
Nachdem sie sich zwei Jahre lang illegal im Land aufgehalten hatte, landet die aus Nigeria stammende Isio (Ronkẹ Adékọluẹ́jọ́) in einem englischen Abschiebezentrum. Dort teilt sie sich ein Zimmer mit der pragmatischen Farah (Ann Akinjirin). Farah hilft Isio, sich mit den geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzten des Zentrums zurechtzufinden, Asylanträge aufzusetzen und Anschluss an ihre Clique, bestehend aus der schroffen Nana (Diana Yekinni) und der herzlichen Atefeh (Aiysha Hart), zu erhalten. Dass Isio ausgerechnet für Farah Gefühle entwickeln würde, hätte sie nicht gedacht. Trotz ihrer ausweglos erscheinenden Situation träumen die beiden von einer gemeinsamen Zukunft.
(Alb-)Traum Abschiebehaft
Dreamers ist das Spielfilmdebüt von Joy Gharoro-Akpojotor, einer in Nigeria geborenen britischen Regisseurin. Wem der Titel bekannt vorkommt, der hat womöglich den gleichnamigen Dokumentarfilm aus dem Jahr 2023 gesehen. Mit Gharoro-Akpojotors Erstling hat die Doku unter der Regie des Schweizer Duos Stéphanie Barbey und Luc Peter offiziell zwar nichts zu tun, interessanterweise kreisen beide Filme aber um dasselbe Thema: Abschiebung.
Der in schönen Schwarz-Weiß-Aufnahmen in den USA gedrehte Dokumentarfilm heißt Dreamers, weil in dessen Zentrum ein illegaler Einwanderer steht, der unter den Development, Relief, and Education for Alien Minors Act (kurz: DREAM Act) fallen würde. Personen, die das nie verabschiedete Gesetz betroffen hätte, werden in den USA umgangssprachlich „Dreamers“ genannt. Der in England gedrehte Spielfilm heißt indessen so, weil sich die Protagonistinnen in den buntesten Farben eine bessere und gemeinsam gestaltete Zukunft ausmalen.
Eintöniger Alltag, farbenfroh aufbereitet
Joy Gharoro-Akpojotor weiß, wovon sie erzählt. Die Figuren in dem von ihr selbst verfassten Drehbuch hat sie aus eigenen Erfahrungen und nach den Leben von Bekannten geformt. „Als ich 24 war, beantragte ich Asyl und musste im Zuge dessen meine queere Identität beweisen“, erinnert sich die Regisseurin. In Dreamers muss die von Ronkẹ Adékọluẹ́jọ́ sehr präsent gespielte Hauptfigur Isio diese Beweislast tragen. Und im Gegensatz zur Regisseurin, deren Asylantrag im wahren Leben bewilligt wurde, geht es im Film für ihre Protagonistin nicht gut aus. Darüber, „wie schrecklich das Migrationssystem ist“, wollte Gharoro-Akpojotor aber keinen Film drehen.
Stattdessen erzählt sie, „eine Geschichte über Hoffnung und Freund:innenschaft“, wie sie selbst sagt. Das erklärt die farbenfrohe visuelle Aufbereitung des eintönigen Alltags in Abschiebehaft. Das erklärt, weshalb sich das schmale, die Figuren anfangs einengende Filmformat sukzessive verbreitert, je stärker sich der Blick der Figuren weitet. Und das könnte erklären, weshalb Gharoro-Akpojotor auf die Gefängnisfilmen übliche Dramaturgie, die im ersten Akt noch angedeutet wird, letzten Endes verzichtet.
Dieses bewusste Unterlaufen der Erwartungshaltung des Kinopublikums ist Stärke und Schwäche zugleich. Einerseits bringt es frischen Wind in ein angestaubtes Subgenre, andererseits erzeugt es zu viel narrativen Leerlauf. Am Ende halten sich der Albtraum Abschiebehaft und die Wunschträume von einer besseren Zukunft zu sehr die Waage, als dass man vom einen oder vom anderen einen passenden Eindruck erhalten würde. Letztlich ist Dreamers weder Abschiebehaft-Drama noch Liebesgeschichte, sondern irgendetwas dazwischen.
OT: „Dreamers“
Land: UK
Jahr: 2025
Regie: Joy Gharoro-Akpojotor
Drehbuch: Joy Gharoro-Akpojotor
Musik: Ré Olunuga
Kamera: Anna Patarakina
Besetzung: Ronkẹ Adékọluẹ́jọ́, Ann Akinjirin, Diana Yekinni, Aiysha Hart
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