Eternity
Szenenbild aus der Liebeskomödie "Eternity" (© A24/ Leah Gallo)

David Freyne [Interview]

Regisseur David Freyne (©India Mullen)

Wie es nach dem Tod weitergeht? Das hängt ganz von dir ab. Das zumindest ist die Vision, die uns Eternity zeigt, Denn dort haben die Menschen die freie Wahl, wie ihre Ewigkeit aussehen soll. Die Sache hat nur einen Haken: Sobald einmal eine Entscheidung getroffen ist, kann man sie nicht mehr rückgängig machen. Das ist für Joan (Elizabeth Olsen) ein großes Problem. Denn sie könnte es sich mit ihrem kurz zuvor verstorbenen Mann Larry Cutler (Miles Teller) gemütlich machen. Nur trifft sie im Jenseits auch auf Luke (Callum Turner), mit dem sie früher verheiratet war, bis dieser tragisch als junger Mann starb. Wie soll sie sich da entscheiden? Wir haben uns zum Kinostart am 4. Dezember 2025 mit Regisseur und Co-Autor David Freyne unterhalten. Im Interview spricht er über sich verändernde Liebe, Erinnerungen als Gefängnisse und welche Ewigkeit er selbst aussuchen würde.

Könntest du uns etwas über die Entstehungsgeschichte von Eternity verraten? Wie bist du auf die Idee für den Film gekommen?

Es fing an mit einem wunderbaren Drehbuch von Pat Cunnane, meinem Co-Autor. Darin ging es um eine Frau, die zwischen ihrer ersten großen Liebe und ihrer letzten großen Liebe entscheiden muss. Ich fand die Idee sehr spannend, um über das Leben nach dem Tod nachzudenken, aber auch über die Frage, was Liebe eigentlich ist. Es war ein großes Glück für mich, dass man mich eingeladen hat, das Drehbuch zu bearbeiten und weiterzuentwickeln.

Deine Figuren müssen sich nach dem Tod für eine Ewigkeit entscheiden, die sie auch wirklich für alle Ewigkeit beibehalten. Ist das für dich eine eher beruhigende oder erschreckende Vorstellung?

Sie ist sowohl beruhigend wie auch erschreckend. Sie ist beruhigend, weil du dir selbst aussuchen kannst, was deine Vorstellung von Glück ist. Sie ist aber auch erschreckend, weil wir Menschen dazu konditioniert wurden, nie wirklich glücklich zu sein. Wir grübeln darüber nach, was hätte anders sein können und ob wir eine falsche Entscheidung getroffen haben. Was so unangenehm an der Situation ist, dass wir, egal wofür wir uns am Ende entscheiden, da immer diese Frage ist: Was wäre wenn…? Das ist aber nicht die Schuld des Jenseits. Das ist einfach eine menschliche Eigenschaft.

Und wenn du dich selbst für eine Ewigkeit entscheiden müsstest?

Ich ändere meine Meinung die ganze Zeit. Aber ich glaube, ich würde mich für die Weimarer Republik in Deutschland entscheiden. Die Weimarer Republik ohne die Nazis könnte wirklich Spaß machen. Das war eine sehr aufregende Epoche.

Du hast schon das mit dem „Was wäre wenn“ angesprochen. Das Problem von Joan ist, dass sie zwischen einem Leben, das sie tatsächlich gelebt hat, und einem Leben, das sie nicht leben konnte, wählen muss. Sie denkt deshalb viel über die Vergangenheit nach. Bist du jemand, der selbst viel über die Vergangenheit nachdenkt?

Das tun wir glaube ich alle. Bei mir hat es inzwischen nachgelassen. Je älter ich werde, umso glücklicher bin ich mit dem, der ich bin. Aber ich habe durch den Film über mein Leben noch einmal ganz anders nachgedacht. Was ich jetzt will, ist nicht mehr das, was ich als junger Mann wollte. Ich hinterfrage die Entscheidungen nicht mehr, die ich früher getroffen habe. Durch den Film habe ich zu schätzen gelernt, was ich habe. Mehr als früher.

