Spring in a Small Town

Spring in Small Town

Spring in a Small Town
„Spring in Small Town“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Der Krieg mit Japan ist vorbei, doch der Frieden hat für viele Chinesen einen bitteren Nachgeschmack. So auch Dai Liyan (Shi Yu), der gemeinsam mit seiner Frau Zhou Yuwen (Wei Wei) und seiner jüngeren Schwester Zhou Xiu (Zhang Hongmei) in den Ruinen des einst stolzen Familienanwesens lebt. Liyan leidet an einer schweren Krankheit, verlässt kaum den Garten des Hauses und trauert in den Trümmern der Vergangenheit seiner Familie. Während seine Schwester versucht, durch ihren Optimismus und ihre Unbeschwertheit ein wenig Licht in den Alltag zu bringen, sucht Yuwen in langen Spaziergängen entlang der Stadtmauer und in kleinen Erledigungen nach Ablenkung.

Eines Tages verändert der Besuch des jungen Arztes Zhang Zhichen (Li Wei) ihr Leben. Liyan ist erfreut, einen alten Freund wiederzusehen – doch für Yuwen ist es eine Begegnung mit ihrer eigenen Vergangenheit. Ihre Gefühle füreinander versuchen die beiden so gut es geht vor Liyan zu verbergen, der nicht ahnt, welche tiefe Liebe Yuwen und Zhichen einst verband.

Erneuerung und Stillstand

Das Werk von Fei Mu gehört zweifelsohne zu den interessantesten der chinesischen Filmlandschaft. Besonders seine Werke aus den 1940er-Jahren, die sich auf die Zeit nach dem Zweiten Chinesisch-Japanischen Krieg konzentrieren, sind technisch wie künstlerisch bemerkenswert. Zu seinen besten und einflussreichsten Filmen zählt Spring in a Small Town, der von vielen als einer der besten Filme Chinas überhaupt angesehen wird und aktuell auf dem Chinesischen Filmfest München aufgeführt wird. An der Oberfläche befasst sich das Liebesdrama mit einer klassischen Dreiecksgeschichte, doch dank des reduzierten, konzentrierten Inszenierungsstils wird Spring in a Small Town zu einer Erzählung über das Trauma eines Krieges und zugleich einer Nation, die zwischen Stillstand und Erneuerung changiert. Zudem ist Fei Mus Film wegen seiner psychologischen Tiefe sehenswert, wenn er Figuren zeigt, die das Panorama der Reaktionen auf die Zeit nach dem Krieg darstellen.

Der Beginn von Spring in a Small Town wirkt auf den ersten Blick sehr altmodisch, doch der Schein trügt. Während wir Yuwen bei ihrem Gang entlang der Stadtmauer beobachten, erhalten wir einen ersten Eindruck von ihrer eigenen Situation sowie der ihrer Familie. Im Sinne einer Exposition werden die einzelnen Figuren vorgestellt und ihre Konflikte umrissen, was vielleicht auf die Theaterwurzeln Fei Mus zurückzuführen ist, der seine Karriere bei Bühnenproduktionen begann. Spätestens wenn die junge Frau auf den Resten der Stadtmauer balanciert und wie ein Kind erfreut darüber ist, merken wir, dass wir es noch mit einer anderen Ebene zu tun haben.

Die Routine, der die Figuren folgen, wirkt wie eine einstudierte Inszenierung oder vielmehr ein Gefängnis für die Charaktere – wobei ihre Motivation, daraus zu entkommen, sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Die Ruine der Stadt und des Anwesens ist eine ständige Erinnerung an den Verlust, der nicht nur materieller Natur ist, sondern diesen Menschen auch psychologisch sehr viel abverlangt hat. Der Frühling als Jahreszeit der Erneuerung steht im Kontrast zum Stillstand, den man innerhalb des verwüsteten Familienanwesens beobachten kann. Fei Mu zeigt das Psychogramm verschiedener Figuren, was zugleich das einer ganzen Nation ist, die zwischen dem Drang zum Neuen und einer statischen Nostalgie steht.

Die Geheimnisse der Anderen

In einem Interview über ihre Zusammenarbeit mit Fei Mu soll Wei Wei einmal gesagt haben, für ihn seien die unterdrückten Gefühle einer Person die leidenschaftlichsten. Dies trifft in vielerlei Hinsicht auf die Charaktere in Spring in a Small Town zu, die aus verschiedenen Motivationen heraus ihre eigentlichen Gefühle geheim halten. Wei Wei und Li Wei zeigen zwei Menschen, deren Emotionen gleichzeitig eine enorme Schuld nach sich ziehen. Ihre erste Begegnung nach so vielen Jahren der Distanz betont die Dimension der Zuneigung füreinander, die aber aufgrund des geschichtlichen Kontexts sowie der Verbindung zu Liyan nur im Geheimen stattfinden kann. Das Unausgesprochene wird zu einem ständigen Damoklesschwert, das über den beiden Liebenden hängt und die ohnehin angespannte Situation noch bedrückender werden lässt. Auch wenn Fei Mu gelegentlich eine etwas kitschige oder melodramatische Spitze hinzufügt, bleibt er dem psychologischen Ansatz seiner Inszenierung treu.

Interessant ist auch die Figur Liyans als Symbolfigur eines China, das dem alten Glanz hinterhertrauert. Die Trauer ist für ihn zu einer Art Mühlstein geworden, der ihn in die Isolation und Resignation treibt. Für die Ideen seiner Schwester, einen Neuanfang zu wagen, hat er nicht viel übrig und bleibt in den Ruinen der Vergangenheit zurück, was sicherlich das traurigste Bild in Fei Mus Film ist.

Credits

OT: „Xiaocheng zhi chun“
Land: China
Jahr: 1948
Regie: Mu Fei
Drehbuch: Tianji Li
Musik: Yi Li
Kamera: Ma Hu
Besetzung: Wei Wei, Yu Shi, Wei Li, Hongmei Zhang, Chaoming Cui

Trailer

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Spring in Small Town
fazit
„Spring in Small Town“ ist ein Klassiker des chinesischen Kinos. Fei Mu erzählt von verschiedenen Figuren nach Kriegsende, die zwischen Neubeginn und Nostalgie changieren und deren wahre Emotionen von Schuld begleitet werden. An ein paar Stellen mag der Film altmodisch oder gar kitschig wirken, doch die psychologische Tiefe, die Fei Mus Inszenierung erreicht, ist beachtlich und macht seinen Film sehr sehenswert.
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