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Klaus Steinbacher in der Serie "Oktoberfest 1905" als Leiter einer Familienbrauerei (© BR/ARD Degeto Film GmbH/MDR/Zeitsprung Pictures GmbH/Wolfgang Ennenbach)

Klaus Steinbacher [Interview]

Fünf Jahre nach der erfolgreichen Serie Oktoberfest 1900 erzählt Oktoberfest 1905, wie es mit der Brauereifamilie weitergeht. Im Mittelpunkt der zweiten Staffel steht der Konflikt zwischen Roman Hoflinger (Klaus Steinbacher), der die Leitung übernommen hat, während seine Mutter Maria Hoflinger (Martina Gedeck) in der Psychiatrie ist, und seinem Stiefvater Curt Prank (Mišel Matičević). Die Serie feierte im Sommer ihr Debüt auf dem Filmfest München 2025 und wird am 20. September 2025 im Ersten ausgestrahlt, parallel zur Eröffnung des echten Oktoberfests. Das haben wir zum Anlass genommen, um uns mit Steinbacher zu treffen. Im Interview spricht er über seine Figur, die Besonderheit der Serie und was die echte Wiesn ihm bedeutet.

Du hast auch schon bei der ersten Staffel von Oktoberfest mitgespielt. Was hatte dich damals an dem Projekt gereizt?

Ich wurde damals von dem Regisseur Hannu Salonen auf dem tatsächlichen Oktoberfest angesprochen und er hat mir gleich die Rolle angeboten. Wir haben uns dann noch lange auf der Wiesn über die Serie unterhalten, er hat mir seine Idee gepitcht und meiner Figur erzählt. Drei Tage später hat er mich angerufen und gemeint, dass ich fürs Vorsprechen nach Berlin muss. Ich habe dann die Bücher gelesen und war begeistert. Das Projekt ist wahnsinnig mutig. Die Serie spielt in Bayern und es wird auch Bairisch gesprochen. Dialekte und Akzente werden in deutschen Filmen und Serie meines Erachtens zu oft verwendet, um Figuren einfach gestrickt und dümmlich darzustellen. Oktoberfest ist ganz anders. Die Serie war von Anfang an als eine Art bayerischer Western angelegt, was es so vorher nicht gab. Und das fand ich faszinierend. Es gab für mich also nicht die Frage, ob ich das machen will oder nicht.

Die Serie ist dabei auch ziemlich düster, also ganz anders als das, was man sonst mit dem Oktoberfest verbindet.

Das stimmt. Und genau das ist ja das Spannende daran. Ich glaube, dass die Serie Aufmerksamkeit erregt, weil wir eben nicht die üblichen Klischees bedienen. Wir trauen uns, dagegen zu gehen. Klar gibt es auch bei uns leichte Momente, in denen eine bayerische Leichtigkeit oder Gemütlichkeit gezeigt wird. Aber ich finde es sehr cool, dass wir das in der Serie meistens aufbrechen. Und das sage ich als jemand, der in Bayern groß geworden ist.

Wenn du schon selbst aus Bayern bist, was bedeutet dir das Oktoberfest?

Ich habe Freundinnen und Freude, die auf dem Oktoberfest arbeiten. Dementsprechend bin ich oft da, wenn ich Zeit habe. Ich gehe gern über die Wiesn und finde wie so oft gerade die kleinen Dinge sehr charmant. Die Fahrgeschäfte auf der Oidn Wiesn zum Beispiel. Es gibt die Fahrt ins Paradies, ein kleines Karussell, bei dem der Chef live Saxofon spielt. Oder die Vogelpfeifer, die Plättchen verkaufen, mit dem du Vogelgezwitscher imitierst. Das sind lustige Sachen, die ich gern mag. Die große Party brauche ich persönlich nicht unbedingt. Als Jugendliche haben wir noch richtig gefeiert im Zelt. Aber mittlerweile finde ich die gemütlichen, verstecken Ecken schöner. Die sind für mich das, was die Wiesn ausmachen.

Hat sich durch deine Arbeit an der Serie dein Blick auf die Wiesn geändert?

Auf jeden Fall. Wenn ich jetzt über die Wiesn laufe, sehe ich ständig Sachen, die mich an unsere Serie erinnern. Wenn ich zum Beispiel eine Bierkutsche sehe mit 18 Bierfässern oben drauf, denke ich an einen Moment, in dem ich beim Drehen vorne auf einer solchen Bierkutsche stehen und sie anschließend fahren durfte. Das war richtig toll! Da waren sehr viele schöne Momente, an die ich gern zurückdenke. Hinzu kommt, dass ich relativ oft auf der Wiesn auf die Serie angesprochen werde, gerade auch, wenn ich selbst mit Hut unterwegs bin und die Leute daher schneller die Beziehung herstellen.