Als Regisseur musst du viele Entscheidungen treffen, die du später meistens nicht mehr rückgängig machen kannst. Sobald ein Film fertig ist, ist er fertig. Ist es schwierig für dich, in der Hinsicht Entscheidungen zu treffen?

Nein, deine Aufgabe als Regisseur ist es ja, Entscheidungen zu treffen. Wenn du das nicht kannst, solltest du nicht Regie führen. Wir haben hart an dem Drehbuch gearbeitet und hatten eine klare Vorstellung von dem, was wir tun wollen. Beim Drehen haben wir das einfach umgesetzt. Der gesamte Prozess war sehr einfach und spaßig, der Schnitt war einfach und spaßig. Deswegen denke ich auch nicht darüber nach, was ich hätte anders machen können. Ich bin sehr glücklich mit dem Ergebnis und würde nichts ändern wollen.

Das könnte sich aber noch ändern. So wie du jetzt anders über manches anders denkst im Vergleich zu früher wirst du vielleicht in zwanzig Jahren denken: Das hätte ich anders machen sollen.

Das glaube ich nicht. Es gibt im Film eine Szene mit einem Hut, mit dem ich nicht glücklich bin. Das ist aber auch schon alles, mit dem Rest bin ich sehr glücklich. Außerdem ist der Film ein Ausdruck von dem, der ich jetzt bin. Es kann schon sein, dass ich in zehn, zwanzig Jahren ein anderer Filmemacher sein werde, sofern ich das Glück habe, da noch Filme machen zu dürfen. Aber Eternity ist ein Dokument von mir im hier und jetzt. Das kannst du nicht ändern.

Wie ein Zeitkapsel?

Genau.

Wie vorhin gesagt denkt Joan viel über die Vergangenheit nach und lebt diese alten Erinnerungen noch einmal nach. Auf der einen Seite sind Erinnerungen wichtig, weil sie uns zu dem machen, der wir sind. Schwierig wird es aber, wenn sie einen zu großen Raum einnehmen. Wann wird aus einem solchen Fundament ein Gefängnis?

Das ist eine wirklich gute Frage. Wir können in unseren Erinnerungen gefangen sein. Joan ist gefangen in dieser idealisierten Vorstellung davon, wie ihr Leben hätte sein können. Der Film handelt davon, dass ihr dieses Leben nicht gestohlen wurde, sondern dass diese Vergangenheit ein Moment in der Zeit war und das, was sie stattdessen gefunden hat, sehr wertvoll war. Wir können alle unsere Vergangenheit umschreiben und in diesen Erinnerungen gefangen sein. Es kann dann sehr schwer werden, das hinter uns zu lassen. Auch das gehört zum Menschsein dazu.

Gibt es eine Erinnerung an den Film, die dir besonders wertvoll ist?

Ich glaube der Tag, an dem das erste Mal alle fünf Schauspieler und Schauspielerinnen am Set waren. Denn der hat so viel Spaß gemacht. Die waren wie Kinder und so aufgeregt, ich kam mir da wie ein Lehrer vor. Die Chemie zwischen ihnen war so elektrisierend, wie sie sich alle gegenseitig angetrieben haben. Das war der Moment, wo ich wusste, dass wir etwas ganz Besonderes haben.

Kommen wir noch zum Thema Liebe. Ist die Liebe zwischen zwei Menschen zeitlos oder immer daran gebunden, wer wir zu einer bestimmten Zeit sind?

Liebe ändert sich mit der Zeit. Meine Idee von Liebe heute ist ganz anders als die, die ich in meinen frühen Zwanzigern oder als Kind hatte. Jetzt verstehe ich, dass Liebe eben auch bedeutet, mit jemandem alt zu werden und durch Krankheiten oder schwierige Zeiten zu helfen. Das ist etwas, das mir jetzt wichtig ist, worüber ich als junger Mann aber nicht nachgedacht habe. Liebe bedeutet für mich, mich mit jemandem wohl zu fühlen, aber auch, mich streiten zu können. Diese Vertrautheit mit einem anderen Menschen ist nicht zu vergleichen mit der Gänsehaut, die du hast, wenn du dich das erste Mal verliebst.

Vielen Dank für das Interview!



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