
Die Sorge ist groß bei Christy (Jennifer Garner) und Kevin Beam (Martin Henderson), als ihre Tochter Anna (Kylie Rogers) anfängt, sich regelmäßig zu übergeben. Ein erster Arztbesuch bleibt ohne verwertbare Diagnose. Und auch als sich die Symptome verschlimmern, kann man dem Mädchen nicht wirklich helfen. Zumindest Christy ist davon überzeugt, dass die Situation gravierender ist. Damit soll sie recht behalten, wie sich später herausstellt: Anna leidet unter einer schweren und unheilbaren Krankheit. Während Christy alles dafür tut, dass ihr Kind die passende Behandlung erhält, rutscht sie immer mehr in eine Krise und verliert dabei sogar ihren Glauben an Gott …
Der Glaube zählt
Hierzulande ist das eher unvorstellbar. Doch in den USA haben sie einen festen Platz in der Kinolandschaft: Filme, die sich irgendwie mit dem christlichen Glauben auseinandersetzen, meist mit missionarischem Inhalt. Ein aktueller, sogar bei uns veröffentlichter Titel ist Homestead, wo erzkonservative Kräfte dem Ende der Zivilisation trotzen. Ein anderes Beispiel, das es bis zu uns geschafft hat, ist I Still Believe über einen jungen christlichen Musiker, der in eine Krise gerät. In Father Stu geht es um einen Boxer mit krimineller Vergangenheit, der seine Berufung als Priester findet. Und dann ist da eben auch Himmelskind, das 2016 zu einem Kassenschlager wurde: Bei einem Budget von 13 Millionen US-Dollar spielte der Film mehr als 70 Millionen wieder ein, das meiste davon in den USA.
Dabei ist die Adaption des autobiografischen Buchs Miracles from Heaven von Christy Beam inhaltlich kein sonderlich interessanter Film. Mal wieder geht es darum, dass der Glaube Berge versetzen oder zumindest ein kleines Wunder möglich machen kann. Bei Himmelskind wird es wenig überraschend darauf hinauslaufen, dass ein Mädchen, das von der Medizin aufgegeben wurde, durch Beten geheilt wird. Für ein Publikum, das an solche göttlichen Interventionen glaubt, ist das Ganze dann eine schöne Bestätigung. Wer eher weniger dafür empfänglich ist, kann sich das Drama sparen. Eine Erklärung, warum nun ausgerechnet Anna gerettet wird, parallel ein ebenfalls gläubiges Mädchen aber seiner Krankheit erliegen muss, wird nicht gegeben. Dann das gehört zu Gott dazu: Alles kann, nichts muss.
Manipulation statt Tiefgang
Der Film spricht diese Willkürlichkeit zwar an, will sich damit aber nicht auseinandersetzen, da es letztendlich ja darum geht zu zeigen, dass der Glaube richtig und wichtig ist, nur mit ihm ein Leben erfüllt ist – unabhängig vom Ausgang. Entsprechend gering ist der intellektuelle Gehalt des Films, man setzt hier massiv auf Gefühle. Das fängt natürlich schon damit an, dass es um ein schwerkrankes Kind geht, nichts ist einfacher, um das Publikum emotional durch die Mangel zu nehmen. Himmelskind verzichtet zudem darauf, das Thema irgendwie sensibel anzugehen. Stattdessen wird mal wieder der Holzhammer geschwungen und gnadenlos manipuliert. Erlaubt ist alles, was die Zuschauer und Zuschauerinnen gefügig macht, zynisch wird das Leid eines Mädchens ausgeschlachtet.
Wer solche missionarischen Angriffe auf die Tränendrüse mag, wird hiermit dann auch ausreichend bedient. Ansonsten gibt es nur wenig Anlass, sich den Film anzuschauen. Am ehesten ist es noch Hauptdarstellerin Jennifer Garner, der man das Leid und den Kampf um das eigene Kind wirklich abnimmt und die zum Mittelpunkt des Geschehens wird. Über Anna erfährt man hingegen nicht viel, sie wird darauf reduziert, krank zu sein. Himmelskind ist dann doch zu sehr mit der göttlichen Mission beschäftigt, als sich um die Menschen zu kümmern. Die Figuren sind hier so blass, dass man sie fast schon weglassen kann. Sie sind ein bloßes Mittel zum Zweck.
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