Fwends
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„Fwends“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Nach ihrem Umzug von Sydney nach Melbourne hat die Mittzwanzigerin Jessie (Melissa Gan) ihre einst gute Freundin Em (Emmanuelle Mattana) aus den Augen verloren. Umso mehr freut sie sich, als Em spontan für ein Wochenende in Melbourne vorbeischaut. Doch auf dem Weg vom Bahnhof zu Jessies Wohnung offenbart sich, dass Em jede Menge Sorgen im Gepäck hat. Sie scheint vornehmlich deshalb gekommen zu sein, um sich abzulenken und sich den Frust von der Seele zu reden. Wie es Jessie geht, die gerade ebenfalls eine schwere Zeit durchmacht, interessiert sie überhaupt nicht. Mit ihrem Egoismus konfrontiert, muss Em ihre Freundschaft zu Jessie neu justieren.

Ein Wochenende in Melbourne

Dass sich selbst mit einem kleinen Budget Großes leisten lässt, beweist Sophie Somervilles Debüt. Der erste abendfüllende Spielfilm der Australierin wurde mithilfe befreundeter Kreativer in nur zehn Tagen gedreht. Dass die tragikomische Geschichte trotz der knappen Kasse bisweilen wunderschön aussieht, liegt ironischerweise ausgerechnet an den beschränkten Mitteln. Denn die Crew hat aus der Not eine Tugend gemacht hat. In Ermangelung aufwendig erstellter Sets wurde kurzerhand auf den Straßen von Somervilles Heimatstadt Melbourne gefilmt. Und eine traumhaftere Kulisse könnte man sich für kein Geld der Welt kaufen.

Die Handlung beginnt und endet am Bahnhof, wo die in Melbourne lebende Jessie ihre alte Freundin Em in Empfang nimmt und nach einem gemeinsam verbrachten Wochenende wieder verabschiedet. Den Weg vom Bahnhof zu Jessies Wohnung und zurück bahnen sich die zwei jungen Frauen zu Fuß. Sie schlendern durch Büroviertel, Fußgängerzonen und Parks, vorbei an Museen, Cafés und Passanten, die mal hektisch ihrem Alltag nachgehen, mal entspannt eine Partie Cricket mitten auf den Straßenbahnschienen spielen.

Filmisches Flanieren

Was inhaltlich furchtbar simpel klingt, ist formal ungemein faszinierend. Denn Jessie und Em, oft aus der sicheren Distanz der gegenüberliegenden Straßenseite gefilmt, unterhalten sich die komplette Zeit über. Die improvisierten Dialoge scheinen nicht nur direkt aus dem Leben gegriffen zu sein, sie sind auch klar und deutlich zu verstehen. Und das alles, ohne dass irgendwo im Filmbild ein Mikrofon zu erkennen wäre oder auch nur zu erahnen ist, wo eins angebracht sein könnte. Durch den beständigen Redefluss verfestigt sich der Eindruck, hier einem ununterbrochenen Spaziergang beizuwohnen (auch wenn dieser natürlich durch Schnitte gegliedert wird). Das Kinopublikum wird so selbst zum Spaziergänger, der Film zum Flaneur. Warum Fwends bei der 75. Berlinale, wo er im Februar 2025 im Forum seine Premiere feierte, mit dem Caligari Filmpreis ausgezeichnet wurde, lässt sich in diesen ersten Minuten, die wie eine Mischung aus Dokumentarfilm und mit versteckter Kamera gedrehtem Spielfilm anmuten, absolut nachvollziehen. Mit dem zweiten Akt kommt es jedoch zu einem Bruch.

In Jessies Wohnung angekommen, kommt auch die eingangs gezeigte Kreativität an ihre Grenzen. Erzählerisch herrscht lange Leerlauf, bevor ein Konflikt zwischen den zwei Freundinnen künstlich vom Zaun gebrochen und ein Hindernis unglaubwürdig konstruiert wird, um die Handlung in eine dramatische Richtung zu lenken. Die sich daran anschließende, gemeinsam durchzechte Nacht bildet den kreativen wie visuellen Tiefpunkt. Im dritten und letzten Akt reißt die originelle Idee, den Film durch ein untertiteltes französischen Voice-over ironisch zu brechen, das Ruder zwar noch einmal herum. Über den schwachen Mittelteil kann das gelungene Ende aber nicht hinwegtäuschen.

Credits

OT: „Fwends“
Land: Australien
Jahr: 2025
Regie: Sophie Somerville
Drehbuch: Melissa Gan, Emmanuelle Mattana, Sophie Somerville
Musik: Mike Tilbrook
Kamera: Carter Looker
Besetzung: Emmanuelle Mattana, Melissa Gan

Bilder

Trailer

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Fwends
fazit
Sophie Somerville beweist mit ihrem Debüt, dem Zweipersonenstück „Fwends“, dass es nicht viel bedarf, um einen überzeugenden Film über die Ängste, Sorgen und Nöte der Generation Z zu drehen. Zwei Figuren, improvisierte Dialoge und eine traumhafte Kulisse genügen. Ein grandioser Auftakt und ein gelungenes Ende können allerdings nicht über den schwachen Mittelteil hinwegtäuschen.
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