
Ihrer Heimat Deutschland hat die Mathematikerin Maria Reiche (Devrim Lingnau) den Rücken zugekehrt, stattdessen arbeitet sie als Lehrerin in der peruanischen Hauptstadt Lima. Als sie eines Tages den französischen Archäologen Paul D’Harcourt (Guillaume Gallienne) kennenlernt, überredet er sie dazu, für ihn einige Schriftstücke zu übersetzen, von denen er sich Hinweise auf ein uraltes Kanalsystem in der Gegend erhofft. Maria findet schnell Interesse an dem Thema und beginnt, sich eigene Gedanken zu den Funden zu machen. Ihr Leben nimmt dabei eine Wendung, als sie in der Wüste seltsame Linien findet, von denen niemand weiß, wer sie dort hinterlassen hat – und zu welchem Zweck. Fasziniert von diesen offensichtlich sehr alten Hinterlassenschaften der ursprünglichen Bevölkerung, setzt sie alles daran, die Linien zu erforschen und zu bewahren. Doch damit macht sie sich mächtige Feinde …
Kampf gegen alle Hindernisse
Filme über reale Menschen gibt es nicht zu knapp. Normalerweise handelt es sich bei diesen um Leute, die etwas Außergewöhnliches geleistet haben oder denen etwas Besonderes geschehen ist. Beliebt sind etwa Porträts von Kunstschaffenden, dieses Jahr etwa Leonora im Morgenlicht über die Malerin Leonora Carrington, Monsieur Aznavour über den Sänger Charles Aznavour oder Bolero über den Komponisten Maurice Ravel. Neben solchen Star-Porträts finden sich aber auch immer wieder Biopics zu Menschen, die eher unbemerkt Großes bewirkt haben. Gerade kam Die Gesandte des Papstes in die Kinos und erzählte die Geschichte einer Nonne, die sich in den USA um Immigranten kümmerte und dabei zahlreiche Hindernisse zu überwinden hatte. Mit Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien kommt nun ein weiterer solcher Film heraus.
Dabei gibt es gleich mehrere Parallelen zum zuvor genannten Film. In beiden Fällen geht es um Frauen, die ins Ausland gegangen sind und sich dort einsetzen. Während die italienische Ordensschwester Francesca Cabrini aber Menschen versorgte, da kämpfte Maria Reiche für den Erhalt eines immateriellen Kulturerbes. Gemeinsam ist beiden zudem, dass sie in einem patriarchalen System Widerstände zu überwinden haben. Frauen hatten damals nichts zu sagen, mussten sich dem fügen, was ihnen Männer auftrugen. In Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien muss die Protagonistin ihre Funde nicht nur gegen wirtschaftliche Interessen verteidigen. Selbst Wissenschaftler stellen sich ihr entgegen, weil sie Reiche aufgrund ihres Geschlechts nicht ernst nehmen. Der Film ist auf diese Weise also durchaus auch als Zeitporträt konzipiert.
Tolle Bilder, offene Fragen
Regisseur und Co-Autor Damien Dorsaz betont dann auch die Widrigkeiten, mit denen es seine Protagonistin zu tun bekommt. Der Schweizer ist sichtlich fasziniert von der Schaffenskraft und dem Durchhaltevermögen der deutschen Forscherin. Das bedeutet nicht, dass er ihr deshalb ein einseitiges Ehrendenkmal errichtet. Wenn sie regelmäßig ihre Partnerin Amy (Olivia Ross) vor den Kopf stößt, ist das wenig vorbildhaft. Auch sonst tritt sie alles andere als diplomatisch auf, will ihren Kopf durchsetzen, ohne Rücksicht auf Verluste. Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien gelingt es dabei auch nicht so ganz zu erklären, warum diese Linien sie so sehr beschäftigen. Wir sehen die Besessenheit, verstehen muss sie nicht. Schade ist zudem, dass es zum Ende hin sehr schnell gehen muss, die Theorie der Protagonistin fällt dann aus dem Himmel. Das fällt auch deshalb auf, weil das Tempo sonst ziemlich gering ist.
Und doch ist Maria Reiche: Das Geheimnis der Nazca-Linien sehenswert geworden. So ist die Protagonistin trotz ihrer unnahbaren Art ein faszinierender Mensch geworden. Dann ist da das Setting, welches regelmäßig mit tollen Landschaftsaufnahmen lockt. Selbst wer sich nicht für die Mission der Titelfigur erwärmen kann, wird schnell von dem Anblick gefesselt sein. Während die Wüste in Sirât ein fremder, teils unwirklicher Ort war, ist sie hier geradezu einladend. Vor allem aber die Linien ringen einem viel Respekt ab, wenn sie bis heute Rätsel aufgeben. Wer hat sie hinterlassen? Wozu dienten sie? Und wie haben die Menschen es damals geschafft, sie derart akkurat zu ziehen? Allein deshalb schon ist es gut, dass der Film gedreht wurde, selbst wenn am Ende doch eine Reihe von Fragen offenbleiben.
OT: „Lady Nazca“
Land: Deutschland, Frankreich
Jahr: 2025
Regie: Damien Dorsaz
Drehbuch: Damien Dorsaz, Fadette Drouard
Musik: Nascuy Linares
Kamera: Gilles Porte
Besetzung: Devrim Lingnau, Olivia Ross, Guillaume Gallienne, Javier Valdés
Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, Interviews mit Regisseur Damien Dorsaz und Hauptdarstellerin Devrim Lingnau zu führen.
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