
Für Frank Stimpel (Phil Laude) gab es immer nur eins im Leben: Er wollte als Lehrer seinen Schülern und Schülerinnen die Schönheit der deutschen Sprache näherbringen! Weniger schön ist aber der Zwischenfall, als sich der Endzwanziger ein wenig unglücklich ausdrückt. Rassismus geht schließlich gar nicht. Und so wird er an eine Gesamtschule in Stuttgart verwiesen, wo er es mit einigen ganz besonderen Härtefällen zu tun bekommt. Doch Stimpel will nicht aufgeben, tut alles dafür, um dort angenommen zu werden und greift dafür auch zu etwas unorthodoxen Methoden zurück. Das bringt ihn immer mal wieder in Schwierigkeiten mit der Schulleitung. Tatsächlich lernen die Jugendlichen, die anfangs in ihm nur ein Opfer sahen, ihn mit der Zeit aber zu schätzen …
Schulkomödie mit Startschwierigkeiten
Ob wir es wollen oder nicht: Die meisten von uns verbringen mehrere Jahre in der Schule. Das kann eine tolle oder auch eine furchtbare Erfahrung sein. Auf jeden Fall schafft es viel Identifikationsfläche, weshalb quasi dauernd irgendwelche Filme und Serien produziert werden, die eben in einer Schule spielen. Das kann dann in Form eines Jugenddramas geschehen. Es gibt aber auch Komödien, gerade hierzulande wurden mit solchen ein großes Publikum erreicht. Ob die Reihe Die Lümmel von der ersten Bank, die 1968 mit Zur Hölle mit den Paukern begonnen hat, oder die 2013 gestartete Fack ju Göhte Trilogie: Den Massen gefiel es. Mit Almania versuchte dann auch die ARD sich an einer eigenen Version solcher Schulkomödien. Das war dann zwar vielleicht kein Riesenhit wie die obigen Titel. Bislang sind aber immerhin zwei Staffeln erschienen, eine dritte ist bereits angekündigt.
Das Ergebnis erinnert dabei tatsächlich etwas an Fack Ju Göhte, zugleich ist Stromberg eine naheliegende Referenz, wenn eine krakeelende Klasse auf Mockumentary-Elemente trifft. Anfangs fehlt es dann auch ein wenig an einer eigenen Persönlichkeit, man hat das Gefühl, das alles doch schon mal gesehen zu haben. Zumal es jetzt auch nicht so ist, als würden die Gags alle zünden. Tatsächlich schwankt Almania zunächst zwischen anstrengend und langweilig, macht nicht so wirklich Lust, Zeit mit den Leuten zu verbringen. Sicher ist Stimpel mal ein anderer Typ Lehrer, wenn er zwar überkorrekt ist, dabei aber deutlich jünger als die verstaubten Exemplare, die man sonst in solchen Kontexten findet. Das heißt aber nicht, dass es Spaß macht, ihm bei seinen schulischen Fehlversuchen zuzuschauen.
Zwischen Unterhaltung und Anspruch
Im Lauf der zehn Folgen, welche die erste Staffel enthalten, ändert sich das zum Glück. Die Serie steigert sich doch noch. Wobei selbst dann der Humor eine Hit-and-Miss-Angelegenheit ist. Dann und wann gibt es tatsächlich lustige Einfälle, wenn es in der Serie mal richtig absurd wird. Andere sind weniger gelungen, da ist Almania dann doch zu bemüht. Das hängt aber auch mit den Versuchen zusammen, nicht einfach nur das Publikum zu unterhalten, sondern auch etwas Profundes zu sagen. Da sind eben Rassismus oder auch das Thema Inklusion, wenn einer der Schüler das Down-Syndrom hat. Wer großzügig ist, kann zudem einige Grundsatzdebatten erkennen, bei denen es um die Frage geht: Wozu dient die Schule eigentlich? Sollen wir darin konkretes Wissen erwerben oder geht es mehr darum, uns auf das Leben vorzubereiten und eine Bühne der Selbstentdeckung und -entfaltung anzubieten?
Insgesamt ist die Serie damit schon ganz ordentlich geworden. Die Folgen sind, typisch für ein solches Format, nur 22 Minuten lang, weshalb man relativ schnell mit allem durch ist. Hauptdarsteller Phil Laude (Smeilingen: Ein Dorf wie Du und Ich), der auch an den Drehbüchern beteiligt war, gibt seiner Figur eine Mischung aus Kultiviertheit und Ignoranz mit, stolpert mit viel Freude über die unmöglichsten Hindernisse. Der Rest des Ensembles zieht gerne mit. Unbedingt gesehen haben muss man das Ergebnis vielleicht nicht. Aber es schadet auch nicht, Almania lässt sich nach dem etwas abschreckenden Einstieg ganz gut anschauen und ist eben recht schnell auch durch.
OT: „Almania“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Marc Schießer, David Gruschka
Drehbuch: Phil Laude, Marc Schießer, Elmar Freels, Pesh Ramin, Fabi Rommel, Jennifer Bentz, Thomas Mielmann
Musik: Pesh Ramin
Kamera: Daniel Ernst, Tobias Lohf
Besetzung: Phil Laude, Zejhun Demirov, Dela Debulamanzi, Pegah Ferydoni, Sina Tkotsch, Ludger Pistor, Johannes Zeiler, Milton Welsh, Mathilda Smidt, Samirah Breuer, Mido Kotaini, Jansel Dogan, Vincent Hahnen, Leonid Roth, Tim Valerian Alberti
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