Doubles Match

„Doubles Match“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Die beiden Schüler Hu Guan-yu (Benjamin Peng) und Huang Xuan (Lucas Lee) sind unzertrennlich. Neben vielen anderen Hobbys verbindet sie vor allem ihre gemeinsame Leidenschaft für Tischtennis, das sie seit Jahren im Verein trainieren. Eines Tages wollen sie es bis ins Nationalteam schaffen – am liebsten natürlich als Doppel. Als ihr Trainer jedoch völlig überraschend kündigt, steht das Team vor dem Aus, denn der Schule gelingt es nicht, kurzfristig einen Ersatz zu finden. Während Hu Guan-yus Vater (Rexen Cheng) die Nachricht gelassen hinnimmt, sieht Huangs Mutter (Vivian Hsu) die sportliche Zukunft ihres Sohnes gefährdet und erwägt, ihn von der Schule zu nehmen. Verzweifelt bittet Huang sie, dies nicht zu tun, doch sie stellt ihm ein Ultimatum: Entweder er gewinnt das anstehende Schulturnier, oder sie wechselt ihn auf eine andere Schule. Am Tag des Turniers kommt schließlich alles anders, als die beiden gehofft hatten. Plötzlich steht nicht nur ihr gemeinsamer Traum vom Nationalteam auf dem Spiel, sondern auch ihre Freundschaft.

Zwischen Spiel und Qual

Seit den 1950er-Jahren genießt Tischtennis einen besonderen Status innerhalb der chinesischen Gesellschaft. Für viele Kinder ist es der erste Sport, den sie erlernen und meist viele Jahre weiter praktizieren, was sicherlich ein Grund dafür ist, warum China diesen Sport international dominiert. Die Dynamik des Tischtennis an sich, aber ebenso die Disziplin, die Konzentration und die technische Perfektion haben viele Filme inspiriert, beispielsweise The King of Ping Pong (1979) oder One Mind One Ball (2023). Doubles Match des taiwanischen Regisseurs Hung Po-Hao reiht sich in diese Tradition ein, erzählt aber nicht nur vom Tischtennis, sondern von zwei Freunden, deren Leidenschaft und Ehrgeiz zu einer Gefahr für ihre Freundschaft werden. Der Beitrag vom Chinesischen Filmfest München 2025 versteht sich daher als Mischung aus Coming-of-Age-Drama und Sportfilm. Darüber hinaus will Hung mit Doubles Match Themen wie den Unterschied zwischen Stadt und Land sowie schwierige Familienverhältnisse ansprechen.

Wie in jedem Sportfilm wird das Spielfeld – und alles, was dazugehört – zu einem Spiegel der Gesellschaft sowie einem Blick in das Innenleben der Figuren. Die Unschuld der Partien, die Hu und Huang manchmal gegeneinander oder mit Freunden austragen, weicht sehr schnell einem gewissen Ernst, der zumindest bei einem von ihnen nur entfernt etwas mit Tischtennis zu tun hat. Hu bittet während des Trainings, einmal gegen den Trainer spielen zu dürfen, wobei dieser ihn wiederholt abweist. Nach einigen weiteren Bitten des Jungen gibt er nach und macht einige schnelle Aufschläge, die sein junger Gegner allein schon aufgrund des Tempos nicht kontern kann. Sein Freund und sein Vater, der wenig später die Halle betritt, werden Zeuge eines Trainings, das mehr und mehr zu einer Demütigung wird, die Hu still erduldet. Huang schaut zu, wie sein Freund jedem Ball hinterherjagt und scheinbar resigniert hat – und erstmals sieht man in seinem Gesicht nicht nur Mitleid, sondern auch eine gewisse Scham.

Es ist nicht so, dass Doubles Match die Freude am Tischtennis nicht zeigen würde, aber der Film verweist auf Zusammenhänge, die diese Emotionen überlagern. Hinter den beiden jungen Protagonisten steht ein enormer Katalog an Erwartungen, die unterschiedlich Druck auf sie ausüben und sie dazu antreiben, sich zu verbessern – auch wenn vielleicht ihre Fähigkeiten dazu nicht ausreichen. Die hohen Erwartungen eines Elternteils sind dabei ebenso belastend wie die Gleichgültigkeit eines anderen. Jedes Spiel wird damit zu mehr als nur einer Partie Tischtennis: Es geht um Status, die eigene Zukunft und das Selbstbild. Vor allem das der Eltern.

Die Träume zweier Freunde

Trotz – oder gerade wegen – ihrer Eltern suchen die beiden Schüler nach Rückzugsmöglichkeiten. Ein aus verschiedenen aussortierten Möbeln zusammengebauter Sitz, der eine Aussicht über ihre Heimatstadt bietet, ist einer dieser Orte und zugleich Teil einer der ruhigsten Momente in Doubles Match. Die beiden Jungen sprechen davon, dass sie bei McDonald’s essen gehen wollen, wenn sie das Turnier bestreiten, und spielen mit kleinen, transparenten Kugeln, in denen sich Spielzeugfiguren befinden. Dass die Kugeln an Tischtennisbälle erinnern, mag Zufall sein, doch zeigen diese Momente die Freude und Unschuld des Spiels zweier Freunde, für die klar ist, dass sie nicht gegeneinander, sondern zusammen antreten werden. Von diesem Moment an werden solche Augenblicke seltener, sodass das Spiel zu einem Konkurrenzkampf wird, in dem ein Miteinander nicht mehr möglich ist. Der einstige Rückzugsort wird zur Bestätigung der eigenen Unzulänglichkeiten oder zur Projektionsfläche der eigenen Ängste, was Chou I-Wens Wechsel zwischen ruhigen und dynamischen Aufnahmen treffend einfängt.

Eine Besprechung von Doubles Match wäre nicht vollständig ohne die Erwähnung der Leistungen von Benjamin Peng und Lucas Lee. Besonders die Entwicklung der Freundschaft ihrer Figuren sowie die dramatischen Szenen mit ihren Eltern sind sehr gelungen. Dabei setzt Hung Po-Haos Inszenierung auf eine subtile Herangehensweise, die sich auf Details und auf das Schweigen konzentriert – das, wie wir wissen, Bände sprechen kann.

Credits

OT: „Doubles Match“
Land: Taiwan
Jahr: 2024
Regie: Po-Hao Hung
Drehbuch: Wen-Hsing Yu
Musik: Rockid Lee
Kamera: I-Wen Chou
Besetzung: Vivian Hsu, Benjamin Peng, Lucas Lee, Rexen Cheng, Ming-shuai Shih

Trailer

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Doubles Match
fazit
„Doubles Match“ ist ein unterhaltsamer und gut inszenierter Mix aus Coming-of-Age-Story und Sportdrama. Hung Po-Hao zeigt das Tischtennisspiel als Spiegel einer Freundschaft und von gesellschaftlichem Status- und Konkurrenzdenken, was besonders schauspielerisch zu überzeugen weiß.
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