
Lefty Ledbetter (Paul Walter Hauser) hätte gern eine Frau. So gern, dass er dieses Jahr schon mehreren einen Antrag gemacht hat, in der Hoffnung, dass irgendwann jemand Ja sagt. Unter diesen Frauen ist auch die schüchterne, stotternde Bedienung Penny Jo (Sydney Sweeney), die davon träumt, als Country-Sängerin Karriere zu machen. Doch dafür bräuchte es Startkapital. Da trifft es sich doch gut, als sie mitbekommen, wie Dillon MacIntosh (Eric Dane) und der mit gestohlenen Artefakten von Native Americans handelnde Roy Lee Dean (Simon Rex) ein großes Ding planen. Sie wollen ein wertvolles Hemd stehlen und auf dem Schwarzmarkt verkaufen. Dabei ahnen sie aber nicht, dass Dillon mit seiner Freundin Mandy Starr (Halsey) aneinandergeraten wird und diese Auseinandersetzung für ihn tödlich endet …
Reizvoller Kampf um ein rituelles Erbe
Manchmal dauert es ein wenig länger. So auch bei Americana. Eigentlich feierte der Krimithriller bereits im März 2023 auf dem South by Southwest Festival Weltpremiere, bevor er völlig von der Bildfläche verschwand. Etwas überraschend tauchte der Film im Sommer 2025 wieder auf und lief in den US-amerikanischen Kinos, wo er trotz positiver Kritiken völlig unterging. Noch überraschender ist, dass er wie aus dem Nichts auch in Deutschland in die Kinos kommt. Dass er dort besser laufen wird, glaubt wohl niemand, nicht einmal der eigene Verleih, der so tut, als gäbe es ihn nicht. Möglich, dass das mit dem Titel zusammenhängt, der zurzeit in Europa nur schwer verkäuflich ist. Vielleicht ist es aber auch die Kontroverse um Sydney Sweeney (Echo Valley, Wo die Lüge hinfällt), die Zweifel an einem kommerziellen Erfolg weckten.
Dabei ist der Film gar nicht mal schlecht. So ist es nicht ohne Reiz, wie hier die verschiedensten Gruppierungen zusammenkommen und sich gegenseitig bekämpfen. Da sind die Verbrecher, das unbedarfte Duo, die Freundin auf der Flucht und deren Familie. Und weil das noch nicht reicht, mischen irgendwann auch Native Americans mit, angeführt von Ghost Eye (Zahn McClarnon), und greifen in den Kampf ein. Letzte sind in Americana gleich mehrfach von Bedeutung. Schließlich ist da das Hemd, welches in Ritualen zum Einsatz kam und eine große symbolische Bedeutung hat. Und dann ist da noch Mandys Sohn Cal Starr (Gavin Maddox Bergman), der davon überzeugt ist, die Wiedergeburt von Sitting Bull zu sein, und gierig jeden Fetzen Kultur der Native Americans aufgreift.
Inkonsequente Ideensammlung
Klingt komisch? Ist es auch, ein bisschen zumindest. Eine Komödie ist das aber nicht, obwohl es sicherlich das Potenzial dafür gegeben hätte. Auch andere interessante Elemente werden nicht konsequent verfolgt. Beispielsweise sind die anfänglichen Szenen mit Lefty und Penny ganz schön geworden, wenn zwei Außenseiter ihren Träumen hinterherlaufen. Regisseur und Drehbuchautor Tony Tost, der hiermit sein Spielfilmdebüt abgibt, hat aber kein wirkliches Interesse an diesem Duo. Es ist ja auch nur eines der besagten Gruppen, die im Wechsel mal in den Vordergrund treten dürfen. So ist Americana in mehrere Kapitel aufgeteilt, die jeweils andere Blickwinkel einnehmen und dabei auf eine feste Chronologie verzichten. Da wird dann mehrfach hin und her gesprungen, bevor sich dann alle zum großen Showdown treffen.
So etwas kann funktionieren. The Last Stop in Yuma County hat das kürzlich vorgemacht, ein weiterer Krimithriller, um die unterschiedlichsten Leute, die an einem Ort zusammenkommen und dort um Reichtum kämpfen. Während der Film aber spannend war, man bis zum Schluss gebannt ist, wie das alles ausgeht, fällt es bei Americana schwerer, dem Geschehen zu folgen – oder sich kontinuierlich dafür zu interessieren. Auch wenn einzelne Einfälle gelungen sind, kommen sie insgesamt nicht wirklich zusammen. Der Film sieht gut aus, ist gut gespielt, weshalb das alles in der Summe solide ist. Gerade Fans von Thrillern mit überzeichneten Figuren, die irgendwelche coolen Sprüche klopfen, können es schon einmal hiermit versuchen. Unbedingt nötig wäre es aber nicht gewesen, den Streifen nach der langen Zeit noch einmal aus der Versenkung zu holen.
OT: „Americana“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Tony Tost
Drehbuch: Tony Tost
Musik: David Fleming
Kamera: Nigel Bluck
Besetzung: Sydney Sweeney, Paul Walter Hauser, Halsey, Simon Rex, Eric Dane, Zahn McClarnon, Gavin Maddox Bergman
SXSW 2023
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