Am anderen Ende der Brücke Tv Fernsehen 3sat Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
© ZDF/ORF/SK-Film

Am anderen Ende der Brücke

Am anderen Ende der Brücke Tv Fernsehen 3sat Streamen online Mediathek Video on Demand DVD kaufen
„Am anderen Ende der Brücke“ // Deutschland-Start: 8. Februar 2012 (3sat)

Inhalt / Kritik

1931 lernt die junge Fanny (Nina Proll) den Polizeikadetten Ya Yunlong (Wang Zhiwen) kennen. Gemeinsam mit einigen anderen chinesischen Polizeischülern ist Ya in Wien stationiert, um dort seine Ausbildung zu absolvieren und von der österreichischen Polizei zu lernen. Sein Ausbilder ist Fannys Vater (Erwin Steinhauer), der sich bemüht, seinen Schülern nicht nur Kenntnisse für ihren späteren Beruf zu vermitteln, sondern ihnen auch die österreichische Kultur und Sprache näherzubringen. Schnell entwickelt sich eine innige Beziehung zwischen Fanny und Ya, die die beiden nicht lange geheim halten können. Als durch den „Anschluss“ Österreichs an Deutschland große Unruhen ins Land ziehen, müssen Ya und seine Kollegen zurück in ihre Heimat China.

Als Fanny 18 Jahre alt wird, teilt sie ihren schockierten Eltern ihren Entschluss mit: Sie will nach China reisen, um dort Ya zu heiraten. Gegen den Widerstand ihres Vaters macht sich Fanny allein auf den Weg in das für sie fremde Land, wo ihr Geliebter sie bereits erwartet. Doch ihr neues Leben in China besteht nicht nur aus dem gemeinsamen Glück mit Ya, denn auch seine Heimat befindet sich in einer Phase des Umbruchs. Zudem sind seine Eltern wenig begeistert von der Braut ihres Sohnes.

Die Begegnung zweier Kulturen

Die chinesische Regisseurin Hu Mei ist bekannt für ihr Faible für historische Stoffe. In Filmen wie Far From War oder Confucius setzt sie sich mit bedeutenden Persönlichkeiten Chinas und den politischen sowie sozialen Umbrüchen des Landes auseinander. Am anderen Ende der Brücke stellt innerhalb ihres Schaffens eine Besonderheit dar, denn es handelt sich um eine seltene Kooperation zwischen Österreich und China. Der Film basiert auf der wahren Liebesgeschichte eines chinesischen Polizeischülers und einer österreichischen Frau, deren Beziehung mit einer Zeit weltpolitischer Umbrüche zusammenfällt. Hu Mei hält dabei die Balance zwischen diesen beiden Ebenen – der Liebesgeschichte und den äußeren Umständen – und schafft es für einige Momente, dem Kitsch zu entkommen, der viele Teile dieser Produktion prägt.

Im Fokus von Am anderen Ende der Brücke steht die nicht immer konfliktfreie Annäherung zweier Kulturen. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin beobachtet die junge Fanny die chinesischen Kadetten bei ihrem Training und bei der Instruktion durch ihren Ausbilder. Angestachelt durch das Gelächter der beiden Mädchen weist dieser auf ihre Zöpfe hin, die sich seiner Meinung nach für einen Polizisten nicht geziemen. Auf die Erklärung, dass es sich dabei um ein wichtiges Symbol ihrer Heimatkultur handelt, geht der Ausbilder nicht weiter ein und befiehlt, dass der Zopf vor dem nächsten Appell entfernt werden müsse.

Hu Meis Inszenierung nutzt solche Momente, um zum einen den Konflikt zwischen den beiden Kulturen und Figuren anzubahnen und zum anderen den kulturellen Umbruch anzudeuten, der sowohl Österreich als auch China erfassen wird. Auch Fannys spätere Ankunft in Yas Heimat kündigt einen solchen Prozess an, der gewiss nicht ohne Konflikte ablaufen wird und Spannungen in ihre Beziehung bringt. Bei der Behandlung dieser Themen hätte man sich an der einen oder anderen Stelle ein etwas subtileres Vorgehen gewünscht, doch positiv anzumerken ist, dass der Film zumindest nicht sensationsheischend wirkt. Durch den Fokus auf das Persönliche, auf die Beziehung der beiden Hauptfiguren, lässt sich das Ausmaß dieser Veränderungen und das emotionale Dilemma erahnen, das sich aus ihnen ergibt.

Familie und Liebe

Am anderen Ende der Brücke lässt sich sowohl als historisches Drama als auch als romantisches Melodram verstehen. Als Ya wieder zurück in China ist, will seine Familie ein Orakel befragen, ob seine Liebe zu Fanny tatsächlich glücklich sein wird. Indem sich der junge Mann dieser Fremdbestimmung entzieht, verweigert er sich der Tradition und begeht damit den ersten Bruch mit seiner Familie. Die Diskrepanzen zwischen Pflicht und Neigung, Tradition und Umbruch gehören schon immer zur Palette des Melodrams, wobei der kulturelle Kontext hier das einzig wirklich Interessante bleibt. Auch wenn man mit dem ein oder anderen Brauch fremdeln mag, bleibt der Ablauf jedes Konflikts ebenso vorhersehbar wie sein Ausgang. Das ist bedauerlich, denn die Idee, die Geschichte unter anderem durch Rückblenden zu erzählen, hat durchaus ihren Reiz. Die Durchführung – insbesondere aufgrund des hakeligen, verwirrenden Schnitts – lässt jedoch zu wünschen übrig. Insgesamt sind die Ambitionen bei Am anderen Ende der Brücke zwar hoch, doch die formale Ausführung bleibt auf TV-Niveau.

Credits

OT: „On the Other Side of the Bridge“
Land: Österreich, China
Jahr: 2002
Regie: Mei Hu
Drehbuch: Zhebin Wang
Musik: Ye Xiaogang
Kamera: Lu Yue
Besetzung: Nina Proll, Wang Zhiwen, Muriel Baumeister, Susi Nicoletti, Julia Sternberger, Karl Merkatz, Erwin Steinhauer

Bilder

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Am anderen Ende der Brücke
fazit
„Am anderen Ende der Brücke“ ist ein romantisches Melodram mit hohen erzählerischen und thematischen Ambitionen, das jedoch vor allem formal auf TV-Niveau bleibt. Hu Mei erzählt von der Begegnung zweier Kulturen und einer Liebesgeschichte vor dem Hintergrund großer politischer Veränderungen, verliert sich aber allzu oft im Kitsch.
Leserwertung16 Bewertungen
4.9
5
von 10