Dann passiert das Leben
© Majestic/Daniel Gottschalk

Dann passiert das Leben

„Dann passiert das Leben“ // Deutschland-Start: 6. November 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Schon seit Jahrzehnten sind Rita (Anke Engelke) und Hans (Ulrich Tukur) ein Paar, haben dabei zahlreiche Höhen und Tiefen durchlebt. Doch wozu eigentlich? Zumindest Rita ist sich nicht sicher, glücklich ist sie schon länger nicht mehr. Entsprechend besorgt blickt sie der Pensionierung ihres Mannes entgegen, der als Schuldirektor arbeitet und seinen letzten Tag hat. Denn das bedeutet, dass er ständig zu Hause sein wird. Aber auch das Verhältnis zu ihrem Sohn Tom (Lukas Rüppel) könnte besser sein, sie wissen nicht wirklich viel über das, was in dessen Leben geschieht. Doch die größte Prüfung steht den beiden noch bevor, als es zu einem verheerenden Unfall kommt, nach dem nichts mehr so ist wie zuvor …

Wenn aus Liebe Gewohnheit wird

Eigentlich hat sich Neele Leana Vollmar ja einen Namen mit Filmen über junge Menschen einen Namen gemacht. So inszenierte sie den charmanten Kinderfilm Mein Lotta-Leben: Alles Bingo mit Flamingo!, basierend auf der beliebten Buchreihe. Später verfilmte sie mit Auerhaus einen weiteren Roman, darin ging es um Jugendliche, die eine WG gründen. Offensichtlich hat die deutsche Regisseurin aber weitergehende Ambitionen und wählt deshalb diesmal zwei Hauptfiguren im deutlich fortgeschrittenen Alter. Anders als bei den beiden obigen Filmen handelt es sich bei Dann passiert das Leben auch um eine Eigenentwicklung, nicht um eine weitere Adaption bereits bestehender Bücher. Das Thema scheint ihr also stärker am Herzen zu liegen.

Das Problem ist jedoch, dass nicht ganz klar wird, was eigentlich das Thema sein soll. Zunächst sieht es danach aus, dass es primär um die Ehe geht, die seit vielen Jahren besteht, dabei aber eher Gewohnheit als wirkliche Zuneigung ist. Zumindest ist von Letzterer wenig zu spüren. Dann passiert das Leben gibt nach und nach Einblicke, zeigt die Probleme und Krisen der beiden. Manches liegt länger zurück, wurde aber nie ganz verarbeitet. Anderes hat sich mit der Zeit entwickelt. So oder so: Da wurde nie ausreichend miteinander gesprochen, weshalb sich viel angestaut hat. Die Ehe der beiden steht exemplarisch für all die Beziehungen, bei denen sich Macken verselbständigen und nie angegangen werden, bis es eigentlich schon zu spät ist.

Viele Themen, keine Richtung

Während der Part gut funktioniert, macht Vollmar später aber noch ein ganz anderes Fass auf. Da ist zum einen die Sache mit dem Sohn, die in eine etwas andere Richtung führt und neue Themen einführt. Vor allem aber eine späte Wendung dreht vieles auf den Kopf. Das dann eingebrachte Thema ist zwar ebenfalls wichtig, wenn es um Fragen der Schuld geht und wie wir mit Schicksalsschlägen umgehen. Es gibt ganze Filme, die sich nur darum drehen. Der Versuch, das mit dem Porträt des Paares zusammenzuführen, funktioniert aber nicht so wirklich. Da wird es dann schnell willkürlich und man hat das Gefühl, dass das alles reiner Selbstzweck ist. Diese Passagen bringen die ursprüngliche Geschichte nicht weiter, Dann passiert das Leben verkommt zu einem Melodram. Gerade das Ende ist dann auch ziemlich befremdlich.

Insgesamt ist das Drama, das auf dem Zurich Film Festival 2025 Weltpremiere hatte, durchaus sehenswert. Da gibt es eben die besagten wichtigen Themen. Und da ist auch die Besetzung, gerade Engelke hat als Frau, die in ihrem eigenen Leben gefangen ist, teils gewollt, teils ungewollt, starke Auftritte. Am Ende lässt einen Dann passiert das Leben aber etwas seltsam ratlos zurück. So richtig kann sich der Film nicht zu einer Aussage durchringen. Da sind dann zwar schon Appelle dabei. Die sind aber nicht sehr zielgerichtet. Soll man an Beziehungen mehr arbeiten? Soll man sie beenden? Soll man mehr auf sich achten oder mehr auf andere achten? Irgendwie spielt das alles mit rein, ohne dass klar würde, was genau Vollmar damit bezweckt. Der Film ist auf der einen Seite so scharfsinnig beobachtend, weiß aber auf der anderen Seite mit diesen Beobachtungen wenig anzufangen.

Credits

OT: „Dann passiert das Leben“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2025
Regie: Neele Leana Vollmar
Drehbuch: Neele Leana Vollmar
Kamera: Daniel Gottschalk
Besetzung: Anke Engelke, Ulrich Tukur, Lukas Rüppel, Maria Hofstätter, Markus Hering, Philipp Hauß, Katja Lechthaler, Michael Kranz

Bilder

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Dann passiert das Leben
fazit
„Dann passiert das Leben“ erzählt von einem Paar, das seit Jahrzehnten zusammen ist, auch wenn man nicht genau weiß warum. Der Film beginnt als präzise beobachtetes Porträt, zerfranst dann aber immer mehr, bis man gar nicht mehr weiß, worum es gehen soll. Ansätze gibt es mehr als genug, jedoch keine wirkliche Aussage.
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