
Eigentlich hat der frühere Münchner Kriminalkommissar Lukas Geier (Philipp Hochmair) ja mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Doch noch immer lässt sie ihn nicht los. So wird er von Annemarie Papst (Jutta Speidel), der ehemaligen Präsidentin des Verfassungsschutzes, kontaktiert. Dabei geht es um den Verbrecher Roland Büttner (Mark Waschke), der ins Zeugenschutzprogramm möchte, nachdem er auf selbst auf der Todesliste der kalabrischen Mafia gesetzt wurde. Eigentlich ist die LKA dafür zuständig. Doch ausgerechnet dort könnte ein Maulwurf der ‚Ndrangetha sein. Für Geier ist der Fall schwierig, er traut dem Mann nicht über den Weg. Dennoch macht er sich mit ihm sowie Franziska Conte (Julia Koch) und Rebecca Wohlfahrt (Lilja van der Zwaag) auf den Weg zur Berghütte. Zur gleichen Zeit taucht ein Mann namens Valentin Seeliger (Wotan Wilke Möhring) auf und will das Luxushotel von Geiers Freundin Lara Schnee (Patricia Aulitzky) kaufen …
Plakativer Krimi
Inzwischen gibt es bei den öffentlich-rechtlichen Sendern so viele Krimireihen und Serien, dass es schon richtig in Arbeit ausartet, sie sich alle merken zu wollen. Bei Der Geier: Die Tote mit dem falschen Leben letztes Jahr war das etwas gemischt. Auf der einen Seite ist das Szenario so kurios, dass es einem unweigerlich in Erinnerung bleibt. Ein ehemaliger Polizist, der jetzt als Sänger unterwegs ist, dabei aber von seiner Vergangenheit eingeholt wird? Das klingt nach Komödie, war aber ernst gemeint. Dass aber ausgerechnet Philipp Hochmair die Hauptrolle spielt, der ja schon in der Krimireihe Blind ermittelt gegen das Verbrechen kämpft, sorgt für Verwechslungsgefahr. Mit Der Geier: Freund oder Feind kommt nun der zweite Teil raus und holt mit Mark Waschke und Wotan Wilke Möhring sogar noch zwei Tatort-Kommissare ins Spiel. Da darf man sich schon fragen, ob der Schauspiel-Fundus hierzulande so gering ist, wenn man immer wieder dieselben Gesichter sieht.
Immerhin, die kriminologischen Kollegen dürfen bei dem ZDF-Beitrag maximal ambivalent auftreten. Während bei Büttner von Anfang an klar gesagt wird, dass er ein Mörder ist, darf man bei Seeliger noch rätseln, wer er ist und was er in den Bergen zu suchen hat. Dass er nichts Gutes im Schilde führt, ist jedoch offensichtlich. Möhring tritt so plakativ dubios auf, dass eigentlich nur noch ein Schild mit der Aufschrift „Vorsicht, böse!“ fehlt, das er sich umhängt. Schon der Vorgänger war nicht sonderlich subtil, bei Der Geier: Freund oder Feind ist das nicht anders. Einige der Dialoge sind so übertrieben, dass gemeinsam mit dem Overacting der Eindruck entsteht, der Film solle eine Parodie sein. Da wäre weniger mehr gewesen, es fällt ein wenig schwer, die deutsch-österreichische Produktion ernst zu nehmen.
Überzogen
Glaubwürdigkeit sollte man sowieso nicht erwarten. Schon der letztjährige Auftakt war so hanebüchen, dass man kaum glauben mag, dass dem ganzen ein tatsächlicher Roman von Andrea Di Stefano zugrunde lag. Und auch bei Der Geier: Freund oder Feind muss man in der Hinsicht ganz tapfer sein – oder anspruchslos –, um sich nicht an der völlig überkonstruierten Geschichte zu stören. Das Publikum soll zwar gespannt sein darauf, was alles als nächstes geschehen wird, soll aber nicht darüber nachdenken, was gerade geschieht. Nun müssen Krimis nicht zwangsläufig realistisch sein, damit sie Spaß machen. Sie sollten einen aber auch nicht unnötig verärgern, wie es bei dieser Reihe der Fall ist.
Wobei der zweite Anlauf sogar eine Steigerung im Vergleich zum letzten Mal darstellt. So ist die Situation in der Berghütte grundsätzlich nicht verkehrt. Auf engem Raum mit einem Mörder, von dem man nicht genau weiß, was er will? Das funktioniert prinzipiell schon. Der Geier: Freund oder Feind trägt nicht ohne Grund seinen Titel, man weiß hier schlicht nicht, ob Büttner einem nicht doch in den Rücken fällt. Zusammen mit dem stimmungsvollen Bergsetting gibt es also schon Argumente, die für ein Einschalten sprechen. Es sind nur nicht genug, bei der Flut an Genrevertretern im deutschen Fernsehen hätte es diesen hier nicht gebraucht.
OT: „Der Geier: Freund oder Feind“
Land: Deutschland, Österreich
Jahr: 2025
Regie: Florian Baxmeyer
Drehbuch: Dirk Eisfeld
Vorlage: Andrea Di Stefano
Musik: Michael Kadelbach, Martina Eisenreich
Kamera: Eva Testor
Besetzung: Philipp Hochmair, Julia Koch, Patricia Aulitzky, Mark Waschke, Lilja van der Zwaag, Wotan Wilke Möhring, Jutta Speidel, Arthur Klemt
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