
Es ist eine traurige Szene, die der Psychologe Paul Winter (Christoph Schechinger) da bei einem Spaziergang beobachtet: Seine ehemalige Klavierlehrerin Lore Lehmann (Birgit Berthold) ist völlig verarmt, sammelt Pfandflaschen und muss im Supermarkt etwas zurückgeben, weil sie sich das nicht leisten kann. Es braucht eine Lösung, und das schnell. Unter dem Vorwand, dass seine Mutter Helga (Hildegard Schroedter) Klavier lernen möchte, lädt er Lehmann ein, auf ihrem Gutshof zu leben. Da ist aber noch ein anderes Problem: Ihr geliebter Hund Klaus ist noch bei Sabine Wagner (Isabell Gerschke), deren Tochter Tanja (Cléo Buzási) eine ehemalige Schülerin ist, nachdem es zu einem Streit gekommen ist. Und als wäre das nicht kompliziert genug, ist da auch noch Pauls bester Freund Eric (Ulrich Brandhoff), der sich seit Kurzem so seltsam verhält …
Lauter menschliche Probleme
Gerade erst liefen am Freitagabend mit Neuanfang und Väter und Töchter die ersten beiden Folgen der neuen Dramareihe Zwei Frauen für alle Felle, bei denen es zum zwei Tierärztinnen geht. Nun kommt schon das nächste tierische Drama aus dem ARD-Stall. Wobei Käthe und ich, bei der sich alles um einen Psychologen und seine titelgebende Therapiehündin dreht, natürlich alles andere als neu ist. So ging die Reihe bereits 2019 an den Start und wird seither immer wieder fortgesetzt. Dieses Mal hat es aber vergleichsweise lange gedauert, die letzten Filme wurden schließlich bereits Anfang 2024 ausgestrahlt. Dafür gibt es jetzt wieder doppelten Nachschub. Los geht es mit Ein gutes Leben, eine Woche drauf steht mit Verhängnisvolle Liebe bereits der nächste Teil an – Nummer 11 und 12 sind es inzwischen.
Durch die unterschiedlichen Berufe der jeweiligen Hauptfiguren ergeben sich zwangsläufig andere Schwerpunkte. Während die Tiere bei den Kolleginnen stärker im Mittelpunkt stehen, sind sie hier eher Doku. Sicher, Klaus hat noch eine größere Bedeutung, da ein Teil der Geschichte davon handelt, wie die Seniorin mit der jüngeren Frau darum streitet, wer für den Hund sorgen wird. Die Titelhündin hat hingegen keine nennenswerte Rolle. Da ist eine Szene, in der sie mal stärker zum Einsatz kommt. Das hat aber mehr Alibifunktion, Käthe und ich: Ein gutes Leben hat keine wirkliche Verwendung für sie. Stattdessen menschelt es mal wieder sehr in dem Film, wenn es um mehrere Leute geht, bei denen einiges im Argen liegt. Eigentlich gibt es hier fast niemandem, bei dem wirklich alles funktioniert.
Traurig und nachdenklich
So etwas kann schnell überzogen sein, siehe etwa viele Herzkino-Beiträge, in denen das große Drama ausgepackt wird. Bei Käthe und ich: Ein gutes Leben funktioniert das aber überwiegend ganz gut. Ob es nun die Scham von Frau Lehmann ist, nicht mehr für sich selbst sorgen zu können, das distanzierte Mutter-Tochter-Verhältnis bei den Wagners oder Eric, dessen unerfüllte Liebe zu Paul ihn immer unglücklicher werden lässt: Regisseurin und Co-Autorin Brigitte Müller liefert schon einiges an Identifikationsfläche. Schön ist zudem, dass auch Paul mal überfordert sein darf in dem Strang um seinen besten Freund. Da wird sicherlich so manchen daheim vor den Fernsehern ganz schwer ums Herz werden, wenn es für manche Tragik kein kitschiges Happy End gibt. Hier darf man tatsächlich traurig sein, dass das Leben anders spielt.
Diese persönlichen Geschichten werden dabei mit einem gesellschaftlichen Aspekt verknüpft. So greift sich Käthe und ich: Ein gutes Leben das Thema Altersarmut vor, wenn Menschen, die ihr Leben lang gearbeitet haben, am Ende doch mit nichts dastehen. Dass der Film ausgerechnet zu einer Zeit ausgestrahlt wird, als das Thema Rente wieder zu einem politischen Streitpunkt wird, ist sicher Zufall. Das macht den Inhalt aber nicht weniger wichtig. Eine tatsächliche Auseinandersetzung mit den Gründen findet aber nicht statt, man begnügt sich hier mit dem Aufzeigen der Symptome und vereinzelter Notmaßnahmen. Das wird manchen vielleicht zu oberflächlich sein, wenn das Leid demonstriert, aber nicht analysiert wird. Aber das Ergebnis macht einen auch so betroffen.
OT: „Käthe und ich: Ein gutes Leben“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Brigitte Müller, Oliver Liliensiek
Drehbuch: Brigitte Müller
Musik: Maurus Ronner
Kamera: Jochen Braune
Besetzung: Christoph Schechinger, Ulrich Brandhoff, Hildegard Schroedter, Anna Hausburg, Birgit Berthold, Isabell Gerschke, Cléo Buzási, Victor Maria Diderich
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