktuelle Festivalfilme wie Seaside Serendipity anzuknüpfen, wenn auch der im japanischen Werk vorkommende magische Realismus zugunsten einer klassischen und slapstickartigen Darstellung schwindet. Lehrreich ist der kleine Städtetrip allemal, und löst sofort den Wunsch aus, selbst mal dorthin zu reisen.

Credits

OT: „Tartinijev ključ“
Land: Slowenien
Jahr: 2024
Regie: Vinči Vogue Anžlovar
Drehbuch: Vinči Vogue Anžlovar
Musik: Milko Lazar
Kamera: Mirko Pivcevic
Besetzung: Ella Lapajne, Maks Kerševan, Svit Šturbej, Goran Navojec, Jurij Drevenšek

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Tartini’s Key
fazit
Die Protagonist*innen in diesem komödiantischen Familienkrimi des Ende 2024 verstorbenen Vinči Vogue Anžlovar mögen situationell farblos sein, die slowenische Stadt Piran ist es nicht. Geziert von der glänzenden Adria und historischen Gässchen bietet „Tartini’s Key“ ein harmloses, sich in die Länge ziehendes Vergnügen, das durch dümmliche Mafiosi und einen positiven Grundvibe aufgepeppt wird, insgesamt bei der Kameraarbeit und der geschichtlichen Stringenz schwächelt.
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