
Dublin in den 1950ern: Dr. Quirke (Gabriel Byrne) ist eine Koryphäe, wenn es um die Toten geht. Meistens interessieren ihn die Leichen dann auch mehr als das, was um ihn herum geschieht. Um Mordfälle soll sich dann doch die Polizei kümmern. Das ändert sich, als eines Tages die Leiche der jungen Christine Falls auf seinem Seziertisch landet. Diese ist offensichtlich während der Geburt ihres Kindes gestorben, auch wenn der Totenschein etwas anderes sagt. Nur, was ist danach mit dem Kind geschehen? Niemand weiß es. Die Neugierde des Mediziners ist geweckt, weshalb er beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei legt er sich mit einigen mächtigen Leuten an. Und auch in seinem direkten Umfeld muss er erkennen, dass einiges nicht so ist wie gedacht …
Rätsellastige Romanadaption
Meistens spielen die Männer und Frauen der Rechtsmedizin bei Krimis immer nur Nebenrollen, die zwar bedeutsame Erkenntnisse liefern, dabei aber im Schatten der eigentlich ermittelnden Figuren stehen. Aber es gibt auch Ausnahmen, bei denen die Pathologie tatsächlich im Mittelpunkt steht. Sehr bekannt ist natürlich das Beispiel Quincy: Acht Staffeln lang umfasste die von 1976 bis 1983 ausgestrahlte US-Serie, der Gerichtsmediziner war in insgesamt 148 Folgen gefragt. Nicht ganz so produktiv ist die deutsche Reihe Theresa Wolff. Bislang sechs Mal war diese im Einsatz und lockt üblicherweise mehr als fünf Millionen Menschen vor die deutschen Fernseher. Eher weniger bekannt ist da im Vergleich Der Pathologe – Mörderisches Dublin eine britisch-irische Serie, die ursprünglich 2014 daheim ausgestrahlt wurde.
Dabei kann diese durchaus mit bekannten Namen protzen. Zum einen ist da natürlich Aushängeschild Gabriel Byrne (From the World of John Wick: Ballerina) handelt es sich mal wieder um eine Adaption. Genauer stand die Romanreihe Quirke von John Banville Pate, die zwischen 2007 und 2016 insgesamt zehn Bände hervorbrachte. Die ersten drei wurden dann für Der Pathologe – Mörderisches Dublin verwendet. Unter den Einzeltiteln Nicht frei von Sünde, Der silberne Schwan und Eine Frau verschwindet entstanden so drei spielfilmlange Folgen, in denen der titelgebende Mediziner Fälle löst. Fans bekommen dabei recht traditionelle Rätselkrimis geboten, die mit einer Leiche beginnen, um die sich der Protagonist kümmern muss, und mit der Auflösung enden, was genau eigentlich geschehen ist und wer hinter allem steckt. Die Serie richtet sich damit an ein Publikum, das gern grübelt und an der Seite des Rechtsmediziners Hypothesen anstellen mag.
Blick in die Abgründe
Eine Vorliebe für Abgründe ist aber ebenfalls hilfreich. Denn von denen gibt es reichlich: Auch wenn Der Pathologe – Mörderisches Dublin in erster Linie ein Krimi ist, funktioniert die Serie doch auch als Porträt des Irlands in den 1950ern und der damaligen Gesellschaft. Die war wenig überraschend stark von der Kirche geprägt. Und dort finden sich ebenso wie in den weltlichen oberen Kreisen einige besonders schlimme Gestalten, die sich nach außen hin besonders rechtschaffen geben, während hinter der Fassade die hässliche Wahrheit wartet. Das ist dann zwar nicht besonders originell, bestätigt zum Teil nur Klischees. Aber irgendwie ist es doch immer mit einer besonderen Genugtuung verbunden, wenn da ein Außenstehender kommt, die Leute vorführt und am Ende die Wahrheit ans Licht kommt.
Dafür sollte man aber ein wenig Geduld mitbringen, bei den drei Filmen hat es niemand besonders eilig. Zum Teil wird das Tempo noch weiter ausgebremst, wenn es um die Familiengeschichten des Protagonisten geht. Unbedingt gebraucht hätte es die vielleicht nicht. Dafür ist es ganz angenehm, wie unbeirrt der Rechtsmediziner an die Arbeit geht, ohne dass dieser dabei so gewollt kaputt dargestellt wird, wie man das teilweise von heutigen Krimis gewohnt ist. Bei Der Pathologe – Mörderisches Dublin konzentriert man sich im Großen und Ganzen auf das Wesentliche. Das reicht dann zwar vielleicht nicht, um in diesem Genre wirklich hervorzustechen, weshalb der Krimi eher in Vergessenheit geraten ist. Aber wer Lust hat auf einen atmosphärischen Beitrag, der ohne Action auskommt und trotzdem nicht langweilig wird, sollte hier mal reinschauen.
OT: „Quirke“
Land: UK, Irland
Jahr: 2014
Regie: John Alexander, Diarmuid Lawrence, Jim O’Hanlon
Drehbuch: Andrew Davies, Conor McPherson
Vorlage: John Banville
Musik: Rob Lane
Kamera: Alan Almond, Tony Miller, Ruairi O’Brien
Besetzung: Gabriel Byrne, Nick Dunning, Aisling Franciosi, Michael Gambon, Stanley Townsend, Brian Gleeson
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)









