Karli und Marie
© Eckhard Kuchenbecker 2024

Karli & Marie

Karli und Marie
„Karli & Marie“ // Deutschland-Start: 17. Juli 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Karli (Sigi Zimmerschied) schlägt sich als kleiner Gauner durch. Gerade als er einen Geldautomaten in die Luft sprengen will, überfährt ihn Marie (Luise Kinseher) um ein Haar mit ihrem alten Opel Admiral. Das Schlitzohr nutzt die Gunst der Stunde. Denn Marie ist sturzbetrunken und Karli droht ihr mit der Polizei. Dass er gerade dabei war, selbst eine Straftat zu begehen, erkennt sie in ihrem Zustand nicht. Also nimmt Marie ihn mit nach Hause in ihre heruntergekommene Villa und kurze Zeit später mit auf einen Roadtrip von Bayern nach Tirol. Dort will sich die Erbin einer Betonfirma mithilfe eines hübschen Sümmchens Bestechungsgeld einen Auftrag sichern, um ihren kränkelnden Betrieb vor dem Konkurs zu retten. Karli, der von sich behauptet, ein Ex-Soldat mit Afghanistan-Erfahrung und Einzelkämpferausbildung zu sein, kommt Marie für diese gewagte Unternehmung gerade gelegen. Doch mit der Fahrt ins Nachbarland fangen die Probleme erst an.

Zwei Einzelkämpfer finden zueinander

Christian Lerch und Ulrich Limmer, der Regisseur und der Drehbuchautor dieses Films, beherrschen ihr Handwerk. Wie in jeder guten Komödie setzen die beiden auf ein Paar voller Gegensätze und wie in jedem guten Roadmovie ist dieses Paar am Ende seiner Reise ein anderes als noch zu Beginn. Karli & Marie ist beides, ein Roadmovie und eine Komödie, oder wie es auf dem Filmplakat so schön angekündigt wird: „ein Roadtrip auf Bayrisch“. Typisch bayrisch daran sind nicht nur der Handlungsort und die Mundart, die die Hauptdarsteller Luise Kinseher und Sigi Zimmerschied sprechen, sondern auch der fatalistische Blick ihrer Figuren auf die Welt, der in einen lakonischen Humor mündet.

Los geht’s mit einem großen Knall, als die von Kinseher gespielte Marie mit ihrem Oldtimer in eine Hauswand kracht und den von Zimmerschied verkörperten Oldtimer beinahe auf den Friedhof befördert. Auch danach kracht es ordentlich im Gebälk, denn Limmer hat den zwei Protagonisten ausreichend Eigenschaften auf den Leib geschrieben, die für Zündstoff sorgen. Marie war einst Schönheitskönigin und gibt sich bis heute etepetete, wozu der abgerissene Ex-Soldat Karli mit seinem imposanten Backenbart und den traurigen Augen so überhaupt nicht passen will. Schnell erkennen die beiden aber, dass sie mehr verbindet, als man auf den ersten Blick annehmen würde.

Einmal Österreich und zurück

So weit, so aus diversen Genrebeiträgen vertraut. Was Karli & Marie von anderen Filmen abhebt, ist tatsächlich das Lokalkolorit. Gedreht wurde unter anderem in Wasserburg am Inn, wo der Regisseur Christian Lerch geboren ist. Wenn auf dem Weg von Bayern nach Österreich und zurück ein Auto in Flammen steht, eins explodiert und eins geklaut wird, dann erinnert das zwar an amerikanische Vorbilder und lässt die titelgebenden Antihelden wie eine ergraute Version von Bonnie und Clyde aussehen. Lerch setzt jedoch nicht auf spektakuläre Schauwerte, sondern aufs Zwischenmenschliche. Die zärtlichen Blicke und Gesten, die die Hauptfiguren irgendwann miteinander austauschen, und die offenen Gespräche, die sie miteinander führen, sind die große Stärke dieses Films – und machen manche Schwäche wie etwa erzählerische Längen oder eine mangelnde Zuspitzung in der Dramaturgie wett.

Dass Kinseher und Zimmerschied vor der Kamera gut miteinander können, haben sie bereits in Weißbier im Blut (2021) bewiesen, der von denselben Produzenten wie nun auch Karli & Marie stammt. Allein diese zwei in Aktion zu sehen, lohnt einen Kinobesuch.

Credits

OT: „Karli & Marie“
Land: Deutschland
Jahr: 2025
Regie: Christian Lerch
Drehbuch: Ulrich Limmer
Musik: Christoph Reiserer
Kamera: Armin Golisano
Besetzung: Sigi Zimmerschied, Luise Kinseher, Jule Ronstedt, Johanna Bittenbinder, Rainer Egger

Bilder

Trailer

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Karli & Marie
fazit
„Karli & Marie“ wird als „Roadtrip auf Bayrisch“ beworben, und diese Beschreibung trifft es gut. Trotz einiger brenzliger Situationen und Verweise auf große amerikanische Vorbilder setzen der Regisseur Christian Lerch und sein Drehbuchautor Ulrich Limmer auf die kleinen Momente. Dieses Roadmovie steckt voller Lokalkolorit und lakonischem Humor.
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