Und wie ist das, wenn du so von Fremden angesprochen wirst?

Ich freue mich eigentlich immer. Ich habe noch nie erlebt, dass das irgendwie doof war. In dem speziellen Fall ist es so, dass die Leute die Serie cool fanden und mir das auch sagen. Und es ist natürlich schön, das zu hören.

Dann kommen wir auf deine Figur zu sprechen. Wie würdest du Roman Hoflinger beschreiben?

Er ist ein Kämpfer. Man kann auf die richtige Weise für etwas kämpfen, indem man das Richtige tut und etwas schaffen will, gemeinsam mit anderen Leuten. Man kann aber auch auf die falsche Art kämpfen und gewalttätig werden. Auf diesem Grat bewegt sich Roman immer hin und her. Er hat eigentlich eine sehr starke helle Seite. Das, was er will, ist eigentlich etwas sehr Gutes. Aber man kennt das ja von den Menschen, dass sie doch den dunklen Weg wählen, leider. Und das passiert eben auch Roman, aufgrund der Zeit, aufgrund des Drucks. Er muss die Brauerei seiner Familie retten. Dabei ist er von dem Männerbild der damaligen Zeit geprägt. Er ist der Ansicht, keine Schwäche zeigen zu dürfen, und will deshalb alles alleine schaffen.

Die zweite Staffel setzt einige Jahre später an, Roman ist jetzt in einer ganz anderen Position. Was hat das mit ihm gemacht?

Der Fünf-Jahre-Sprung ist aufregend, weil sich der Konflikt zwischen ihm und seinem Schwiegervater Curt Prank über die Jahre verstärkt hat. In der zweiten Staffel explodiert das jetzt. Roman hat das Gefühl, dass Prank vielleicht wirklich seinen Vater auf dem Gewissen hat und daran schuld ist, dass sein Bruder sich das Leben genommen hat. Roman muss sich gegen dieses Gefühl wehren, damit er mit seinem Schwiegervater zusammenarbeiten kann. In der zweiten Staffel passiert aber etwas, weshalb das für ihn nicht mehr geht.

Diese dunkle Seite, von der du vorhin gesprochen hast, kommt durch die Situation zum Vorschein, wenn die Figuren um Geld und Macht kämpfen. Ist diese Seite von vornherein in den Menschen oder verändern sich die Menschen durch die Situation?

Ich bin kein Psychologe (grinst). Aber ich glaube schon, dass das Drumherum die Menschen verändert. Der Überlebenskampf dieser Zeit, von dem ich gesprochen habe, das macht etwas mit Roman. Ich würde daher schon sagen, dass es auch die Umstände sind, die ihn auf die dunkle Seite stoßen.

Man hat dich in den letzten Jahren in einer Reihe düsterer Sachen gesehen, neben Oktoberfest waren da beispielsweise Turmschatten und Blindspot. Ist das etwas, das du gezielt suchst?

Überhaupt nicht. Ich habe ja auch Der Kaiser gedreht, wo ich Franz Beckenbauer gespielt habe. Das war ein sehr leichter Film. Zuletzt habe ich etwas gedreht, was eher komisch ist. Als nächstes drehe ich sogar eine Sitcom und habe richtig Bock drauf. Ich achte also schon darauf, dass ich viel Abwechslung habe, weil es sonst langweilig wird. Ich will weder immer auf der dunklen Seite unterwegs sein noch immer Komödien bespielen, da ich auch nicht festgelegt werden will. Bei der Sitcom freue ich mich sehr darauf, mal richtig auf Rhythmus zu spielen. Wir werden dort auch ein tolles Setting haben. Genauso freue ich mich aber auch, wenn wieder ein interessanter düsterer Stoff kommt.

Etwa eine dritte Staffel vom Oktoberfest? Die zweite Staffel endet ja so, dass auf jeden Fall noch etwas kommen könnte.

Zum Beispiel. Ob eine geplant ist, weiß ich nicht, da müsstest du die Showrunner fragen. Ich würde mich aber auf jeden Fall sehr freuen, genügend Stoff gibt es.

In der Zwischenzeit, was steht sonst noch bei dir an?

Ich habe einen Zweiteiler gedreht, in der aus der Knödelfabrik Pfanni die größte Technopartyzone Europas wird. Das war in den 90ern auch hier in München. Die Zone nannte sich Kunstpark Ost. Ich spiele den Sohn vom Pfanni-Chef, gespielt von Tobias Moretti, der das alles in die Wege geleitet hat und diese Technozone auf dem Gelände des Vaters aufziehen will. Der Zweiteiler soll nächstes Jahr im Fernsehen laufen.

Vielen Dank für das Interview!



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