Herz aus Eis La Tour de glace
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Herz aus Eis

Herz aus Eis La Tour de glace
„Herz aus Eis“ // Deutschland-Start: 18. Dezember 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Die Jugendliche Jeanne (Clara Pacini) wächst in den 1970ern in einem Waisenhaus in den Bergen auf. Doch auch wenn man sich dort gut um sie kümmert, eigentlich wünscht sie sich, mehr zu sehen und mehr zu erleben. Und so reißt sie eines Tages aus, um allein in die Stadt zu fahren und dort die große Welt kennenzulernen. Als sie nachts einen Unterschlupf sucht und deshalb in ein Haus einbricht, ahnt sie nicht, dass sie in einem Filmstudio gelandet ist. Dort trifft sie auf die Schauspielerin Christina (Marion Cotillard), die gerade eine Verfilmung des Märchens Die Schneekönigin dreht. Schnell verfällt Jeanne dem Zauber der unterkühlten Darstellerin, die das Team immer wieder herumkommandiert. Doch diese findet ihrerseits Gefallen an der Teenagerin und nimmt sich ihrer an …

Eine rätselhafte Reise

Richtig oft dreht Lucile Hadžihalilović keine Filme, man muss schon einige Jahre warten, bis sich die französische Regisseurin und Drehbuchautorin mit einem neuen Werk zurückmeldet. Dafür sind diese immer etwas Besonderes. So nahm sie uns 2015 in Evolution mit auf eine abgelegene Insel, wo ein Junge im Meer eine Leiche gesehen zu haben glaubt und die Menschen seltsame Dinge treiben. 2021 folgte dann das Coming-of-Age-Drama Earwig, welches von einem Mädchen erzählt, deren Zähne aus Eis gefertigt sind und die in einer Wohnung gefangen gehalten wird. Mit Herz aus Eis meldete sich die Filmemacherin Anfang 2025 zurück und nimmt uns abermals mit auf eine rätselhafte, sehr eigenwillige Reise.

Dabei ist das Drama den vorangegangenen durchaus ähnlich. Erneut erzählt Hadžihalilović von einem jungen Menschen, der in dieser Welt einen Platz für sich sucht. Erneut wird die Coming-of-Age-Geschichte mit Genreelementen angereichert. Zu dem Zweck bedient sich die Französin bei dem Märchen Die Schneekönigin von Hans Christian Andersen. Um eine direkte Adaption handelt es sich nicht. Vielmehr gibt es innerhalb des Films einen Film, eben eine Verfilmung des Märchens. Herz aus Eis hebt dabei jedoch regelmäßig Grenzen auf, wo der Film-im-Film endet und die Realität beginnt, ist nicht immer klar. Auch die Unterscheidung zwischen der Wirklichkeit und der Vorstellung ist mitunter schwierig. Das liegt nicht nur an dem Thema Film, das schon immer ein Weg in fremde Welten war. Die junge Protagonistin träumt zudem von einem anderen Leben, was zwangsläufig Einflüsse auf ihre Wahrnehmung der Welt hat.

Eine Atmosphäre nicht von dieser Welt

Stoff zum Interpretieren und Rätseln gibt es bei Hadžihalilović daher wie immer reichlich. Wer gern über Filme und ihre Bedeutung nachgrübelt, bekommt hier einiges zu tun. Man kann sich aber auch zurücklehnen und einfach die Atmosphäre genießen. Die ist mal wieder nicht von dieser Welt und so stark, dass der Inhalt zuweilen in den Hintergrund rückt. Dabei spielt es fast schon keine Rolle, ob wir uns gerade in der realen Welt bewegen, am Filmset verweilen oder uns in einen Traum zurückziehen: Die Settings haben immer etwas Unwirkliches an sich. Und etwas Düsteres. Wobei es auch die sphärischen Klänge sind, die Herz aus Eis eine unheilvolle Stimmung verleihen. Man hat hier immer das Gefühl, dass der nächste Abgrund lauert, ob nun ein echter oder einer im übertragenen Sinn, von dem man nicht weiß, ob er Unglück oder eine neue Erkenntnis bringt.

Ein Publikum, das sich auf diese Atmosphäre einlassen kann, wird bei dem Fantasydrama, das auf der Berlinale 2025 Weltpremiere hatte, reich beschenkt. Die Französin verstand es immer, eine unheimliche Märchenwelt zu erschaffen, die nah genug an unserer ist und doch irgendwie fremd. Schwierig wird es jedoch für Zuschauer und Zuschauerinnen, die klare Antworten brauchen. Zwar ist Herz aus Eis etwas nahbarer als die vorangegangenen Werke, bei denen oft nicht ganz klar war, wovon überhaupt erzählt werden soll. Die Faszination für die Schauspielerin bzw. Königin ist ebenso nachvollziehbar wie der Kampf der Protagonistin um Unabhängigkeit. Leichte Kost ist das Ergebnis jedoch kaum. Darauf muss man sich einlassen können. Ist das der Fall, erwartet einen hier ein ganz besonderes Werk, welches herausragend besetzt wurde und einen noch weit über den Abspann hinaus frösteln lässt.

Credits

OT: „La Tour de glace“
Land: Frankreich, Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Lucile Hadžihalilović
Drehbuch: Lucile Hadžihalilović, Geoff Cox
Kamera: Jonathan Ricquebourg
Besetzung: Marion Cotillard, Clara Pacini, August Diehl, Gaspar Noé

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, uns mit Regisseurin Lucile Hadžihalilović zu unterhalten. Im Interview zu Herz aus Eis spricht sie über ihren eigenen Bezug zu der Geschichte und wie Filme Eskapismus und Spiegelung zugleich sein können.

Lucile Hadžihalilović [Interview]

Filmfeste

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San Sebastian 2025
BFI London Film Festival 2025
Französische Filmwoche 2025

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Herz aus Eis
fazit
„Herz aus Eis“ begleitet eine Jugendliche, die von einer Schauspielerin fasziniert ist, die in einem Film die Schneekönigin spielt. Das Fantasydrama wechselt dabei immer wieder die Ebenen, ohne klarzumachen, wo wir uns gerade befinden. Wer klare Antworten braucht, könnte an dem rätselhaften Werk verzweifeln. Dafür gibt es eine Atmosphäre, die ihresgleichen sucht, sowie eine herausragende Besetzung.
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