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© ZDF/Edgar Fischnaller/Jonas Kolahdoozan

Danke für nichts

„Danke für nichts“ // Deutschland-Start: 23. Oktober 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Die Wohngruppe ist ein Ort der Notgemeinschaft: Hier leben Katharina (Lea Drinda), die seit früher Kindheit erfolglos versucht, sich das Leben zu nehmen, Ricky (Safinaz Sattar), deren Eltern in ihr Heimatland zurückkehrten, als sie 13 war, Malou (Zoe Stein), die als Baby ausgesetzt wurde und seit dem fünften Lebensjahr kein Wort mehr spricht, sowie die wohlstandsverwahrloste, bipolar diagnostizierte Victoria (Sonja Weißer). Betreut werden die vier jungen Frauen von dem Sozialarbeiter „Ballack“ (Jan Bülow). Als Katharina einen weiteren Suizidversuch unternimmt, müssen die Mitbewohnerinnen diesen vor den Institutionen verheimlichen. Die Situation spitzt sich jedoch zu, als Ricky zusätzlich die Abschiebung droht, was die Existenz der selbstgewählten Gemeinschaft empfindlich bedroht. Inmitten dieses Chaos beginnt Katharina, die ihren 18. Geburtstag nicht erleben will, durch die tiefe Freundschaft zu ihren Mitbewohnerinnen und die aufkeimende Liebe zu Schliemann (Pablo Striebeck), das Leben möglicherweise doch neu zu bewerten.

Humor als Überlebensstrategie

Was nach schwerem Sozialdrama klingt, entzieht sich in Stella Marie Markerts Spielfilmdebüt Danke für nichts konsequent diesem Zugriff. Der Film ist vielmehr eine Komödie – allerdings eine von leiser, schwarzer und oft bitterer Sorte. Markert macht sich weder über ihre Figuren noch über deren psychische Erkrankungen lustig. Im Gegenteil: Die jungen Frauen werden ernst genommen, ihre Perspektiven stehen im Zentrum. Komisch wirkt vor allem die Welt der Erwachsenen, die den Jugendlichen gegenübertritt. Institutionen und Autoritäten erscheinen grotesk, hilflos oder zynisch, während die Wohngemeinschaft als Schutzraum und Gegenmodell fungiert. Humor wird hier nicht zur Verharmlosung genutzt, sondern als Überlebensstrategie.

Markert beweist in ihrem Debüt auch beachtlichen Einfallsreichtum in der filmischen Umsetzung. Eine der zentralen stilistischen Eigenheiten ist das wiederholte Durchbrechen der vierten Wand: Mitten aus der Handlung heraus wenden sich die Figuren direkt an die Kamera und stellen Katharinas Lebensmüdigkeit in den Mittelpunkt, indem sie nach den Gründen ihrer Todessehnsucht suchen. Dies erzeugt eine unmittelbare, reflexive Nähe zum Publikum. Ergänzt wird dies durch kurze, assoziative Einschübe zur Vergangenheit der Protagonistinnen, deren inszenatorische Ästhetik unverkennbar an die visuelle Handschrift eines Wes Anderson und dessen Film Die Royal Tenenbaums erinnert. Solch ein inszenatorischer Mut und die Konsequenz, ihn in einem deutschen Debütfilm durchzuhalten, sind bemerkenswert und erfrischend.

Vielversprechendes Debüt

Im Kern ist Danke für nichts auch ein Coming-of-Age-Film, der die Wohngemeinschaft als Gegenentwurf zum Erwachsensein inszeniert. Die WG bietet einen temporären Schutzraum, eine Art Aufschub, doch die Konfrontation mit der Realität scheint unausweichlich – auch wenn Katharina sich den 18. Geburtstag wortwörtlich als selbstbestimmte Deadline gesetzt hat. Der Film schöpft seine emotionale Tiefe aus der Freundschaft und der Liebe, die als rettende Anker in den Strudel der psychischen Probleme geworfen werden. Allerdings lässt sich ein gewisser Hang zur Überfrachtung mit Themen nicht ganz von der Hand weisen: Ob die zusätzliche Bedrohung durch Rickys drohende Abschiebung oder das späte Auftauchen von Victorias reichen Eltern wirklich notwendig ist, um die Hauptthemen zu verdichten, sei dahingestellt. Eine stärkere Konzentration auf die psychische Gesundheit hätte dem Film möglicherweise noch mehr Durchschlagskraft verliehen.

Ungeachtet dieser kleinen Schwäche zeugt Markerts Debüt von beachtlicher Qualität und einer vielversprechenden Handschrift. Die Regisseurin beweist ein sicheres Gespür für ihre Besetzung: Die Darstellerinnen und Darsteller passen wie die Faust aufs Auge in ihre Rollen, auch wenn nicht alle darstellerischen Leistungen auf dem gleichen Niveau liegen. Danke für nichts ist ein Film, der Mut macht, gerade weil er ernste Themen nicht totschweigt, sondern ihnen mit Witz und Empathie begegnet. Es ist daher besonders bedauerlich, dass dieses hoffnungsvolle Stück deutschen Films, das vom ZDF mitproduziert wurde, wohl kaum die verdiente große Leinwandpräsenz erhalten wird und stattdessen die Gefahr besteht, im Nachtprogramm versendet zu werden. Dieses Debüt hätte ein breiteres Publikum verdient.

Credits

OT: „Danke für nichts“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Stella Marie Markert
Buch: Stella Marie Markert
Musik: Rosa Lee Markert
Kamera: Edgar Fischnaller, Jonas Kolahdoozan
Besetzung: Lea Drinda, Safinaz Sattar, Sonja Weißer, Zoe Stein, Jan Bülow, Pablo Striebeck, Chenoa North-Harder, Ludger Bökelmann, Kathrin Angerer, Sophie Rois

Bilder

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Danke für nichts
fazit
“Danke für nichts” ist ein ungewöhnlich mutiges Debüt, das Suizidalität und psychische Krisen mit schwarzem Humor und formaler Spielfreude verbindet. Trotz kleiner Überfrachtungen überzeugt der Film durch Empathie, Eigenwilligkeit und eine klare jugendliche Perspektive.
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