Aisha Cant Fly Away
© Rapid Eye Movies
„Aisha Can’t Fly Away“ // Deutschland-Start: 22. Januar 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Eigentlich hatte die 26-jährige Sudanesin Aisha (Buliana Simon) gehofft, dass sie in Ägypten ein neues Leben beginnen kann. Doch die Arbeit als Pflegerin bringt nicht wirklich viel ein. Zudem muss sie einen fragwürdigen Deal mit ihrem Vermieter Zuka eingehen: Sie muss abends die Schlüssel der alten Menschen nachmachen lassen, damit eine Diebesbande sie anschließend bestehlen kann, mit der Zuka zusammenarbeitet. Eine Weile geht das gut, bis es zu einem Vorfall kommt und Aisha selbst unter Verdacht steht. Also bekommt sie einen neuen Patienten zugewiesen: Herr Khalil. Doch die Arbeit bei dem alten Mann wird zum Alptraum, wenn dieser noch deutlich mehr Dienste als die reine Pflege einfordert …

Aus dem schwierigen Leben in der Fremde

Beim Thema Migration werden die meisten erst einmal daran denken, wie Menschen aus Asien oder Afrika in die westlichen Staaten einreisen, um von deren Reichtum zu profitieren. Dabei gibt es auch im Rest der Welt solche Fälle. Songs of Forgotten Trees etwa erzählte von zwei Migrantinnen in der indischen Metropole Mumbai und wie diese sich zurechtzufinden versuchen. Aisha Can’t Fly Away wiederum wirft einen Blick auf die Lage in der ägyptischen Hauptstadt Kairo, wo ebenfalls Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern zusammenkommen und um ihr Überleben kämpfen müssen – und manchmal gegeneinander, wenn das Geld einfach nicht für alle reicht.

Daraus hätte man prinzipiell ein Sozialdrama machen können. Regisseur und Co-Autor Morad Mostafa zieht es aber vor, sich bei seinem Spielfilmdebüt immer wieder bei anderen Genres zu bedienen. So spielt Kriminalität eine große Rolle: Wenn Gangsterbanden umherstreifen und es zu brutalen Überfällen kommt, wird aus dem Film ein Krimi, teils sogar ein Thriller. Zwischendurch arbeitet Aisha Can’t Fly Away mit Body-Horror-Elementen, wenn die Protagonistin mit einer Wunde zu kämpfen hat, die dann symbolisch für die inneren Veränderungen steht. Dann und wann hat der Film auch surreale Momente, wenn sich die Titelfigur in Fantasien verliert und man nicht mehr sagen kann, was noch real ist und was eine bloße Einbildung.

Ruhig bis verstörend

Diese Szenen stechen auch deshalb hervor, weil der Film ansonsten sehr ruhig ist. Über weite Strecken beobachtet Mostafa seine Protagonistin nur bei ihrer täglichen Arbeit, wenn sie sich um die Menschen kümmert oder sonstigen Tätigkeiten nachgeht. Das ist nichts Besonderes, soll es auch gar nicht sein. Es geht hier gerade um den wenig spannenden, trostlosen Alltag der Menschen, die in den Schatten der Großstadt verlorengehen. Man meint an diesen Stellen, sich eine Dokumentation anzuschauen, so naturalistisch und unaufgeregt ist das Ganze. Selbst wenn Aisha Can’t Fly Away später die Dienste der Migrantin verändert, sie sexuelle Gefälligkeiten als Teil ihres Jobs zu erfüllen hat, bleibt das Drama ganz ruhig, als wäre es das Normalste der Welt – was durchaus verstörend wirken kann.

Man braucht allerdings schon Geduld für das alles. Der Film, der 2025 in der Sektion „Un Certain Regard“ von Cannes Weltpremiere feierte, nimmt sich viel Zeit für alles, entwickelt nur langsam die Geschichte weiter. Zwischenzeitlich wird es daher auch repetitiv, wenn die Protagonistin immer wieder dieselben Aufgaben ausführt. Ob es diese ganzen Szenen gebraucht hätte, darüber lässt sich streiten, die zwei Stunden Laufzeit spürt man schon. Außerdem bleibt Aisha immer etwas unnahbar. Man ist bei Aisha Can’t Fly Away so sehr mit dem beschäftigt, was der jungen Frau geschieht, dass etwas in Vergessenheit gerät, diese auch einmal etwas genauer vorzustellen. Sie existiert außerhalb dieses Kontextes einfach nicht. Dennoch, das Debüt des gebürtigen Ägypters, der immer wieder das Leben in seiner Heimat thematisiert, ist sehenswert geworden. Der Gang durch die Seitenstraßen der Metropole enthüllt gesellschaftliche und persönliche Abgründe, die Eindruck hinterlassen.

Credits

OT: „Aisha Can’t Fly Away“
Land: Ägypten, Frankreich, Deutschland, Tunesien, Saudi-Arabien, Katar, Sudan
Jahr: 2025
Regie: Morad Mostafa
Drehbuch: Morad Mostafa, Sawsan Youssef, Mohamed Abdelader
Kamera: Mostafa El Kashef
Besetzung: Buliana Simon, Ziad Zaza, Emad Ghoniem, Mamdouh Saleh

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Aisha Can’t Fly Away
fazit
„Aisha Can’t Fly Away“ erzählt von einer sudanesischen Migrantin in Ägypten zwischen Pflegedienst, sexueller Nötigung und Kriminalität. Der düstere Film lässt sich dabei viel Zeit, mag es überwiegend ruhig und beobachtend. Umso verstörender sind manche Szenen, wenn wir hier in die Abgründe blicken.
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