
Der Schock war groß bei Familie Ichinose, als sie nach dem Autounfall zu sich kommt und sich an nichts mehr erinnern kann. So sehr sie sich auch anstrengt, niemand weiß, was vorgefallen ist. Hinzu kommt, dass die Wohnung sehr seltsam ist und offensichtlich alle ihre Geheimnisse hatten. So stellt Tsubasa eines Tages fest, dass seine jüngere Schwester Shiori sich mit einem erwachsenen Mann trifft – was er unbedingt verhindern muss. Doch das ist nicht das Einzige, was ihn beschäftigt. Da ist sein Vater, der nicht der ist, der er vorgibt zu sein. Tsubasa muss sich dabei auch die Frage stellen, ob es wirklich gut ist, alles zu wissen, oder ob er damit nicht sogar seine Familie in Gefahr bringt …
Erinnern oder lieber nicht?
Der japanische Comic-Künstler Taizan 5 hat offensichtlich eine Vorliebe, ernste Stoffe, die durchaus dem Alltag entnommen sein können, in ungewöhnliche Szenarien zu packen. Die auf seinem Werk basierende Animeserie Takopi’s Original Sin beginnt mit einem niedlichen Alien, bevor wir eine Reihe kaputter Kinder kennenlernen, die alle auf ihre Weise am Leben zerbrechen. The Ichinose Family’s Deadly Sins wiederum beginnt mit einem Szenario, das man aus vielen Mystery-Thrillern kennt: Die Hauptfigur wacht ohne Erinnerung auf und muss herausfinden, was los ist und was vorgefallen ist. Doch schon der erste Band machte deutlich, dass der Manga nicht allein auf irgendwelche düsteren Geheimnisse aus ist, sondern auch tragische Geschichten erzählen will.
Im zweiten Band ist das ähnlich. Wobei es hier zu stärkeren Schwankungen in der Tonalität kommt. Wenn sich die jüngere Schwester mit einem erwachsenen Mann trifft, ist das zwar eine potenziell gefährliche Situation. Sie wird hier aber humorvoll verpackt, so wie es auch schon beim letzten Mal die eine oder andere komische Szene gab. Im weiteren Verlauf wird The Ichinose Family’s Deadly Sins aber deutlich düsterer, wenn klar wird, dass die Familie Probleme mit sich herumschleppt. Da sind Abschnitte dabei, die einem schon zu Herzen gehen. Da geht es um Liebe, um das Erfüllen von Erwartungen, aber auch das schmerzhafte Gefühl, nicht gut genug zu sein. Es wird gekämpft und gehofft. Und auch verdrängt, wenn es um Erinnerungen geht, die so furchtbar sind, dass sie niemand haben sollte.
Genre-Mix, der neugierig macht
Diese Mischung aus leichten und schweren Momenten geht aber auch mit dem besagten Mystery-Aspekt einher. Sehr viel weiter kommt der Manga während dieses Bandes noch nicht, ungeduldige Leser und Leserinnen könnte es frustrieren, dass es nur langsam vorangeht. Das heißt aber nicht, dass nichts Neues hinzukommt. So verrät The Ichinose Family’s Deadly Sins, dass das hier nicht einfach nur ein Fall von Amnesie ist, sondern dass noch viel mehr dahintersteckt. Eine Fantasyrichtung wird ausdrücklich angedeutet, womit der Genremix noch ein wenig bunter wird. Eine tatsächliche Aufklärung steht aber noch aus, man darf bzw. muss hier also viel spekulieren, in welche Richtung sich die Geschichte in den noch folgenden vier Bänden weiterentwickeln wird.
Das ist unterhaltsam und spannend, selbst wenn man zwischendurch ein bisschen verwirrt sein darf, was genau dieser Manga eigentlich sein soll und was er erzählen will. Visuell ist der Band unauffällig. Positiv sind zwar die Figurendesigns, die schon etwas markanter sind und das Comichafte betonen. Beim Drumherum zeigt sich Taizan 5 aber genügsam: Es gibt kaum Szenen, in denen man auch mal irgendwelche Hintergründe zu Gesicht bekommt. Der Hang zu Nahaufnahmen und die zuweilen exzessiven Sprechblasen machen das hier auch nicht unbedingt zu einem Hingucker. Dennoch überzeugt das Werk weiterhin, macht sogar noch ein bisschen neugieriger auf das, was da in The Ichinose Family’s Deadly Sins noch kommen mag, als der ohnehin schon gelungene Auftakt beim letzten Mal.
OT: „Ichinose-ke no Taizai“
Land: Japan
Jahr: 2023
Text: Taizan 5
Zeichnungen: Taizan 5
Amazon (Manga „The Ichinose Family’s Deadly Sins – Band 2“)
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