Jacob Frey [Interview]

Lange haben Fans darauf gewartet, jetzt ist es endlich so weit: Seit dem 26. November 2025 läuft der neue Disney-Animationsfilm Zoomania 2 im Kino. Erneut folgen wir dabei der Häsin Judy und dem Fuchs Nick, die als Partner einen Fall lösen müssen. Dabei kommen die zwei nicht nur einer großen Verschwörung auf die Spur. Sie werden plötzlich sogar selbst eines Verbrechens beschuldigt und müssen daher ihre eigene Unschuld beweisen. Wir haben uns zum Kinostart mit Jacob Frey unterhalten, der als Animator an dem Film mitgewirkt hat. Im Interview spricht er über die Arbeit an dem Film, was ihm beim Animieren besonders viel Spaß macht und wie er als Deutscher bei Disney gelandet ist.

Könntest du uns erklären, was genau du bei Zoomania 2 gemacht hast?

Ich bin Character Animator. Das heißt, ich bringe die Charaktere zum Leben. Animation ist ein unheimlich komplexer Bereich, wo es ganz viele Departments gibt, die jeweils für eigene Arbeitsschritte zuständig sind. Charaktere müssen designt werden. Charaktere müssen modelliert werden. Und sie müssen eben animiert werden, da komme ich dann ins Spiel. Dafür arbeite ich eng mit den Regisseuren zusammen. Die sagen uns, was in einer Szene geschehen soll, zum Beispiel, dass Nick und Judy eine Klippe hochklettern. Und wir erstellen dann eine Version davon und hoffen, dass sie den Regisseuren gefällt. Wenn nicht, gibt es eine neue Version, bis sie zufrieden sind.

Und wie detailliert sind die Vorgaben der Regie dann? Sagt sie auch schon, wie die Figuren animiert werden sollen, oder kommt das dann von eurem Department?

Wir haben schon relativ viele Freiheiten bei dem, was wir vorschlagen. Es gibt natürlich die Storyboards. Theoretisch könnte ich mich auch ganz von denen lösen und etwas anderes machen, wenn ich denke, dass es besser passt. Aber ich riskiere so natürlich, dass ihnen das Ergebnis dann nicht gefällt, weil sie sich das anders vorgestellt haben. Meistens gefällt es ihnen aber und sie sind da noch gar nicht festgelegt. Da gibt es schon ein großes Vertrauen und die einzelnen Departments sollen sich sogar einbringen, damit alle zusammen den Shot besser machen.

Animationen können sehr unterschiedlich sein. Wenn du dich an die Arbeit machst, nimmst du dir dann Vorbilder, bei denen du denkst, das könnte so auch bei dir funktionieren?

Es gibt für jeden Charakter einen eigenen Supervisor, der schon vorher an dem Film mitarbeitet. Noch bevor wir Animatoren loslegen, werden unheimlich viel Testanimationen hergestellt. Anhand dieser Testanimationen werden schon ein paar grundlegende Eigenschaften festgelegt. Nick würde sich in manchen Situationen ganz anders verhalten als Judy. Man muss da immer den Charakterhintergrund im Hinterkopf behalten.

Du hast auch schon an dem ersten Teil mitgearbeitet. Wie war das für dich, beim zweiten Teil wieder dabei zu sein?

Beim ersten Teil war ich noch ganz neu bei Disney und war als Trainee reingekommen. Die haben ein Programm, bei dem man direkt nach der Uni die Chance bekommt, an einem Film mitzuarbeiten. Zoomania war für mich ein absoluter Traum. Aber ich hatte auch Angst, um ehrlich zu sein. Auf jeden Fall ist es schön für mich, wieder zu Zoomania zurückkehren zu dürfen und mit den gleichen Charakteren zu arbeiten. Das war so ein Gefühl der Heimkehr für mich.

Und war das einfacher für dich, beim zweiten Teil mitzumachen, weil durch den ersten schon so viel etabliert wurde?

Absolut! Es macht einen Riesenunterschied, wenn man die Charaktere kennt. Am Anfang eines Projekts verbringst du wahnsinnig viel Zeit damit, die Charaktere zu finden. Wie verhalten sie sich? Wie animieren wir sie? Was können wir mit ihnen machen? Durch Zoomania wussten wir schon, wie Nick und Judy operieren. Sie sind im zweiten Teil in einer etwas anderen Situation. Aber man hat schon Charakterzüge, an denen man sich festhalten kann. Bei einer komplett neuen IP ist das wesentlich schwieriger. Da dauert es wirklich etwas länger, bis das ganze Team in Fahrt kommt. In den Kopf der Charaktere hineinzukommen, ist wesentlich schwieriger, als man sich das vorstellt.

Ihr arbeitet in dem Film viel mit vermenschlichten Tieren, die sich menschlich verhalten, aber noch immer tierisch wirken müssen. Wie schwierig ist es für euch, diese Balance zu halten?

Eigentlich ist das der beste Teil beim Animieren, weil man wesentlich kreativ sein kann, wie man diese kleinen Tierverhalten einbaut. Das macht mir am meisten Spaß. Man schaut sich da vielleicht ein paar Dokumentationen an, wie sich Tiere in der Natur verhalten, und versucht, das in den Shots einzubauen. Du hast da als Animator wirklich die komplette Freiheit, vor allem am Anfang, wenn du diese Testshots machst. Da gibt es keine Vorgaben, da gibt es keine Storyboards. Du kannst machen, was du willst, und so richtig mitbestimmen, wie sich die Charaktere in der Welt von Zoomania verhalten.

