The Thing to Be Done
Srđan Kovačević

The Thing to Be Done

The Thing to Be Done
„The Thing to Be Done“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Der kroatische Dokumentarfilmer Srđan Kovačević präsentiert mit The Thing to Be Done seinen zweiten langen Dokumentarfilm – vier Jahre nach seinem vielbeachteten Debüt Factory to the Workers, das auf zahlreichen internationalen Festivals prämiert wurde. Wie bereits in seinem Erstling richtet sich der Blick erneut auf Arbeitskämpfe und strukturelle Ausbeutung, diesmal eingebettet in die slowenische Gegenwart. Der im internationalen Wettbewerb der DOK Leipzig 2025 uraufgeführte Film begleitet zwei Mitarbeiter und eine Mitarbeiterin der Delavska svetovalnica. Diese 2017 in Ljubljana gegründete, unabhängige Beratungsstelle unterstützt migrantische und prekär beschäftigte Arbeiterinnen und Arbeiter bei der Durchsetzung ihrer Rechte – ein Engagement, das in Zeiten wachsender Arbeitsmigration innerhalb Europas an Relevanz kaum zu überbieten ist.

Ein Büro als Zufluchtsort und Kampfzentrale

Goran Zrnić, Laura Orel und Goran Lukić teilen sich ein beengtes Büro, das zugleich Beratungsraum, Zufluchtsort und Kampfzentrale ist. Die Ratsuchenden – meist aus anderen Staaten des früheren Jugoslawiens, vor allem aus Bosnien-Herzegowina – stecken tief in rechtlichen und sozialen Abhängigkeiten, oftmals ohne Sprachkenntnisse und ohne soziale Absicherung. Zrnić, selbst gebürtiger Bosnier, führt die meisten Gespräche. Seine direkte, zuweilen schroffe Art macht unmissverständlich klar, wie prekär die Lage vieler Arbeiter ist – und bietet gleichzeitig eine Form von Solidarität, die keine falsche Hoffnung weckt. Seine Energie trägt den Film, auch in den stillen Momenten.

Die unterschiedlichen Arbeitsansätze der drei Protagonisten ergänzen sich zu einem spannenden menschlichen Dreiklang: Orel wirkt empathischer, weicher in der Kommunikation, spürt sichtbar die Belastung, wenn bürokratische Hürden unüberwindbar scheinen. Lukić, Gründer der Organisation, übernimmt den Kampf auf der großen Bühne – in Talkshows, vor Kameras, bei politischen Verhandlungen. Neben Einzelbearbeitung von Fällen rückt Kovačević die Rekonstruktion des Konflikts im Hafen von Koper in den Mittelpunkt seines Films, wo ein jahrelang etabliertes System von Scheinunternehmertum und Lohndumping letztlich vor Gericht scheiterte. Die Beratungsstelle trug maßgeblich dazu bei, dass der Hafenbetreiber Gehaltsrückstände nachzahlen musste und Hunderte Beschäftigte nachträglich als regulär angestellt gelten. Der Film verleiht diesem Erfolg ein Gesicht – und zeigt, dass kollektiver Widerstand Wirkung entfalten kann.

Nähe durch Handkamera und Haltung

Visuell folgt Kovačević dabei einer klaren, intimen Linie. Er führt die Handkamera selbst, bleibt dicht an Gesichtern und Gesten, meist im engen Büro oder in schlichten Besprechungsräumen. Hier entsteht Nähe, die nicht künstlich wirkt, sondern aus der Situation heraus wächst. Die Kamera beobachtet, drängt sich nie auf – und dennoch wird das Publikum unmittelbar eingebunden, fast so, als säße man selbst mit am Schreibtisch. Zugleich macht der Film sichtbar, wie psychisch belastend diese Arbeit für die Beratenden ist: Die oft endlosen Aktenstapel, der Mangel an Ressourcen und der Druck, für andere kämpfen zu müssen, obwohl man selbst nur begrenzte Mittel hat.

Ganz frei von Auslassungen bleibt The Thing to Be Done jedoch nicht: Dass Zrnić, Orel und Lukić längst erfahrene Vertreter ihrer Organisation und auch deren öffentliche Gesichter sind – und Zrnić die Delavska svetovalnica bereits 2021 verließ, um ein eigenes Beratungszentrum zu gründen – findet im Film keine Erwähnung. Man könnte dies als fehlende Transparenz kritisieren. Doch der Gesamteindruck bleibt davon unberührt: Kovačević zeigt eine Initiative, die für viele Menschen den Unterschied zwischen Hoffnung und Verzweiflung bedeutet. Denn das Problem illegitimer Beschäftigungsstrukturen endet nicht an den Grenzen Sloweniens. Oder wie Goran Zrnić im Film treffend formuliert – und damit den Titel erklärt: „Das ist es, was getan werden muss: Es geht darum, sich zu organisieren und sich um andere zu kümmern.“

Credits

OT: „Ono što treba činiti“
Land: Kroatien, Slowenien, Serbien
Jahr: 2025
Regie: Srđan Kovačević
Buch: Srđan Kovačević
Kamera: Srđan Kovačević
Mitwirkende: Laura Orel, Goran Zrnić, Goran Lukić

Bilder

Filmfeste

DOK Leipzig 2025

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The Thing to Be Done
fazit
Ein eindringlicher, klug beobachteter Dokumentarfilm über Solidarität, Ausbeutung und den langen Atem sozialer Kämpfe. Trotz kleiner Leerstellen überzeugt “The Thing to Be Done” als kraftvolles Plädoyer für Beratung, Aktivismus und den Mut, Missstände nicht hinzunehmen.
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