Alone in Berlin Jeder stirbt für sich allein
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Jeder stirbt für sich allein (2016)

Jeder stirbt fuer sich allein DVD
„Jeder stirbt für sich allein“ // Deutschland-Start: 17. November 2016 (Kino) // 25. Mai 2017 (DVD)

Inhalt / Kritik

1940 in Berlin: Für Otto (Brendan Gleeson) und Anna Quangel (Emma Thompson) bricht eine Welt zusammen, als sie erfahren, dass ihr Sohn Hans (Louis Hofmann) im Krieg gestorben ist. Aber auch in seinem direkten Umfeld muss das Paar aus der Arbeiterklasse erschreckende Veränderungen mitansehen. So wird eine alte jüdische Nachbarin von anderen immer weiter bedrängt und bestohlen, bis sie keinen Ausweg mehr sieht und sich das Leben nimmt. Entsetzt von diesen Vorkommnissen beschließen die beiden, dass sie auf ihre Weise Widerstand leisten und verfassen aufrührerische Postkarten, die sie heimlich in der Gegend verteilen. Das bleibt jedoch nicht lange der Gestapo verborgen. Und so beginnt Kommissar Escherich (Daniel Brühl) seine Suche nach den Schuldigen …

Verfilmung einer Widerstandsgeschichte

Natürlich gab es während des Nationalsozialismus nicht allein glühende Anhänger. Viele versuchten, einfach nur irgendwie über die Runden zu kommen. Manche taten mehr, wollten nicht einfach nur zusehen, wie das Deutsche Reich seine Verbrechen begeht. Ein Beispiel hierfür ist das Ehepaar Elise und Otto Hampel, das in den 1940ern Postkarten und Flugblätter verteilte, in denen die beiden zum Widerstand aufriefen. Tatsächlich berühmt wurden die zwei aber nicht durch die Tat an sich, sondern die fiktionalisierte Fassung in dem 1947 veröffentlichten Roman Jeder stirbt für sich allein von Hans Fallada, Pseudonym des Schriftstellers Rudolf Wilhelm Friedrich Ditzen. Dieser gilt als das erste Buch eines deutschen nicht-emigrierten Schriftstellers über den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und wurde mehrere Male verfilmt, zuletzt in dieser Fassung hier.

Nun stellt sich natürlich bei jedem mehrfach verfilmten Buch die Frage: Braucht es wirklich eine neue Adaption? So wichtig das Thema sicherlich ist, das Fallada festgehalten hatte, die Geschichte verändert sich ja nicht. Um die 2016er Variante zu rechtfertigen, setzte man auf ein internationales Ensemble. So ist ein Großteil in Jeder stirbt für sich allein zwar mit Deutschen besetzt. Die beiden Hauptrollen übernehmen jedoch die Engländerin Emma Thompson und der Ire Brendan Gleeson. Fürs Marketing ist das Gold wert, dem Film selbst hat die Internationalisierung aber teilweise geschadet. So sprechen die beiden im Original mit einem erzwungenen deutschen Akzent, der einfach nur peinlich ist. Der deutsche Teil des Ensembles hingegen musste Englisch sprechen, was auch nicht besser ist. Insofern ist das Drama eines der seltenen Beispiele, das man sich besser in der deutschen Synchronisation anschaut, nicht im englischen Original.

Eher leblos

Aber auch sonst hat der Film seine Mängel. So talentiert das hier versammelte Ensemble zweifelsfrei ist, es gelingt diesem nicht so wirklich, einem diese Figuren näherzubringen. Das Paar wird durch seinen Widerstand charakterisiert, ansonsten bleibt es blass. Etwas besser sieht es bei einigen Figuren auf der Gegenseite aus, die selbst mit dem Nationalsozialismus hadern, aber nicht die Kraft und den Mut aufbringen, sich dem Widerstand anzuschließen. Jeder stirbt für sich allein zeigt da auf, wie das System eben auch ermöglicht wurde, weil die schweigende Masse zu groß war und man sich wegduckte, solange es ging, und die anderen ihrem Schicksal überließ. Das Drama ist also durchaus eine Kritik an dem passiven Teil der Bevölkerung.

Eine tatsächliche Auseinandersetzung mit diesem Themenkomplex darf man aber nicht erwarten. Der Film bleibt dann doch eher an der Oberfläche, beschäftigt sich etwa kaum mit den überzeugten Tätern, die es ja durchaus auch gab. Und das nicht zu knapp. Dadurch ist das Drama, das 2016 auf der Berlinale Weltpremiere hatte, zwar eine wichtige, aber nicht unbedingt interessante Erinnerung an den Kampf der beiden Hauptfiguren. Die Kritiken für Jeder stirbt für sich allein waren seinerzeit daher auch nicht besonders, in den Kinos wollte den Film trotz der Besetzung niemand sehen. Wer nicht gerade ein großer Fan von Thompson und Gleeson ist, sollte daher doch besser zum Roman greifen.

Credits

OT: „Alone in Berlin“
Land: Deutschland, Frankreich, UK
Jahr: 2016
Regie: Vincent Pérez
Drehbuch: Vincent Pérez, Achim von Borries, Bettine von Borries
Vorlage: Hans Fallada
Musik: Alexandre Desplat
Kamera: Christophe Beaucarne
Besetzung: Emma Thompson, Brendan Gleeson, Daniel Brühl, Mikael Persbrandt

Trailer

Filmfeste

Berlinale 2016

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Jeder stirbt für sich allein (2016)
fazit
Basierend auf dem gleichnamigen Roman erinnert „Jeder stirbt für sich allein“ an ein einfaches Ehepaar, das in den 1940ern zum Widerstand gegen Hitler aufrief. Die Geschichte ist interessant, der Film selbst ist es nicht. So gelingt es dem Drama nicht, die Figuren zu Menschen zu machen. Unglücklich ist zudem, wie hier alles auf Englisch gedreht wurde.
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