
Nach seiner Flucht aus Persien versucht Medicus Rob Cole (Tom Payne), mit seiner schwangeren Frau Ilene (Áine Rose Daly) und einem Gefolge an Freunden und Kollegen, nach London zu gelangen, um ein Krankenhaus zu eröffnen. In der Stadt angekommen, verweigert ihm die Gilde der Ärzte jedoch die Erlaubnis, seinen Beruf auszuüben, und verweist die jüdisch-muslimische Gruppe in die Armenviertel abseits der Stadt. Rob beschließt, außerhalb der Mauern Londons zu praktizieren und hilft den Armen und Ausgestoßenen unentgeltlich. Während seine unkonventionellen, aber erfolgreichen Heilmethoden der Gilde ein Dorn im Auge sind, erlangt er die Aufmerksamkeit der Aristokratie. Als ihm eine Audienz zur Heilung des kranken Königs gewährt wird, eröffnet sich Rob eine unverhoffte Chance, während er gleichzeitig in die Intrigen des Hofs verstrickt wird.
Sequel auf eigenen Beinen
13 Jahre sind vergangen seit der filmischen Umsetzung des Medicus. Für Der Medicus II führt erneut Philipp Stölzl Regie, adaptiert allerdings nicht den zweiten Band der Trilogie von Noah Gordon, sondern schließt mit einer direkten Fortsetzung an die Geschichte des ersten Films an. Nach Robs Reise in den Nahen Osten, um seine medizinischen Fähigkeiten zu kultivieren, kehrt er gezwungenermaßen zurück nach London. Er und seine Frau müssen den Schiiten entfliehen und planen gleichzeitig, den medizinischen Fortschritt nach Europa zu bringen. Das Ende des ersten Teils wird mit der Eröffnungsszene des Sequels untergraben und rückwirkend angepasst.
Verloren in Ideenvielfalt
Der Medicus II beginnt mit der Überfahrt nach Europa und einem herben Verlust, der Rob Cole nicht nur seelisch zeichnet, sondern auch an seiner selbsterdachten Bestimmung zweifeln lässt. In London angekommen, verfolgt der zweite Teil jedoch vorerst thematisch ähnliche Themen wie der Vorgänger. Die Gruppe rund um den studierten Medicus vermag es, die rückständige Medizin des frühen Mittelalters zu revolutionieren, begegnet allerdings großem Widerstand. Der Medicus II legt seinen Fokus diesbezüglich vor allem auf Religion und Politik. Dabei erlaubt sich Regisseur und Drehbuchautor Philipp Stölzl allerdings erneut zu viel künstlerische Freiheit. Keltische Bürger werden der Hexerei und Ketzerei bezichtigt, verfolgt und verbrannt. Eine religiös motivierte Inquisition von Kelten fand jedoch weder im 11. Jahrhundert noch zur deutlich späteren Zeit der Hexenverbrennung statt.
Trotz fehlender Romanvorlage bleiben Stölzl und seine vier Co-Autoren der Linie des Vorgängers treu und etablieren historische Anachronismen, obwohl ihre Geschichte ebenso gut ohne auskommen würde. Darüber hinaus ist die Handlung des zweiten Medicus Films wesentlich weniger komprimiert sowie stringent und verirrt sich in seiner über zweistündigen Laufzeit zunehmend in Nebenhandlungen und Ziellosigkeit. Der Medicus II thematisiert religiöse Spannungen, medizinisch-kulturelle Diskrepanzen, Philosophie der Psyche als Kontrast klassischer medizinischer Behandlung, politisches Ränkespiel und Konfrontation mit Tod und Vermächtnis. Während sich die Protagonisten zwischen Kelten und Kannibalen durch ein inkoherentes und lückenhaftes Erzählmuster kämpfen, verliert der Film dann endgültig seinen roten Faden. Die mittelalterliche Welt, die Der Medicus II schafft, lädt jedoch erneut zum Verweilen ein.
Mehr Schein als Sein
In der Inszenierung eben dieser Welt findet Philipp Stölzl dann zu den Stärken des Vorgängers zurück. Das für eine deutsche Produktion gewaltige Budget von schätzungsweise 20 Millionen Euro sieht man dem Film an. Set- und Kostümdesign sind on par mit einer Hollywoodproduktion. Häufige Schauplatzwechsel spiegeln zwar den unruhigen Handlungsverlauf wider, sorgen aber gleichzeitig für Abwechslung und ein visuell ansprechendes Kinoerlebnis. Auch das Ensemble ist wieder hochkarätig. Neben Tom Payne, der problemlos an seine Performance aus 2013 anschließt, sind es vor allem Aidan Gillen als rivalisierender Arzt, Liam Cunningham und Anne Ratte-Polles Königin, die Medicus II ihren Stempel aufdrücken. Trotz deutscher Produktion hat man bei der Synchronisation aus dem Englischen jedoch nicht sauber gearbeitet, was das Schauerlebnis merklich trübt.
OT: „The Physician II“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Philipp Stölzl
Drehbuch: Philipp Stölzl, Jan Berger, Caroline Bruckner, Stewart Harcourt, Marc O. Seng
Musik: Ingo Frenzel
Kamera: Frank Griebe
Besetzung: Tom Payne, Aidan Gillen, Liam Cunningham, Sara Kestelman, Owen Teale, Emma Rigby, Ágota Dunai, Emily Cox, Jeremy Wheeler
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