
Für Mara (Kate Beckinsale) bricht eine Welt zusammen, als ihr aus Syrien stammender Ex-Mann Karim (Arvin Kananian) die gemeinsame Tochter Amina mitnimmt und das Land verlässt. Denn niemand will ihr helfen. Was sie auch versucht, die verzweifelte Mutter hat keine Möglichkeit, ihr Kind zurückzubekommen. Erst als sie den CIA-Agenten Mitchell (Scott Eastwood) kennenlernt, der sich auf die Rettung von derart verschleppten Kindern spezialisiert hat, schöpft sie Hoffnung. Gemeinsam begeben sie sich auf zahlreiche gefährliche Missionen, bei denen Mara anderen verzweifelten Eltern hilft. Doch während dieser Zeit wird sie nicht müde, weiterhin nach Amina zu suchen …
Wenn Kinder plötzlich fort sind
Dass nach einer Trennung Paare darum streiten, bei wem die Kinder bleiben, ist keine seltene Erscheinung. Das zeigt sich auch an den zahlreichen Filmen, in denen die Figuren mal vor Gericht die Auseinandersetzung suchen, sich mal auch außerhalb das Leben zur Hölle machen. Ein besonders gravierender Fall ist jedoch, wenn ein Elternteil mit dem Nachwuchs das Land verlässt und dem zurückgebliebenen Teil noch nicht mal die Möglichkeit gibt, den Kontakt zu halten – etwa weil die beiden aus ganz unterschiedlichen Kulturkreisen kommen. Stolen Girl erzählt von einem solchen Fall und will dabei von einer wahren Geschichte inspiriert sein, ohne dabei aber konkret zu werden.
Manche werden dabei vielleicht an Nicht ohne meine Tochter denken. Doch der Vergleich hinkt auf mehreren Ebenen. Zum einen wird Karim nicht als brutales, frauenverachtendes Monster dargestellt, sondern als liebender Vater – was seine Tat umso überraschender macht. Zum anderen zeigt Regisseur James Kent (Niemandsland – The Aftermath) gar nicht so viele Szenen, welche tatsächlich die Familie porträtieren. Stattdessen ist Stolen Girl über weite Strecken ein Actionthriller, der von gefährlichen Missionen berichtet. Die US-amerikanisch-italienische Coproduktion ist damit eher eine Art Agentenfilm. Der Unterschied: Hier wird nicht gegen irgendwelche Terroristen gekämpft, sondern nach Kindern gesucht.
Weder spannend noch emotional
Prinzipiell ist das Thema natürlich dafür prädestiniert, beim Publikum große Gefühle zu erzeugen. Wer will nicht Eltern die Daumen drücken, mit ihren Kindern wiedervereint zu werden? Nur investiert Stolen Girl nicht sonderlich viel in die Figuren und ihre Geschichten. Man hat gar nicht die Zeit, eine Verbindung zu den Menschen aufzubauen, die über eine bloße Situationsbeschreibung hinausgeht. Und auch die Missionen selbst sind nicht so wahnsinnig spannend geworden. Da man ja schon versucht hat, einen einigermaßen realistischen Film zu bauen und das mit der wahren Geschichte zu betonen, passiert hier deutlich weniger als bei den völlig überzogenen Agentenspektakeln bei Bond oder Hunt. Zumal die Hauptfigur ja auch eine völlig alltägliche Mutter ist, keine Vollblutspionin.
Der mit Abstand interessanteste Teil des Films ist, als die Protagonistin endlich ans Ziel gelangt und es zu einer Konfrontation kommt. Die Geschichte nimmt dann einen etwas unerwarteten Verlauf, wird dabei zwar emotional, nur nicht so, wie es die meisten vorausgesagt hätten. Leider reicht das aber nicht aus, um den ganzen Rest auszugleichen. Ein echtes Manko ist beispielsweise, dass es Stolen Girl verpasst, eine nennenswerte Beziehung zwischen den beiden Hauptfiguren aufzubauen – was zumindest teilweise aber auch schauspielerisch bedingt ist. Entsprechend unbefriedigend ist dann auch das Ende. In der Summe bleibt daher trotz einer Geschichte, die mal etwas anderes ist in dem Segment, nicht so wahnsinnig viel hängen. Der Film ist weder so bewegend noch so spannend, wie es bei dem Szenario möglich gewesen wäre. Die rund 100 Minuten Laufzeit kann man anderweitig sinnvoller verbringen.
OT: „Stolen Girl“
Land: USA, Italien
Jahr: 2024
Regie: James Kent
Drehbuch: Rebecca Pollock, Kas Graham
Musik: Sam Ewing
Kamera: Teo Delgado
Besetzung: Kate Beckinsale, Scott Eastwood, Arvin Kananian, Ana Golja, Matt Craven, Talia Asseraf, Robert Farrior, Alejandra Howard, Jordan Duvigneau
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