
Seit dem Tod seiner Eltern lebt Wakana Gojo bei seinem Großvater. Von ihm hat er auch die Liebe zu traditionellen Puppen geerbt. Sein Traum ist es, dies auch beruflich machen zu können. Allerdings handelt es sich um einen Traum, den er vor den anderen Schülern und Schülerinnen geheim hält, aus Angst davor, von ihnen verspottet zu werden. Denn welcher Junge hat schon Puppen? Als sein Schwarm Marin Kitagawa hinter sein Geheimnis kommt, befürchtet er deshalb das Schlimmste. Anstatt sich über ihn lustig zu machen, findet sie sein Hobby aber tatsächlich gut. Mehr noch, sie bittet ihn, ihr bei ihrem eigenen Hobby zu helfen. Schließlich liebt sie Animes und möchte an Cosplays teilnehmen. Dafür braucht sie aber jemanden, der ihr die passenden Outfits schneidert – da kommt ihr Wakana gerade recht …
Tradition trifft (nicht) Moderne
Es gibt immer mal wieder Mangas und Animes, die sich auf die eine oder andere Weise mit der traditionellen Kultur Japans auseinandersetzen. Besonders bekannt ist Hikaru no Go, das sich mit dem gleichnamigen Brettspiel befasst und es auf 23 Bände bzw. 75 Episoden brachte. Ein anderes Beispiel ist Barakamon, in dessen Mittelpunkt ein professioneller Kalligrafie-Künstler steht. Zumindest anfangs sieht es so aus, als würde auch My Dress-Up Darling in diese Richtung gehen. Schließlich befasst sich der Protagonist mit der Kreation der traditionellen Puppen, die zum Feiertag des Hina-Matsuri gebraucht werden. Dabei handelt es sich nicht um Puppen zum Spielen, sondern vielmehr eine ausgefeilte und detailverliebte Dekoration.
Das ist eigentlich ein spannendes Thema, welches sich Shinichi Fukuda für ihren Manga ausgesucht hatte. Nur hatte sie daran kein Interesse, die Puppen tauchen im weiteren Verlauf der Geschichte fast gar nicht mehr auf. Auch die Sache mit den Geschlechterbildern, die in der ersten Folge der Animeserie angesprochen werden, spielen dann keine Rolle mehr. Stattdessen befasst sich My Dress-Up Darling mit der Cosplay-Szene und dem Versuch, sich möglichst nah an den Idolen zu kleiden. Prinzipiell ist auch das mal etwas anderes. Dennoch ist es schade, wie der Anime letztendlich nichts mit all dem anzufangen weiß. Man hätte aus Wakana auch einen regulären Schneider machen können, ohne dass dies einen Unterschied gemacht hätte. Dabei wäre gerade der Kontrast aus der traditionellen Kunst und der modernen Unterhaltungsform reizvoll gewesen. Da wurde schon eine Menge Potenzial liegengelassen.
Langweiliger Humor
Dass die Serie so generisch ausgefallen ist, liegt aber auch an dem Humor. Mal wieder geht es darum, dass ein schüchterner Jüngling an eine extrovertierte Superfrau gerät. Das geht mit den üblichen peinlichen Situationen einher, wenn der völlig unerfahrene Protagonist auf einmal etwas mit Sex zu tun hat. Denn damit ist er überfordert. Das übliche eben. Warum man diese Witze, die man in unzähligen anderen Serien bereits gesehen hat, noch immer witzig finden soll, wird nicht klar. Das ist schon ziemlich langweilig. Auch sonst fehlen in My Dress-Up Darling die Einfälle, die dabei helfen würden, um das hier aus der Masse an Animes hervorstechen zu lassen. Die Figuren sind ebenso uninteressant, da wurde nicht einmal versucht, wirkliche Charaktere zu entwerfen.
Dafür ist der Anime ganz hübsch anzusehen. Die Designs sind zwar unauffällig, stören aber auch nicht weiter. Das Ganze ist durch das Animationsstudio CloverWorks (The Promised Neverland) kompetent umgesetzt. Da die Einblicke in die Cosplay-Szene ganz nett geworden ist, reicht es insgesamt noch fürs Mittelfeld, trotz des schwachen Humors. Wer sich für diese interessiert oder nicht genug bekommen kann von solchen Komödien, kann es daher einmal mit My Dress-Up Darling versuchen. Aber es ist schon schade, wie wenig die reizvollen Ansätze genutzt werden. Am Ende ist das hier dann doch nur Dutzendware geworden, bei der man nicht wirklich viel verpasst.
OT: „Sono Bisuku Dōru wa Koi o Suru“
Land: Japan
Jahr: 2022
Regie: Keisuke Shinohara
Drehbuch: Yoriko Tomita
Vorlage: Shinichi Fukuda
Animation: CloverWorks
Amazon (DVD „My Dress-Up Darling“)
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