
Genf, 2015. Seit Jahren schon verhandeln die USA und Iran über ein Atomabkommen, der Westen ist davon überzeugt, dass das Land an Atomwaffen arbeitet, auch wenn es das immer wieder abstreitet. Vor allem Israel macht Druck, schlägt unentwegt Alarm, wie groß und unkalkulierbar die Folgen seien. Nun sollen die beiden Staaten in der Schweiz die Verhandlungen fortführen und im Idealfall zu einem Abschluss kommen. Während auf amerikanischer Seite Staatssekretärin Cindy Cohen (Juliet Stevenson) und Staatssekretär Gene Cory (Richard Lintern) um die richtige Strategie streiten, wird Iran durch den Außenminister Mohsem Mahdavi (Anthony Azizi) vertreten. Dabei kommt der Schweizer Diplomatin Alexandra Weiss (Veerle Baetens) eine besondere Rolle zu, da sie hinter den Kulissen zu vermitteln versucht …
Rückblick auf ein historisches Abkommen
Am späten Abend ist auf arte traditionell Serienzeit. Der Kultursender bringt dann spannende Produktionen zu uns, die meisten stammen dabei aus Europa. Zuletzt lief auf dem Programmplatz der isländische Krimi Reykjavík 112, bei dem der Mörder einer Frau gesucht wird. Davor war das schwedische Drama Faithless zu sehen, welches von einem Liebesdreieck mit tragischen Folgen erzählte. Und dann war da ja noch der serbische Thriller Das Attentat – Geheimoperation Belgrad, der an die Ermordung eines Politikers erinnerte. Und auch in The Deal liegt eine wahre Geschichte zugrunde. Dieses Mal reisen wir in die Schweiz, wo 2015 ein historischer Durchbruch gelang, als tatsächlich ein Abkommen zwischen Iran und dem Westen geschlossen wurde – bis Trump drei Jahre später wieder alles niederriss.
In The Deal weiß man natürlich noch nichts von der letztendlich vergebenen Liebesmühe. Umgekehrt weiß ein einigermaßen gebildetes Publikum, dass am Ende eine Einigung vorliegen muss. Da werden sich manche fragen, ob dabei trotzdem irgendwie Spannung aufkommt. Das tut es, auch weil Regisseur und Co-Autor Jean-Stéphane Bron (OPER. L’opéra de Paris) eigene Geschichten hinzugedichtet hat. Die können persönlicher Natur sein, etwa geheime Liebesaffären. Das läuft jedoch eher nebenher und dient primär, den Figuren noch ein bisschen mehr Persönlichkeit zu geben. Zu einer Seifenoper wird die europäische Coproduktion nie, es geht dann doch um die politischen Auseinandersetzungen und Winkelzüge, wenn alle Seiten versuchen, die eigenen Interessen durchzudrücken.
Krieg der Egos
Dabei prallen nicht nur die unterschiedlichsten Ansichten aufeinander. Auch bei der Vorgehensweise kommt es zu großen Unterschieden, sowohl zwischen den Delegationen wie auch innerhalb derselben. Manche wollen die offene Konfrontation, andere setzen auf ein gegenseitiges Entgegenkommen. Und zwischendurch versucht Israel mal wieder, auf fremdem Boden Leute umzubringen. The Deal erzählt von einem großen Chaos, aber auch von großen Egos und dem Ringen um die Deutungshoheit. Schließlich geht es nicht nur darum, ein Ergebnis zu erzielen, sondern auch, wie man dieses am besten verkauft – vor dem eigenen Land und einem weltweiten Publikum. Schließlich wollen alle am Ende Sieger sein, was auch immer das dann bedeutet.
Das Ergebnis ist sehenswert, gerade für ein Publikum, das Spaß an Politdramen hat. Zwar wird nicht viel gehandelt, trotz der Androhung eines Attentats. Dafür aber das eine oder andere Mal intrigiert. Und eben viel gestritten: Die Stimmung ist von Anfang an sehr angespannt, auch wegen des Misstrauens. Man weiß bei vielen nicht so genau, was sie im Schilde führen. Dabei ist die Serie, die auf dem Locarno Festival 2025 Weltpremiere hatte, erstaunlich aktuell. Obwohl die Geschichte von The Deal vor zehn Jahren spielt und entsprechende historische Hinweise enthält, ist da doch viel dabei, was heute vermutlich genauso gut funktionieren würde. Das Prinzip der politischen Machtspielchen ist schließlich zeitlos, das der Bedrohung durch autokratische Staaten ebenfalls.
OT: „The Deal“
Land: Frankreich, Schweiz, Luxemburg, Belgien
Jahr: 2025
Regie: Jean-Stéphane Bron
Drehbuch: Jean-Stéphane Bron, Alice Winocour, Julien Lacombe, Eugène Riousse, Stéphane Mitchell
Musik: Amine Bouhafa, Gast Waltzing, Christian Garcia-Gaucher
Kamera: Adrien Bertolle
Besetzung: Veerle Baetens, Juliet Stevenson, Anthony Azizi, Fenella Woolgar, Alexander Behrang Keshtkar, Kevin Shen, Nick Denning-Read, Sam Crane
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)













