
Schon sein ganzes Leben lang lebt Ralf Prange (Bjarne Mädel) in der Wohnung in dem Mehrfamilienhaus in Hamburg-Barmberk. Das heißt aber nicht, dass er mit den anderen klarkommt. Tatsächlich gibt es immer wieder Streit, ob es nun um Fahrräder geht, Gerüche und Geräusche, was auch immer dem Eigenbrötler gerade nicht passt. Eigentlich würde er auch gern auf Kontakt zu den anderen verzichten. Dummerweise sind da aber die ganzen Pakete, die Prange immer wieder für die Nachbarschaft annimmt, wodurch er notgedrungen immer wieder mit anderen sprechen muss. Diese nicht immer ganz erfreuliche Routine wird unterbrochen, als Dörte Krampitz (Katharina Marie Schubert) für einen Paketdienst dort auftaucht. Der Junggeselle ist sofort von ihr angetan und versucht, der Frau näherzukommen – steht sich dabei aber oft selbst im Weg. Und Nachbar Horst Rohde (Olli Dittrich) hat selbst ein Auge auf sie geworden …
Annäherung vor weihnachtlicher Kulisse
Es weihnachtet inzwischen überall sehr, ob auf Weihnachtsmärkten, in Geschäften oder daheim. Auch beim filmischen Angebot macht sich die Jahreszeit zunehmend bemerkbar. Nachdem Kinos und Streamingdienste bereits kräftig vorgelegt haben, gibt es zum Endspurt auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen entsprechende Titel zu entdecken. Den Auftakt macht dabei Prange – Man ist ja Nachbar. Wobei es sich nicht direkt um einen Weihnachtsfilm handelt, weshalb die Komödie auch schon Ende September beim Filmfest Hamburg Premiere feiern konnte, ohne dass das groß gestört hätte. Die ARD-Produktion nimmt das zeitliche Setting überwiegend als Hintergrunddeko, in Form etwa von Weihnachtsbäumen, ohne dass es inhaltlich eine wirkliche Rolle spielen würde.
Stattdessen geht es primär um die Menschen in dem Mehrfamilienhaus. Im Mittelpunkt der Geschichte steht dabei natürlich die Titelfigur. Er ist am Anfang mürrisch und einsiedlerisch, will mit niemandem etwas zu tun haben. Da liegt natürlich der Vergleich zu Scrooge aus der berühmten Weihnachtsgeschichte von Dickens auf der Hand. So wie der geläuterte Geizhals macht auch Prange eine Wandlung durch. Er kommt durchaus Menschen näher, etwa dem Jungen Butschi (Samy Ghariani), wird milder. Bei Prange – Man ist ja Nachbar ist der Wandel jedoch nicht annähernd so stark. Man merkt schon recht früh, dass der schroffe Mann sich durchaus danach sehnt, von anderen angenommen zu werden. Er ist nur nicht sonderlich geschickt beim zwischenmenschlichen Umgang, macht viel falsch, weiß einfach nicht, wie er sich anderen gegenüber verhalten sollte.
Schön, aber einfallslos
Dadurch kommt es zu Meinungsverschiedenheiten und auch der einen oder anderen peinlichen Situation. So richtig lustig sind diese Momente dann nicht, dafür sind die Witze etwas zu einfallslos. Bei den Figuren und deren Geschichten hat man sich auch nicht sonderlich viel Mühe gegeben. Und auch wenn Bjarne Mädel unbestreitbar ein großes komödiantisches Talent ist, so richtig abwechslungsreich ist es dann doch nicht, was der Schauspieler da immer wieder abliefert. Man hat bei Prange – Man ist ja Nachbar nicht das Gefühl, dass sich jemand wirklich daran versucht hätte, Individuen zu schaffen. Man begnügt sich da mit dem Minimum.
Schlecht ist das Ergebnis damit nicht. Streckenweise ist das Porträt einer Hausgemeinschaft, die eigentlich nie wirklich eine Gemeinschaft ist, sogar ganz schön geworden. Wenn die Leute hier im Laufe der Zeit Anschluss finden, aus sich herausgehen und einander suchen, ist das schon geeignet, das eine oder andere Herz zu wärmen. Außerdem ist Prange – Man ist ja Nachbar ein leiser Film geworden, der sowohl bei den humoristischen wie den herzlichen Momenten zurückhaltend bleibt. Von dem Kitsch, den man in vielen solcher weihnachtlich gestimmten Werke findet, ist hier keine Spur. Insofern kann man sich schon die anderthalb Stunden mit dieser Chaostruppe vertreiben, auch wenn man sich zu Weihnachten etwas mehr hätte wünschen dürfen.
OT: „Prange – Man ist ja Nachbar“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Lars Jessen
Drehbuch: Andreas Altenburg
Musik: Anna Bauer
Kamera: Kristian Leschner
Besetzung: Bjarne Mädel, Katharina Marie Schubert, Olli Dittrich, Gabriela Maria Schmeide, Samy Ghariani, Bozidar Kocevski, Angelika Richter, Linn Reusse, Maximilian Scheidt, Michel Diercks
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