Die unbarmherzigen Schwestern The Magdalene Sisters TV Fernsehen arte Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
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Die unbarmherzigen Schwestern

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„Die unbarmherzigen Schwestern“ // Deutschland-Start: 9. Januar 2003 (Kino) // 1. Oktober 2003 (DVD)

Inhalt / Kritik

Dublin, 1964: Als Margaret (Ann-Marie Duff) auf einer Hochzeit von ihrem Cousin Kevin (Sean McDonagh) vergewaltigt wird, ist sich die Familie schnell einig, was zu tun ist. Sie soll ins Magdalenenheim, wo viele Jugendliche landen, die irgendwie aufgefallen sind oder schwierig sind. Zu diesen zählen auch Bernadette (Nora-Jane Noone), Rose (Dorothy Duffy) und Crispina (Eileen Walsh), die aus den unterschiedlichsten Gründen in Ungnade gefallen sind. Unter dem strengen Auge von Schwester Bridget (Geraldine McEwan) und den anderen Nonnen sollen sie wieder auf den rechten, gottesfürchtigen Pfad geführt werden. Zu diesem Zweck ist den Schwestern jedes Mittel recht, auch Gewalt und Demütigungen sind gestattet, wenn es zum gewünschten Ziel führt …

Schwer erträgliche Geschichtsstunde

Eigentlich ist Peter Mullan ja eher als Schauspieler bekannt, unter anderem war er in Boy A (2007) oder Baghead (2023) zu sehen. Zwischenzeitlich hatte der Schotte aber auch Ambitionen, sich als Regisseur einen Namen zu machen. Nachdem er mehrere Kurzfilme gedreht hatte, gab er mit der schwarzen Komödie Orphans (1998) sein Langfilmdebüt, das aber beim Publikum durchfiel und auch eher mäßige Kritiken erhielt. Umso größer war sein Triumph, als er vier Jahre später seinen zweiten Film Die unbarmherzigen Schwestern vorlegte. Das Drama war zwar auch kein Kassenerfolg, wurde aber insgesamt wohlwollend aufgenommen. Vor allem erhielt es in Venedig den Goldenen Löwen, was man mit seinem erst zweiten Film erst einmal schaffen muss.

Dabei ist Die unbarmherzigen Schwestern alles andere als ein Crowdpleaser. Vielmehr nimmt sich Mullan, der auch das Drehbuch verfasste, die Magdalenenheime vor, in denen für „gefallene Mädchen“ gesorgt werden sollte. Stattdessen wurden sie ausgenutzt, teilweise auch misshandelt. Wie schlimm es dort wurde, darüber herrscht Uneinigkeit. Während die Kirche erwartungsgemäß empört darüber war, was den Schwestern in dem Film vorgeworfen wurde, gaben reale Opfer an, dass die Wahrheit noch viel hässlicher war. Für sich genommen ist aber auch schon die hier gezeigte Form teilweise schwer zu ertragen. Die Beleidigungen, die sich die jungen Frauen anhören müssen, in Verbindung mit Zwangsarbeit und gelegentlicher Gewalt machen aus der Einrichtung, die nach außen hin als sozial verkauft wurde, einen Ort des Grauens.

Nüchtern betrachtet

Mullan verzichtet jedoch darauf, sich einem Voyeurismus hinzugeben und das Leid der Figuren auszuschlachten. Die meisten Szenen sind sehr nüchtern gehalten, da wird nicht mit großen Emotionen oder lauter Musik manipuliert. Man verlässt sich darauf, dass die Szenen auch so Wirkung zeigen. Das tun sie, die eher dokumentarische Herangehensweise von Die unbarmherzigen Schwestern, die auf reißerische Mittel verzichtet, sorgt für mehr Authentizität. Die Verbrechen, die dort im Namen Gottes verübt wurden, wirken erschreckend real. Dass diese Ereignisse gar nicht so lange her sind, rund 60 Jahre, trägt zu dem Schrecken bei. Das Weltbild, das hinter den Mauern propagiert wurde, aber auch gesellschaftlich durchaus akzeptiert war, ist einem heutigen Publikum kaum noch zu vermitteln.

Ein Schwachpunkt des Films ist jedoch die Figurenzeichnung. Es gibt sie nämlich praktisch nicht. Crispina wird darauf reduziert, geistig zurückgeblieben zu sein, Bernadette hat Interesse an Jungs. Viel mehr erfahren wir nicht über sie, sowohl bei den Jugendlichen wie auch den Schwestern verzichtete man darauf, sie zu tatsächlichen Individuen zu machen. Die Menschen sind nur ein Mittel zum Zweck, was bei einem Film, der gerade die Entmenschlichung anprangert, nicht sehr glücklich ist. Es gibt auch keine wirkliche Auseinandersetzung mit dem gesellschaftlichen Drumherum, keine Analyse, auch in der Hinsicht wird nur beobachtet. Wer darüber hinwegsehen kann, findet mit Die unbarmherzigen Schwestern ein Werk, das einen auch mehr als zwei Jahrzehnte später noch immer mitnimmt und wütend macht.

Credits

OT: „The Magdalene Sisters“
Land: UK, Irland
Jahr: 2002
Regie: Peter Mullan
Drehbuch: Peter Mullan
Musik: Craig Armstrong
Kamera: Nigel Willoughby
Besetzung: Geraldine McEwan, Ann-Marie Duff, Nora-Jane Noone, Dorothy Duffy, Eileen Walsh, Mary Murray, Britta Smith, Sean McDonagh

Bilder

Trailer

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Die unbarmherzigen Schwestern
fazit
„Die unbarmherzigen Schwestern“ nimmt uns mit in die 1960er und erzählt von vier jungen Frauen, die in einem Magdaleneheim gedemütigt und misshandelt werden. Das Drama geht einem nahe, ohne dabei viel manipulieren zu müssen. Über die Figuren erfährt man jedoch kaum etwas, die sind nur ein Mittel zum Zweck.
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von 10