Miss Sophie - Same Procedure as Every Year Amazon Prime Video Streamen online Video on Demand
Szene aus "Miss Sophie - Same Procedure as Every Year": Sir Toby (Jacob Matschenz), Admiral von Schneider (Christoph Schechinger), Miss Sophie (Alicia von Rittberg), Mr. Winterbottom (Frederick Lau) und Mr. Pommeroy (Moritz Bleibtreu) beim Pferderennen (© Amazon Prime Video) (v.l.n.r.)

Christoph Schechinger [Interview]

Miss Sophie (Alicia von Rittberg) hat ein Problem: Seit dem Tod ihrer Eltern ist sie völlig verarmt. Es reicht hinten und vorne nicht, um das Anwesen der Familie zu bewahren. Es braucht also Geld, und das dringend. Und so beschließt sie, eine Reihe vermögender Männer zu sich einzuladen, damit sie einen davon heiratet: Mr. Pommeroy (Moritz Bleibtreu), Mr. Winterbottom (Frederick Lau), Sir Toby (Jacob Matschenz) und Admiral von Schneider (Christoph Schechinger). Doch wen wird sie am Ende auswählen? Wem diese Namen bekannt vorkommen, täuscht sich nicht. Es handelt sich bei der Amazon Prime Video Serie Miss Sophie – Same Procedure as Every Year (Start: 22. Dezember 2025) um ein Prequel des Kult-Sketches Dinner for One, der an Silvester nicht fehlen darf. Wir haben uns bei der Premiere beim Filmfest München 2025 mit Hauptdarsteller Christoph Schechinger getroffen. Im Interview spricht er über sein Verhältnis zum Sketch, wichtige Charaktereigenschaften und wie er durch seine Familie geprägt wurde.

Was hat dich an Miss Sophie interessiert? Warum hast du diese Serie gedreht?

Als mir das erste Mal die Idee einer Vorgeschichte vorgestellt wurde, fand ich sie genial. Jeder kennt den Sketch, hat aber keine Vorstellung davon, was vorher eigentlich alles passiert sein könnte. Ich fand es total spannend, diese Figuren, die wir nur durch ihre Namen kennen, zum Leben zu erwecken.

Schaust du den Sketch immer noch an?

Ja, jetzt wahrscheinlich sogar intensiver, nachdem ich die Serie drehen durfte. Ich habe es aber schon vorher immer geschaut und auch versucht, meine Tochter heranzuführen. Irgendwie gehört es dazu. Dieses gemütliche weihnachtliche Zusammensitzen mit Eltern, Geschwistern und Freunden hilft dabei, dass die Welt ein bisschen leichter wirkt.

Ich frage auch deshalb, weil du inzwischen in England wohnst, wo der Sketch eher unbekannt sein soll.

Das stimmt. So langsam nimmt man die Geschichte aber auch dort wahr. Den Bekanntheitsgrad wie hier hat es nie erreicht. Freddie Frinton, der den Butler spielt, hat den Sketch auf Sommerfestivals gespielt. Der Norddeutsche Rundfunk hat ihn dann nach Deutschland eingeladen und gefragt ob man den Sketch filmen dürfte. Er wurde dann auch tatsächlich 1963 in Deutschland gedreht und aufgezeichnet, weshalb das ein primär deutsches Phänomen ist.

Die Sendung ist inzwischen über 60 Jahre alt. Der Sketch selbst ist noch viel älter. Warum ist er deiner Meinung nach noch so beliebt?

Wir haben ihn wohl alle über unsere Eltern kennengelernt und bringen das alle mit einem stimmungsvollen Zusammensitzen in Verbindung. Mit einem Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit und Gemeinschaft. Ich glaube, dass sich dieses Gefühl noch stärker überträgt als der Sketch an sich. Wobei der natürlich auch lustig ist, vor allem, wenn man ein, zwei Prosecco getrunken hat. Ich bin 85er Jahrgang. Damals saß man noch nicht dauernd vor dem Fernseher oder dem Handy. Das war schon noch etwas Besonderes, wenn man sich zusammengesetzt hat am Abend. Man hat als Kind darauf gewartet, Fernsehen gucken zu dürfen. Und das macht den Sketch auch zu etwas Besonderem.

Und wie war es für dich, eine dieser Figuren zu spielen, die wir sonst nur vom Hörensagen her kennen, und sie gewissermaßen erst zu machen?

Es war ein absolutes Geschenk, diese Figur spielen zu dürfen. Ich habe mich schon beim Lesen des Buches kaputtgelacht. Dieser Admiral von Schneider ist ein Spezialist vor dem Herren. Dieser Die nackte Kanone-Humor, den der großartige Tommy Wosch ganz toll eingepflegt hat, daran hatte ich wirklich viel Spaß. Und dann war da auch noch dieser Cast, von Alicia bis zu den Jungs. Das war eine große Freude und Ehre für mich.

Wie würdest du den Admiral denn beschreiben, wie er bei euch geworden ist?

Er ist ein sehr amüsanter Zeitgenosse, von dem ich hoffe, dass man ihn sehr liebgewinnt. Er ist ein spezieller Charakter und nicht immer die hellste Kerze auf der Torte. Aber er hat das Herz am rechten Fleck.

Deine Figur und die anderen Jungs merken erst vor Ort, dass das eine Art Dating-Wettbewerb ist, der schon auch ein wenig unwürdig ist. Warum macht dein Charakter das mit?

