David und Goliath: Wahrheit oder Pflicht

Dina Schwarz (Lou Strenger) arbeitet jetzt schon seit einer Weile in der Essener Klinik und bemüht sich nach Kräften darum, das Personal psychologisch zu betreuen. Schließlich steht dieses unter großem Druck, das Krankenhaus ist chronisch unterbesetzt, weshalb alle am Limit sind. Umso enttäuschender ist für sie, dass ihr Angebot kaum angenommen wird. Die Leute misstrauen ihr, wollen sich damit nicht auseinandersetzen. Dass die Leiterin Dr. Veronika Jelinek (Ulrike C. Tscharre) auf Ergebnisse pocht und einen Evaluationsbericht einfordert, passt Schwarz daher gar nicht in den Kram. Und als wäre das nicht alles schon kompliziert genug, kommt es zu einem überraschenden Todesfall eines Patienten. Dabei gerät auch Chefarzt Dr. Robert Schultholz (Carlo Ljubek) in die Kritik, der alle Schuld kategorisch von sich weist …

Psychische Krisen Teil 2

Und weiter geht es mit David und Goliath. Vergangene Woche ging die neue ARD-Dramareihe an den Start, die dem Publikum aus dem Alltag eines Krankenhauses erzählt. Solche Serien gibt es im deutschen Fernsehen eigentlich mehr als genug. Der Clou hier ist jedoch, dass es weniger um die üblichen Krankengeschichten geht, um die sich sonst alles dreht. Stattdessen will man hiermit auf die psychische Belastung der Angestellten eingehen. Patienten und Patientinnen lernt man deshalb kaum kennen, es geht fast ausschließlich um die Mitarbeitenden. Die erste Folge Therapie und Praxis erzählte von dem holprigen Einstieg der neuen Psychotherapeutin, bei Wahrheit oder Pflicht wird das ausgebaut. Danach ist erst einmal Schluss, weitere Filme sind nicht angekündigt. Geplant sind aber sicherlich welche, das hier ist eindeutig auf ein serielles Erzählen ausgerichtet. Es müssen nur die Einschaltquoten stimmen.

Wer den ersten Film gesehen hat, weiß ziemlich genau, was einen hier erwartet. Ein paar kleinere Verschiebungen gibt es zwar. So spielt die Vorgeschichte der Protagonistin keine Rolle mehr, der suizidale Pfleger taucht kaum auf. Insgesamt hat man aber an dem Konzept festgehalten. Dieses ist für sich genommen auch nach wie vor interessant und wichtig, wenn die hohe psychische Belastung in diesem Beruf thematisiert wird. David und Goliath: Wahrheit oder Pflicht handelt nicht nur davon, dass innerhalb des Krankenhauses die Tabuisierung psychischer Probleme aufgehoben werden muss. Die Filmreihe will auch beim Publikum das Bewusstsein dafür schärfen, was diese Arbeit mit sich bringt, indem es anhand mehrerer Beispiele zeigt, wie jemand in die Krise rutscht und Unterstützung braucht.

Unnatürlich bis irritierend

Doch so löblich der Ansatz ist, so fragwürdig ist die Umsetzung. Erneut wird in dem Film andauernd auf Konfrontation gesetzt, selbst in Situationen, wo es nicht nötig gewesen wäre. Das lässt sich dann auch mit dem Druck, unter dem die Figuren leiden, nicht mehr erklären. Überhaupt ist das Verhalten in David und Goliath: Wahrheit oder Pflicht oft willkürlich, die Dialoge lassen ebenfalls Natürlichkeit vermissen. Man hat hier viel zu oft das Gefühl, es nicht mit realen Menschen zu tun zu haben. Bei einem Seifenoperdrama ist das weniger gravierend, da es dort ohnehin um etwas anderes geht. Eine Filmreihe, die aber für sich den Anspruch hat, aus dem realen Leben zu erzählen, sollte an den Stellen schon ein bisschen mehr Fingerspitzengefühl beweisen.

Und dann wäre da noch der befremdliche Hang zum unprofessionellen Handeln. Gerade bei Schwarz darf man immer wieder das Gefühl haben, dass sie von ihrer Arbeit eigentlich nichts versteht. Das soll dann als unkonventionell verkauft werden, ist aber vielmehr fahrlässig. Vor allem eine späte Szene lässt sie richtig schlecht aussehen, wenn sie komplett verantwortungslos agiert und dabei nicht einmal deutlich wird, was das Ganze denn bringen sollte. Insofern ist auch David und Goliath: Wahrheit oder Pflicht ein letztendlich frustrierender Film, der dem eigenen Anspruch nicht gerecht wird und einen eher davon abhält, noch einmal einen Fuß in ein Krankenhaus zu setzen.