Gab es denn auch Charaktere, mit denen du beim Animieren nicht klargekommen bist?

Im Zweifel kommt man schon mit allen klar. Aber es ist so, dass mir Nick und Judy tatsächlich am meisten gelegen haben, weshalb ich auch wesentlich mehr Szenen mit den beiden animiert habe. Die achten bei Disney schon darauf, dass die einzelnen Animationen dort eingesetzt werden, wo ihre Stärken sind.

Wie viele Animatoren haben denn an Zoomania 2 gearbeitet?

Ich glaube so um die 130. Es haben auf jeden Fall eine Menge Leute mitgearbeitet. In dem Studio in Burbank arbeiten so an die 900 Leute. Man unterschätzt oft, wie viel Arbeit das ist und wie viele Leute es braucht, um einen solchen Animationsfilm zu machen. Ich selbst habe glaube ich ungefähr eine Minute von dem Film animiert.

Wie bist du überhaupt zum Animieren gekommen, dass du das als Beruf machen wolltest?

Ich komme aus Hilden, einer Kleinstadt bei Düsseldorf. Da kann man sich gar nicht vorstellen, dass Animation ein Arbeitsweg ist, den man verfolgen kann. Ich hatte auch unheimlich lange keine Ahnung, was ich eigentlich machen will. Als ich Findet Nemo im Kino gesehen habe, habe ich mich gefragt, ob man das auch beruflich machen kann. Also habe ich online recherchiert und bin dabei auf die Filmakademie Baden-Württemberg in Ludwigsburg gestoßen. Dafür habe ich meine erste Animation als Aufnahmeprüfung gemacht und wurde tatsächlich genommen. Dadurch war ich Teil der Filmbranche, ohne es zu wissen. Danach habe ich mehrere Kurzfilme in dem Animationsprogramm gemacht. Und nach der Uni habe ich mich an dem Talent Development Program von Disney beworben. Das klingt jetzt so, als wäre das alles total glatt gelaufen. Aber es hat einen Haufen Arbeit gekostet. Ich habe anderthalb Jahre an einem Kurzfilm gearbeitet, der gerade einmal drei Minuten lang ist. Deswegen ist Animation für mich zwar schon ein absoluter Traum und ich kann immer noch nicht ganz glauben, dass ich wirklich bei Disney arbeite. Aber wenn du nächtelang über dem Computer sitzt, denkst du schon: Warum mache ich das?

Aktuell arbeitest du bei Disney als Animator. Könntest du dir vorstellen, irgendwann wieder selbst Regie zu führen?

Ja, klar! Ich versuche auch immer, außerhalb der Arbeit kleine Projekte zu machen. Ich hatte bei Disney auch das Privileg, bei einem Kurzfilm Regie zu führen. Der heißt Going Home und handelt davon, wie ich im Ausland lebe und in immer größer werdenden Abschnitten in die Heimat reise. Mit jedem Mal ändert sich langsam die Umgebung. Läden verschwinden. Dinge, die sich vertraut anfühlen, verändern sich. Und natürlich auch die Leute, wenn meine Eltern jedes Mal älter werden. Wie in so einem Zeitraffer. Ich war total glücklich, dass ich diesen Kurzfilm machen durfte. Aber ich bin auch mit meiner aktuellen Rolle bei Disney glücklich.

Hättest du denn Ideen für einen eigenen Film?

Ja, habe ich. Die behalte ich erst einmal für mich und will sie nicht jetzt schon in einem Interview verraten. Aber wenn die Zeit kommt, dann habe ich schon etwas bereit.

Du hast neben Zoomania auch an Animationsfilmen gearbeitet, bei denen die Charaktere menschlich waren. Was liegt dir mehr?

Ich denke, es geht gar nicht so sehr darum, ob das menschlich oder tierisch ist, sondern eher, wie der Stil ist. Ich finde es ganz schön, wenn es nicht zu realistisch ist. Das ist das Coole an Zoomania: Da die Figuren menschlich und tierisch sind, kannst du Bewegungen einbauen, bei denen dir gar nicht so auffällt, dass sie unnatürlich sind. Bei Menschen fällt das sehr viel schneller auf. Ich arbeite auch viel mit Referenzmaterial und filme mich zum Beispiel selbst, um zu sehen, wie ich mich bewege. Habe ich Bewegungen, die ich in meine Animationen einbauen möchte? Toll war auch die Kletterszene, weil ich selbst Kletterer bin und meine eigenen Erfahrungen einbringen konnte.

Jetzt, da Zoomania 2 abgeschlossen ist, was steht als nächstes an? Woran arbeitest du?

Ich arbeite gerade an der Preproduction von Die Eiskönigin 3 und Hexed. Da ich mich technisch auch sehr gut im Studio auskenne, arbeite ich an beiden Projekten ein bisschen mit, bevor dann die Animation losgeht. Da gibt es einen Haufen Arbeit, den du machen musst, bevor du überhaupt animieren kannst.

Vielen Dank für das Interview!



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