Die Addams Family in verrückter Tradition

Die Freude ist groß bei Morticia (Anjelica Huston) und Gomez Addams (Raul Julia), als Nachwuchs ansteht: ein Junge, den sie stolz Pubert nennen. Die beiden anderen Kinder Wednesday (Christina Ricci) und Pugsley (Jimmy Workman) sind hingegen weniger begeistert, die Familie teilen zu sollen, und unternehmen daher alles, um das neue Geschwisterchen loszuwerden. Und so heuert das Paar das Kindermädchen Debbie Jellinsky (Joan Cusack) an, das sich um das Baby kümmern soll. Das erhoffte Familienglück bleibt auf diese Weise aber aus. Denn was niemand ahnt: Die freundliche junge Frau ist in Wahrheit eine Serienmörderin und hat es auf Gomez’ Bruder Fester (Christopher Lloyd) abgesehen, den sie wie seine Vorgänger erst heiraten, dann töten will …

Die exzentrische Familie ist zurück

Die Addams Family hat es im Laufe der Zeit in so vielen Versionen gegeben, dass man zuweilen gar nicht mehr sagen kann, was denn das Original ist. Ursprünglich in den 1930ern als Comic von Charles Addams gestartet, erfreute sich die Fernsehserie aus den 1960ern großer Beliebtheit. Nachdem es eine Zeit lang ruhiger geworden war um die morbid-kuriose Familie, feierte sie in den 1990ern ein großes Comeback. Addams Family spielte 1991 bei einem Budget von 30 Millionen US-Dollar mehr als das Sechsfache wieder ein. Und so war es dann auch nicht verwunderlich, dass zwei Jahre später mit Die Addams Family in verrückter Tradition bereits eine Fortsetzung in die Kinos kam und ein neues Abenteuer um die dunkel gekleideten Außenseiter erzählte.

Den Vorgänger muss man dabei nicht unbedingt gesehen haben. Der zweite Teil nimmt darauf keinen direkten Bezug, Vorkenntnisse braucht es also nicht. Die besondere Dynamik innerhalb der Familie wird auch so deutlich. Es ist sogar schön, dass es sich Die Addams Family in verrückter Tradition nicht allein auf dem Bewährten gemütlich macht, sondern mit Debbie eine Figur einführt, die gleichzeitig eine Antagonistin ist und doch sehr gut in das Gefüge passt. Wenn sie plant, Fester zu ermorden, spiegelt das schließlich die Versuche der beiden Kinder, den Bruder loszuwerden. Nur dass die das aus Eifersucht machen, nicht aus Gewinnsucht – was es nicht unbedingt besser macht. Aber um moralische Instanzen geht es bei dem Franchise nun einmal nicht. Stattdessen sehen wir eine Reihe sonderbarer Gestalten, die ihre eigene Exzentrik ungehemmt ausleben.

Spaßig und brillant besetzt

Das macht erneut Spaß, auch wegen der brillanten Besetzung. Bis in die Nebenrollen hinaus finden die Schauspieler und Schauspielerinnen die richtige Balance aus vornehmem Stoizismus und grellem Overacting, um den Comic-Wurzeln der Figuren gerecht zu werden. Wie seltsam diese Familie ist, zeigt sich auch in der Passage, wenn die Kinder gegen ihren Willen zu einem Camp geschickt werden, wo sie es mit völlig normalen Menschen zu tun bekommen. Der Kontrast sorgt dabei ebenso für Erheiterung wie der Versuch, so zu sein wie andere auch. Denn irgendwie ist das noch unheimlicher. Ein bisschen zerfasert Die Addams Family in verrückter Tradition an der Stelle. Schade ist zudem, dass letztendlich Morticia und Gomez so unwichtig sind, über längere Zeit gar nichts zu tun haben.

Hochspannung kommt dabei nicht auf. Auch wenn es Parallelen rund um ein mörderisches Kindermädchen gibt, ist das hier nicht mit Die Hand an der Wiege zu vergleichen. Die Addams Family in verrückter Tradition setzt auf Humor, will kein Thriller sein. Das Ganze ist auch viel zu überzogen, als dass man es irgendwie ernstnehmen könnte. Selbst bei den Mordanschlägen soll das Publikum lachen. Die Wahrscheinlichkeit, dass dies klappt, ist groß. Zumindest Zuschauer und Zuschauerinnen, die eine Mischung aus makabren und schrägen Momenten mögen, werden gut unterhalten. Umso trauriger ist, dass der Film an den Kinokassen eher enttäuschte und auch der frühe Tod von Raul Julia einen dritten Teil quasi unmöglich machte.