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© ZDF/Oliver Vaccaro/Maor Waisburd

Im Rausch

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„Im Rausch“ // Deutschland-Start: 29. September 2025 (ZDF)

Inhalt / Kritik

Die Empörung ist groß bei Katja Weiss (Friederike Becht), als sie erfährt, dass ihr Artikel nicht gedruckt wird. Eigentlich hatte die Journalistin darin die mafiösen Machenschaften eines Mietunternehmens anprangern wollen, welches die Menschen aus ihrem Zuhause drängt, um die Objekte teurer weitervermieten zu können. Dummerweise ist aber eben dieses Unternehmen ein wichtiger Anzeigenkunde bei der Zeitung, bei der Weiss angestellt ist, weshalb das so nicht geht. Wütend legt sie sich mit ihrer Chefin und Partnerin Simone Wagner (Anne Ratte-Polle) an, nur um sich dann in einer Bar zu betrinken. So wie sie das immer wieder tut. Dabei lernt sie Eddi Sommer (Hans Löw) kennen, der ebenso in beruflichen Schwierigkeiten steckt – und wie sie an der Flasche hängt …

Alkohol als Krisenmittel

Auch wenn hierzulande der Konsum von Alkohol gern verharmlost wird, man ihn als festen Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens ansieht, ist doch unbestreitbar, wie zerstörerisch er sein kann. Kein Wunder also, dass immer wieder Filme gedreht werden, bei denen die Hauptfiguren mit den Folgen einer Sucht zu kämpfen haben oder irgendwie aus der Situation herauskommen wollen. Dieses Jahr gab es beispielsweise das französische Drama Meteors über zwei junge Männer, deren Freundschaft an dem gemeinsamen Missbrauch zu zerbrechen droht. Ebenfalls aus Frankreich kam die in einer Entzugsklinik spielende Tragikomödie Die guten und die besseren Tage. Viel Aufmerksamkeit erhielt kürzlich der deutsche Beitrag 22 Bahnen, eine Adaption des gleichnamigen Bestsellerromans über die Tochter einer Alkoholikerin. Mit Im Rausch folgt nun ein weiterer hiesiger Film, der sich mit dem Thema auseinandersetzt und das am Beispiel von zwei Menschen aufzieht, die sich zufällig über den Weg laufen.

Im Gegensatz zu den beiden oberen Filmen, die aus dem Alltag alkoholkranker Menschen erzählen, stecken die Figuren hier in einer absoluten Krise. Während Weiss daran verzweifelt, dass sie nicht die Artikel schreiben darf, die sie schreiben will, steht Sommer vor dem beruflichen Aus, nachdem ein Großkunde einen Auftrag zurückzieht. Dass solche Ausnahmesituationen einem zusetzen, ist klar, führt hier aber auch dazu, dass man kein wirkliches Gefühl für die Lage der beiden entwickelt. Trinken sie wegen der Krise so viel oder ist das normal bei ihnen? Im Rausch lässt zwar schon durchschimmern, dass die beiden ganz grundsätzlich dem Alkohol zugetan sind. Dennoch, das wirkt hier zu sehr danach, dass die Rauschzustände das Ergebnis der Situation sind, wodurch die Krankheit unnötig relativiert wird.

Unnötig überfrachtet

Insgesamt ist der Film leider überfrachtet. Da geht es um journalistische Integrität, um mafiöse Miethaie und eine Kritik an Unternehmen, die wegen wenig Geld andere ins Unglück stürzen. Hinzu kommen eine gescheiterte Ehe und andere persönliche Probleme. Das ist schon ein bisschen viel für eine TV-Produktion, welche die üblichen anderthalb Stunden einhalten muss. Das führt dann zwangsläufig dazu, dass Im Rausch vieles nur anspricht, ohne das vertiefen zu können. Und es führt dazu, dass zeitweise Gas gegeben werden muss. Das zeigt sich an den plakativen Dialogen mit Hang zum Kalenderspruch, die keinen Raum lassen, einmal selbst nachzudenken. Es zeigt sich aber auch an einer zuweilen absurd eskalierenden Handlung, was zusammen mit den willkürlich agierenden Figuren ebenfalls dazu beiträgt, dass hier vieles nicht natürlich wirkt.

Das ist schade, weil das Thema so wichtig ist und stärker im Bewusstsein sein sollte. Außerdem hat man mit Friederike Becht und Hans Löw zwei beachtliche Schauspieltalente gewinnen können, um das Publikum auf eine Reise in den Abgrund mitzunehmen. Man kann den beiden dann auch keinen wirklichen Vorwurf machen, da sind schon ein paar intensive Szenen dabei. Aber es gelingt ihnen nicht, das überkonstruierte Drehbuch organisch werden zu lassen. Etwas problematisch ist zudem die Figurenzeichnung. Bei Sommer ist da nicht viel zu holen, seine Persönlichkeit wurde kaum ausgearbeitet. Weiss wiederum ist furchtbar anstrengend und manchmal auf eine so irritierende Weise weltfremd, dass man sich fragen darf, wie sie es überhaupt in den Journalismus geschafft hat. Zwar ist Im Rausch insgesamt nicht schlecht. Es gibt in diesem Bereich aber deutlich bessere Beispiele.

Credits

OT: „Im Rausch“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Mark Schlichter
Drehbuch: Mark Schlichter, Laila Stieler
Musik: Klaus Wagner
Kamera: Carl-F. Koschnick
Besetzung: Friederike Becht, Hans Löw, Anne Ratte-Polle, Anna Brüggemann

Bilder

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Im Rausch
fazit
„Im Rausch“ lässt eine Journalistin und einen Unternehmer aufeinandertreffen, die beide in einer Krise stecken und alkoholsüchtig sind. Das Drama ist gut gemeint, bei der Umsetzung jedoch schwierig. So werden viele Themen angeschnitten, die nicht ausgeführt werden können. Dafür gibt es plakative Dialoge und konstruierte Ausnahmesituationen, welche den Konsum unnötig relativieren.
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