Allah Is Not Obliged
© MK2 Films
Allah Is Not Obliged
„Allah Is Not Obliged“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Birahima lebt mit seiner Mutter im Norden der Elfenbeinküste. Als diese verstirbt, wird der Waisenjunge nach Liberia geschickt, wo er in Zukunft bei seiner Tante wohnen soll. Dieser Plan scheitert jedoch früh, als er und andere auf dem Weg von einer Rebellengruppe überfallen werden. Manche werden auf der Stelle getötet, Birahima wird verschont und soll dafür zu einem Kindersoldaten ausgebildet werden. Der mitreisende Yacouba wird zum Fetischpriester des Obersts ernannt, nachdem dieser behauptet, mit seiner Magie die Kämpfer schützen zu können. Tatsächlich gelingt es den beiden, sich innerhalb der Gruppe zu behaupten. Doch je weiter sie reisen, umso mehr entfernen sie von sich selbst und riskieren dabei, sich selbst zu verlieren …

Ein Leben mit Gewalt

Animationsfilme müssen knallbunte und seichte Kinderunterhaltung sein? Dieses Vorurteil haben dieses Jahr eine Reihe von Werken eindrucksvoll widerlegt, ohne sich dabei auf plumpe Brutalität oder billige Sex-Witze zu verlassen. Da war beispielsweise der Sport-Anime 100 Meters, der von zwei konkurrierenden Läufern erzählte und was das Leben für den Wettkampf mit einem macht. Auch Death Does Not Exist ist sehr sehenswert, wenn ein gescheiterter Anschlag eine Aktivistin in eine tiefe Sinnkrise und eine surreale Odyssee stürzt. Einer der schockierendsten animierten Titel dieses Jahr dürfte dabei aber Allah Is Not Obliged sein, eine europäische Coproduktion über einen Jungen, der zum Kindersoldaten wird und sich erschreckend schnell an ein Leben voller Gewalt gewöhnt.

Manchen könnte die Beschreibung bekannt vorkommen. Tatsächlich handelt es sich bei dem Film um eine Adaption des Romans Allah muss nicht gerecht sein von Ahmadou Kourouma, der im Jahr 2000 veröffentlicht und mit mehreren Preisen ausgezeichnet wurde. Warum dieser ein Vierteljahrhundert später verfilmt wurde, ist nicht ganz klar, ebenso wenig, warum man für Allah Is Not Obliged einen Animationsfilm wählte. Die Geschichte hätte als Live Action genauso gut funktioniert, zumal das Medium auch nicht wirklich genutzt wurde. Dafür ist sie zeitlos, ist auch für ein zeitgenössisches Publikum sehr spannend. Wer den Roman nicht kennt und daher nicht mit dessen Inhalt vertraut ist, darf hier mitfiebern, was mit Birahima geschehen wird. Wird er heil aus dieser Sache herauskommen? Und wenn ja, wie groß ist der Preis, den er dafür bezahlen muss?

Stimmungsvolles Debüt

Der Film ist dabei einerseits ein Porträt der afrikanischen Länder, durch die unsere Protagonisten reisen. Mehr als 50.000 Kindersoldaten waren dort zwischen 1989 und 2003 im Einsatz. Aber auch das koloniale Erbe schimmert immer wieder durch, wenn sich das Leid der Figuren auf die Vorgeschichte zurückführen lässt. Dabei verkommt Allah Is Not Obliged nicht zu einer trockenen Geschichtsstunde, sondern bleibt immer nah an den Figuren. Immer wieder geht das Ergebnis zu Herzen, kann traurig sein, aber auch erschreckend. Schließlich ist Gewalt hier an der Tagesordnung, der einzelne Mensch zählt nicht viel. Je mehr Zeit der Junge in dieser Umgebung verbringt, umso größer droht die Abstumpfung zu werden. Einige dieser Kindersoldaten nehmen den zynischen Umgang mit dem menschlichen Leben nur zu gern auf, merken schon gar nicht mehr, was genau sie da eigentlich tun.

Einfache Kost ist der Animationsfilm, der im Wettbewerb vom Annecy Film Festival 2025 lief, daher nicht. Da wird dem Publikum schon einiges zugemutet. Sehenswert ist das Kriegsdrama aber durchaus. Das liegt auch an der Optik, Allah Is Not Obliged hat ausdrucksstarke Bilder, bei denen Idylle und Schrecken eng beieinander liegen. Technische Wunder sollte man dabei nicht erwarten, es handelt sich um eine vergleichsweise kleine Produktion. Regisseur Zaven Najjar, der hiermit ein Langfilmdebüt gibt, schafft es aber, mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln ein stimmungsvolles Werk zu schaffen, das noch länger nachwirkt und dem man wünschen würde, dass es noch mehr Menschen zu sehen bekommen werden.

Credits

OT: „Allah n’est pas obligé“
Land: Belgien, Frankreich, Luxemburg, Kanada
Jahr: 2025
Regie: Zaven Najjar
Drehbuch: Zaven Najjar, Karine Winczura
Vorlage: Ahmadou Kourouma
Musik: Thibault Kientz-Agyeman

Filmfeste

Annecy 2025

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Allah Is Not Obliged
fazit
Basierend auf dem preisgekrönten Roman erzählt „Allah Is Not Obliged“ von einem Jungen, der auf der Suche nach seiner Tante zu einem Kindersoldaten gemacht wird. Das Animationsdrama ist stimmungsvoll und spannend, wenn der Protagonist und andere in einer Welt der Gewalt zunehmend abzustumpfen drohen.
Leserwertung0 Bewertungen
0
7
von 10