
Seit dem Ende seiner militärischen Laufbahn hat Jeffrey Manchester (Channing Tatum) damit zu kämpfen, seine Kinder zu versorgen, da er keinen wirklichen Job findet. Seine Ehe ist ohnehin schon gescheitert. Als ihn sein Freund und früherer Kamerad Steve (LaKeith Stanfield) auf seine besondere Beobachtungsgabe hinweist, die er nutzen sollte, findet Jeffrey tatsächlich einen Weg. Leider ist der aber ziemlich kriminell: Er überfällt eine Reihe von McDonald’s-Filialen. Mehr als 40 Läden raubt er so mit der Zeit aus – bis er doch geschnappt und ins Gefängnis gesteckt wird. Doch es gelingt ihm aus diesem auszubrechen und zu fliehen. Per Zufall landet er auf diese Weise in einer Filiale der Spielzeugladen-Kette Toys „R“ Us, die von Mitch (Peter Dinklage) geleitet wird. Dort findet er ein Versteck, in das er sich tagsüber zurückzieht, aber auch die Angestellte Leigh Wainscott (Kirsten Dunst), für die er Gefühle entwickelt …
Eine unglaublich wahre Gaunergeschichte
Sie sind aus dem Kino, dem Fernsehen und vor allem dem Streamingangebot nicht mehr wegzudenken: Filme über reale Verbrechen. Es geht eine ganz eigene Faszination von diesen aus, vor allem, wenn diese besonders brutal oder seltsam waren. Aber es gibt auch ein anderes Gefühl, welches manche von ihnen auslösen können: Belustigung. Das ist besonders dann der Fall, wenn die kriminellen Machenschaften ziemlich absurd sind. Der Hochstapler – Roofman erzählt von einem solchen Fall. Dabei sind es nur zum Teil die zahlreichen Überfälle, die Jeffrey Manchester zu einer Berühmtheit machten und ihm den Spitznamen Roofman verpassten – er stieg nämlich immer über das Dach ein. Fast noch bemerkenswerter ist, wie er sechs Monate in einem Spielzeugladen lebte, ohne dass es jemand bemerkte.
Es ist dann auch diese Phase, welche den Hauptteil des Films ausmacht. Zwar steigt die Geschichte früher ein, genauer zu dem Zeitpunkt, als der Ex-Soldat sein kriminelles Talent entdeckt. Aber diese Passagen sind ebenso kurz wie die im Gefängnis, aus dem der Protagonist auf ebenso dreiste Weise ausbricht. Warum Regisseur und Co-Autor Derek Cianfrance (Blue Valentine, Liebe zwischen den Meeren) sich für diese Gewichtung entschieden hat, also mehr die Flucht als die Verbrechen thematisiert, ist nicht schwer zu verstehen. Wer nicht weiß, dass Der Hochstapler – Roofman auf einer wahren Geschichte basiert, kann kaum glauben, was sich da vor den eigenen Augen abspielt. Wie sich Manchester quasi vor den Augen anderer eine Parallelwelt aufbaut, zusammengestellt aus den Dingen, die er im Laden findet, ist kurios bis bewundernswert. Und eben sehr komisch.
Der wechselhafte Traum vom Glück
Diese Tonalität wird aber nicht vollständig durchgehalten. So gibt es durchaus ernste, teilweise sogar richtig traurige Momente. Wenn der Mann seine Tochter nicht versorgen kann, deren Mutter ihm irgendwann sogar den Kontakt untersagt, dann liefert das ebenso Anlass für Mitgefühl wie die schönen Momente später, wenn er sich eine Art Zweitfamilie aufbaut. Für eine Weile sieht es in Der Hochstapler – Roofman so aus, als würde er doch noch sein Glück finden, das Zuhause, nach dem er sich sehnt. Doch die Zuschauer und Zuschauerinnen wissen bereits, dass dieses flüchtig ist. Dieser Traum ist ebenso unecht wie die Spielzeugwohnung, in der er haust. Die Frage ist nicht, ob das alles zerbricht, sondern wann es das tut.
Der Wechsel zwischen verschiedenen Genres – der Film schwankt zwischen Drama, Komödie, Romanze und Krimi hin und her – ist etwas irritierend. Auch bei der Laufzeit darf man sich fragen, ob weniger nicht mehr gewesen wäre. Die mehr als zwei Stunden ziehen sich etwas. Zusammengehalten wird der Mix, der auf dem Toronto International Film Festival 2025 Weltpremiere hatte, von Hauptdarsteller Channing Tatum (Magic Mike, Blink Twice). Immer wieder demonstriert er ein Charisma, das geradezu unmenschlich hoch ist. Er schafft es auch, die Figur immer wieder sympathisch erscheinen zu lassen, selbst wenn diese eigentlich ein Verbrechen nach dem anderen begeht. Und man muss Der Hochstapler – Roofman zugutehalten, wie der Protagonist einerseits schon Sympathieträger ist, dabei aber nie glorifiziert wird. Selbst die vermeintlich harmlosen Diebstähle im Laden summieren sich zu einem gewaltigen Schaden, den Manchester trotz seiner besonderen Beobachtungsgabe nie zu sehen scheint – nur einer von vielen Widersprüchen in diesem besonderen Film.
OT: „Roofman“
Land: USA
Jahr: 2025
Regie: Derek Cianfrance
Drehbuch: Derek Cianfrance, Kirt Gunn
Musik: Christopher Bear
Kamera: Andrij Parekh
Besetzung: Channing Tatum, Kirsten Dunst, LaKeith Stanfield, Juno Temple, Peter Dinklage, Lily Collias, Kennedy Moyer
Toronto International Film Festival 2025
Zurich Film Festival 2025
BFI London Film Festival 2025
Internationales Filmfestival Mannheim-Heidelberg 2025
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