Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten
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Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten

Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten
„Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“ // Deutschland-Start: 4. Dezember 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Kalkutta, Indien, August 1948: Teresa (Noomi Rapace) kümmert sich als Oberin des Klosters der Loreto-Schwestern um andere Menschen. Damit ist sie an und für sich genug beschäftigt. Und doch träumt sie davon, das Kloster zu verlassen und ihren eigenen Orden zu gründen. Denn darin sieht sie ihre persönliche Berufung, sie fühlt sich von Gott dazu auserkoren. Sehnsüchtig wartet sie daher auf Nachricht aus dem Vatikan, von dem sie die Erlaubnis für diese Mission braucht. Mit Schwester Agnieszka (Sylvia Hoeks) hat sie auch schon eine Nachfolgerin auserkoren, die ihre Position übernehmen soll. Als diese dann aber beichtet, sie sei von einem Mann schwanger, muss Teresa befürchten, dass ihr ganzer Plan scheitern könnte …

Auf den Spuren einer kontroversen Heiligen

Kaum eine religiöse Führerin war im 20. Jahrhundert ähnlich bekannt wie Mutter Teresa, die mit ihrem Einsatz für die Armen und Kranken quasi zum Inbegriff für Barmherzigkeit wurde. Die vorzeitige Heiligsprechung wurde später jedoch von einigen in Frage gestellt. Unter anderem wurden Vorwürfe laut, der Einsatz wäre gar nicht altruistischen Motiven gefolgt, sondern nur ein Mittel zum Zweck für ihre kirchliche Laufbahn. Aber auch die unwürdigen Bedingungen, unter denen ihre Schützlinge hausten, warfen Fragen auf. Diese Widersprüchlichkeit macht die unter dem Namen Anjezë Gonxhe Bojaxhiu im Osmanischen Reich geborene Frau natürlich zu einem dankbaren Thema für Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten. Von der bewegten Lebensgeschichte ganz zu schweigen, immerhin 87 Jahre alt wurde sie. Zu erzählen gibt es also viel. Vermutlich zu viel für einen einzelnen Film.

Regisseurin und Co-Autorin Teona Strugar Mitevska versucht dann auch gar nicht erst, ein reguläres Biopic aus diesem Stoff zu basteln. Stattdessen wählt sich die nordmazedonische Filmemacherin einen Wendepunkt aus, wenn die Protagonistin kurz davor steht, ihren eigenen Orden zu gründen, womit sie dann erst bekannt wurde. Die Kontroversen sind deshalb kein wirkliches Thema hier. Das bedeutet aber nicht, dass Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten diese heiligsprechen würde. Vielmehr zeigt der Film sie als widersprüchlichen Menschen, bei dem selbst gar nicht sagen kann, ob sie jetzt gut oder schlecht sein soll. So wird sie von ihrer eigenen Vision getrieben, den Menschen zu helfen. Sie kann aber ebenso für sie das Leben zur Hölle machen, wenn sie despotisch darüber wacht, dass man sich an ihre Vorgaben und Regeln hält. Das Bild der freundlichen und selbstlosen Heiligen wird hier so nicht bestätigt.

Ein Film voller Fragen

Ebenso widersprüchlich ist der Punkt Geschlechterbilder und die Frage, inwieweit die Geistliche als feministisches Vorbild taugt. So kritisiert sie einerseits das Patriarchat, wenn sie gegen lauter Männer ankämpfen muss, um ihr Vorhaben durchsetzen zu können. Gleichzeitig übernimmt sie aber viele dieser von Männern gemachten Regeln, ohne sie kritisch zu hinterfragen. Warum beispielsweise eine Mutterschaft ein Unding ist für eine Nonne, erklärt sie nie. Das ist dann eben einfach so. Wo Mitevska in dem preisgekrönten Drama Gott existiert, ihr Name ist Petrunya noch recht offen gegen das System rebellierte, da ist Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten kein wirklich religionskritischer Film.

Das heißt aber nicht, dass der Film deswegen ganz brav ist. Auffällig sind die inszenatorischen Spielereien, die sowohl das Visuelle wie auch die Musik betreffen. Andächtige Klänge, die voller Ehrfurcht sind? Das ist hier kein Thema. Stattdessen ist das Drama, welches 2025 die Sektion Orizzonti der Filmfestspiele von Venedig eröffnete, als eine Art Punk-Vision konzipiert. Das ist teilweise faszinierend und zeigt tatsächlich die Ikone von einer etwas anderen Seite. Es ist aber auch nicht so, als würde man nach Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten so richtig viel über die Frau und ihr Leben wissen und neue Erkenntnisse erlangt haben. Insofern ist auch der Film selbst einer, der zwischen Licht und Schatten steht.

Credits

OT: „Мајка“
IT: „Mother“
Land: Belgien, Nordmazedonien
Jahr: 2025
Regie: Teona Strugar Mitevska
Drehbuch: Teona Strugar Mitevsk, Goce Smilevski, Elma Tataragic
Musik: Magali Gruselle, Flemming Nordkro
Kamera: Virginie Saint-Martin
Besetzung: Noomi Rapace, Sylvia Hoeks, Nikola Ristanovski, Marijke Pinoy, Ekin Corapci, Labina Strugar Mitevska, Akshay Kapoor, Vala Noren

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseurin Teona Strugar Mitevska zu unterhalten. Im Interview zu Teresa spricht sie über die Arbeit an dem Drama, die widersprüchliche Protagonistin und ein Leben mit Religion.

Teona Strugar Mitevska [Interview 2025]

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Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten
fazit
„Teresa – Ein Leben zwischen Licht und Schatten“ erzählt von einer prägenden Phase im Leben der späteren Mutter Teresa. Der Film vermeidet die Kontroversen um die historische Person, zeigt aber durchaus verschiedene Seiten der umstrittenen Geistlichen. Statt stiller Andacht gibt es eine Punk-Vision, die faszinierend ist, selbst wenn man dabei nicht wahnsinnig viel lernt.
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