When Lightning Flashes Over the Sea
© déjà-vu film UG

When Lightning Flashes Over the Sea

„When Lightning Flashes Over the Sea“ // Deutschland-Start: 20. November 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Jeder Cinephile kennt diese Stadt, denn hier spielt Sergei Eisensteins Stummfilm-Klassiker Panzerkreuzer Potemkin (1925). Einhundert Jahre später wird in Odessa wieder scharf geschossen. Die Regisseurin Eva Neymann hat in der Hafenstadt am Schwarzen Meer einen Dokumentarfilm gedreht, der den Alltag zwischen vom Krieg versehrten Gebäuden einfängt. Unterwegs getroffene Passanten kommen direkt auf der Straße zu Wort oder öffnen der Filmemacherin ihr Zuhause.

Das Leben geht weiter

Der Russisch-Ukrainische Krieg beschäftigt nicht nur die Nachrichtenredaktionen dieser Welt, sondern selbstredend auch Filmschaffende. Seit der russische Präsident Wladimir Putin seinen Truppen befahl, im Februar 2022 ins Nachbarland einzumarschieren, haben sich zahlreiche Dokumentarfilme mit der Lage vor Ort befasst. Manche wie beispielsweise der oscarprämierte 20 Tage in Mariupol (2023) beleuchten den Kampf an der Front und die dort verübten Kriegsverbrechen, andere wie When Lightning Flashes Over the Sea nehmen das zivile Leben in den Blick. Denn was man angesichts der Schreckensbilder aus den Nachrichten mitunter vergisst: Selbst im Krieg geht das Leben weiter.

Eva Neymann wurde in Saporischschja, der sechstgrößten Stadt der Ukraine, geboren und hat in Deutschland Jura und Filmregie studiert. Für ihren Dokumentarfilm ist die Regisseurin nach Odessa, in die wichtigste Hafenstadt ihres Heimatlandes gereist, um den Menschen bei deren Alltag über die Schulter zu schauen. Herausgekommen ist eine Doku, die ein Leben zwischen historischem Prunk und von den Bomben zerstörten Bauten, zwischen nächtlichem Fliegeralarm und alltäglichem Trotz vignettenhaft einfängt.

Vignetten einer Stadt

Die von Neymann und Saša Oreškovič geführte Kamera verhält sich wie ein Flaneur. Auf den Straßen der Millionenmetropole am Schwarzen Meer nimmt sie Passanten in den Blick, denen sie eine Weile langt folgt. Ein kleiner Junge ist darunter, der sich eine große Geburtstagsfeier wünscht und später einmal auf einem Kreuzfahrtschiff arbeiten möchte. Und eine Köchin, die sich an ihr Leben in Abchasien erinnert, bevor sie von dort fliehen musste und nun auch in der Ukraine ihres Lebens nicht mehr sicher sein kann.

Die zufälligen Begegnungen sind Stärke und Schwäche zugleich. Denn nicht alle am Wegesrand Getroffenen haben Spannendes zu erzählen. Und auch formal geraten die langen Gespräche schnell langweilig. Am stärksten ist When Lightning Flashes Over the Sea immer dann, wenn er die Stadtansichten vermittels Musik lyrisch auflädt oder wenn Menschen mit solch großer Lebenserfahrung vor die Kamera treten, dass sie von mehr als nur dem aktuellen Krieg berichten können. Dazu zählt eine Überlebende des Holocaust, die im Gespräch mit der Regisseurin unvermittelt vom Ukrainischen ins Jiddische überwechselt, was nicht nur beim deutschen Kinopublikum Gänsehaut hervorrufen dürfte.

Credits

OT: „When Lightning Flashes Over the Sea“
Land: Deutschland, Ukraine
Jahr: 2025
Regie: Eva Neymann
Kamera: Eva Neymann, Saša Oreškovič

Bilder

Trailer

Filmfeste

Berlinale 2025

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

When Lightning Flashes Over the Sea
fazit
„When Lightning Flashes Over the Sea“, der im Forum der 75. Berlinale Premiere feierte, ist ein vignettenhafter Dokumentarfilm über den Alltag in der ukrainischen Hafenstadt Odessa. Die recht beliebig wirkende Auswahl der Protagonisten ist Stärke und Schwäche zugleich. In seinen stärksten Momenten glücken der Regisseurin Eva Neymann Stadtansichten von lyrischer Qualität.
Leserwertung0 Bewertungen
0
5
von 10