Natürlich sind sie anfangs alle erbost, weil das nicht die feine Art ist. Sie haben alle ihre eigenen Gründe, warum sie sich auf dieses Abenteuer einlassen. Ich glaube am Ende machen sie es alle für Miss Sophie. Und werden dadurch nicht zuletzt enge Freunde, was erklärt, warum sie jedes Jahr Silvester zusammen feiern. Die Serie handelt nicht nur von der Suche nach Liebe, sondern auch von Freundschaft.

Die Bewerber sind alle sehr unterschiedlich und bringen die verschiedensten Eigenschaften mit sich. Kann man in einem solchen Fall überhaupt eine richtige Wahl treffen?

Ich glaube, bei den Jungs gibt es keine falsche Wahl. Das sind alles gute Menschen, die im Grunde eine tiefe Zuneigung füreinander empfinden. Auch wenn es vielleicht länger dauert, bis sie das begreifen.

Welche Eigenschaften sind für dich denn wichtig bei deinem Gegenüber?

Offenheit und Ehrlichkeit sind immer wichtig, egal ob es nun um eine Zusammenarbeit geht oder ein privates Miteinander. Du musst einander sagen können, wenn etwas fantastisch oder auch mal beschissen läuft. Sich auf Augenhöhe zu begegnen, ist mir wichtig. Niemals den anderen kleinzumachen. Man sollte auch immer eine gesunde Prise Humor mitbringen und sich selbst nicht zu wichtig nehmen – gerade auch in unserem Beruf. Ich finde es toll, wenn sich jemand selbst auf die Schippe nehmen kann.

Wobei du es bei dem Beruf sicherlich mit dem einen oder anderen Ego zu tun bekommst.

Das möchte ich gar nicht bestreiten. Aber ich bin ein einfacher Mensch. Zumindest hoffe ich das.

Ein Thema in eurer Serie sind Klassenunterschiede. So gehört der Butler nicht zu den ausgewählten Heiratskandidaten dazu, weil er aus einfacheren Verhältnissen stammt. Glaubst du, dass solche Klassenunterschiede heute in einer Beziehung noch eine Rolle spielen können?

Das ist eine gute Frage. Ich würde mir wünschen, jetzt sagen zu können: Ich glaube nicht. Und es ist sicherlich weniger wichtig geworden im Laufe der Zeit. Aber es gibt immer noch genügend Menschen, die den Wert anderer anhand materialistischer Kriterien bestimmen und nicht daran, wer diese Person als Mensch ist. Wobei das nichts intrinsisches ist, sondern auch dadurch bestimmt wird, wie jemand aufwächst. Je nachdem, in welcher gesellschaftlichen Schicht du aufwächst, wird dein Menschenbild und deine Weltsicht geprägt. Aber ich würde mir schon wünschen, dass für die Liebe immer eine Tür offensteht.

Wie sehr bist du selbst von den Umständen geprägt, in denen du aufgewachsen bist?

Alles, was ich heute bin, verdanke ich meinen Eltern. Beides Mediziner, die uns Kinder immer unterstützt haben. Ich muss gestehen, dass ich nie besonders gut in der Schule war. Der Weg, den ich eingeschlagen habe, von der Schauspielschule über das Theater bis zum Film, konnte ich nur deshalb verfolgen, weil sie mir die Möglichkeit gegeben haben, mich frei zu entfalten. Ich wurde nie hinterfragt oder kritisiert oder angezweifelt. Ich habe das große Glück, mit einer tollen Familie gesegnet zu sein. Meine Eltern, mein Bruder, meine jetzige Familie haben mich immer dabei unterstützt, der zu werden, der ich heute bin.

Also wurdest du nie gedrängt, auch Arzt zu werden?

Wenn es nach mir gegangen wäre, wäre ich Arzt geworden und ganz klar in die Fußstapfen von meinem Papa getreten. Das war mein Wunsch. Ich hatte eine tolle Freundin und Klassenkameradin an der Schule, die auch tatsächlich Ärztin geworden ist. Und wir hatten immer den Traum, zusammen eine Praxis in Köln zu haben. Nur habe ich dann glorreicherweise das Abitur nicht so geschafft, wie ich es gebraucht hätte. Aber es hat etwas Gutes, weil ich dadurch einen anderen Weg einschlagen konnte. Heute könnte ich mir gar nicht vorstellen, etwas anderes zu machen, und bin dankbar, dass es so gekommen ist und ich Geschichten erzählen darf.

Die Schauspielerei erlaubt es dir, immer wieder andere Welten, Klassen und Milieus kennenzulernen. Wie sehr hilft dir das, wenn du im wahren Leben dann wirklich mal jemanden aus einer ganz anderen Welt triffst?

Ich glaube nicht, dass ich durch diese Erfahrungen etwas mitnehme, das ich aufsetze, wenn ich jemandem aus einer anderen Gesellschaft oder Klasse begegne. Am besten fährt man immer, wenn man der sein kann, der man ist, und sich nicht verstellen muss. Das Beste ist, wenn wir uns so begegnen, ich als Christoph, du als Oliver, wir einfach nur wir selbst sind. Klassen sind immer nur ein Mantel, unter dem ein Mensch steckt, der als Mensch wahrgenommen werden möchte.

Letzte Frage: Was sind deine nächsten Projekte?

Wir haben im Sommer in Prag Seelendorf gedreht, eine Mystery-Serie für die ARD.

Vielen Dank für das Interview!



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