
Seit sie bei einer Raumfahrtmission einer hohen Strahlendosis ausgesetzt waren, verfügen die Astronauten Reed Richards (Pedro Pascal), Sue Storm (Vanessa Kirby), ihr Bruder Johnny (Joseph Quinn) und Ben Grimm (Ebon Moss-Bachrach) über außergewöhnliche körperliche Fähigkeiten. Fortan übernehmen sie nicht nur deutlich mehr politische und wissenschaftliche Verantwortung, sondern beginnen damit, Erde-828 vor jeglichen Bedrohungen zu schützen. Als die Ankunft eines versilberten Herolds (Julia Garner) jedoch den Verschlinger der Welten (Ralph Ineson) ankündigt, sehen sich die Fantastic 4 einer schier übermächtigen galaktischen Bedrohung gegenüber.
Ein Reboot am Rande des Multiversums
Nach Marvels zuletzt angekündigter und in Thunderbolts* beherzigter Rückbesinnung auf intimere Geschichten mit mehr Fokus auf Charakterentwicklung und einen teils ernsteren Ton bricht das Studio unter der kreativen Leitung von Kevin Feige mit The Fantastic Four: First Steps direkt mit den eigenen Vorsätzen. Mit Galactus bringt Marvel 15 Jahre nach Fantastic Four: Rise Of The Silver Surfer einen ihrer größten und beliebtesten Antagonisten zurück auf die große Leinwand und das erstmals comicakkurat. Die Risiken für die Etablierung der neuen Fantastischen Vier rechtzeitig für Avengers: Secret Wars in 2026 sind also in vielerlei Hinsicht größer denn je.
Zwischen geerdet und Galactus
Während sich Erde-199999 und die New Avengers auf der Zielgeraden der Multiverse-Saga befinden, formierten sich die Fantastic 4 auf Erde-828 erst vor Kurzem. Ergo funktioniert The Fantastic Four: First Steps als Reboot des Quartetts und eigenständiger Film am Rande des Gesamtkonzepts MCU gut. Mit der Einführung von Galactus schafft man eine seit Avengers: Endgame nicht gesehene Fallhöhe, die für den Debütfilm eines neuen Teams allerdings artifiziell wirkt. Dennoch fällt es schwer, sich der furchteinflößenden Gestalt des Weltenverschlingers zu entziehen. Der Untertitel First Steps verweist nicht nur auf das erste große Abenteuer des Teams rund um Pedro Pascal, sondern spielt gleichzeitig auf die Geburt des Babys von Reed und Sue Richards an. Einen Umstand, den Regisseur Matt Shakman nutzt, um The Fantastic Four: First Steps eine gewisse Erdung und Intimität zu verleihen. Darauf aufbauend sind die zugrundeliegenden Themen des Films Elternschaft und Verantwortung aber auch Aufopferung, Schuld und Vergebung. Die Symbolik hinter der kindlichen Unschuld in Analogie zu einem potenziell mächtigen Baby ist zwar mehr als offensichtlich, aber zumindest schlüssig.
Während sich Marvel mit The Fantastic Four: First Steps nicht scheut, tiefgreifende Themen anzuschneiden, fehlt dem Film oft der Zugang zum Publikum und das gewisse Fingerspitzengefühl in der Tonfindung. Auch wenn sich die bunte, retro-futuristische Welt der Fantastic Four nicht für die gleiche Art von Melancholie empfiehlt wie zuletzt Thunderbolts* hätte dem Film stellenweise mehr Ernsthaftigkeit gut gestanden.
Kompensation im Retro-Chic
Der Neuetablierung bereits bekannter Figuren ist es geschuldet, dass man diesen kaum echten Raum für Individualität und Charakterentwicklung gibt. Ihre Vorgeschichte wird im Rahmen einer fiktiven Late-Night-Show regelrecht abgearbeitet. Ebon Moss-Bachrach als „Das Ding“ dient lediglich als Comic Relief und Expositionsgeber. Joseph Quinn in der Rolle der Human Torch bekommt immerhin den zweitbesten Charakter-Arc des Teams, ohne dabei mehr vorwegzunehmen. Pedro Pascals Reed Richards ist dann allerdings der Inbegriff von verschwendetem Potenzial. Sowohl seine Vaterschaft als auch die Beziehung zu Sue bieten Raum für charakterliche Tiefe, der nie effektiv genutzt wird. Die inhärente Kühle eines Mannes des Intellekts von Dr. Richards mag Pedro Pascals distanziertes Schauspiel zu einem gewissen Grad rechtfertigen, allerdings bleibt er auch in den emotional aufgeladenen Momenten des Films spielerisch blass, besonders neben einer starken Vanessa Kirby.
Letztere bekommt zwar durch den Mutterschaftsaspekt auch die meiste Aufmerksamkeit des Drehbuchs, weiß ihre Charaktermomente aber dann auch auf die Leinwand zu bringen und stiehlt ihren Kollegen regelrecht die Show. Ansonsten ist The Fantastic Four: First Steps in einem charmanten retro-futuristischen Stil der 60er Jahre gehalten, der durch Detailverliebtheit und Kostüme glänzt, solange man sich auf handwerkliche Sets beschränkt. Bei computergenerierten Effekten sind es vor allem das Richard-Baby und Galactus’ Proportionen, die einen Uncanny-Valley-Effekt erzeugen, der Zuschauer aus den 60er Jahren in die Realität der Moderne zurückholt.
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