
Der Schock ist groß bei Happy Gilmore (Adam Sandler), als er erfährt, dass seine Großmutter Anna (Frances Bay) dem Finanzamt 270.000 US-Dollar schuldet. Das bedeutet nicht nur, dass viele ihrer Besitztümer gepfändet werden sollen. Sogar das Haus, das ihr Mann seinerzeit gebaut hatte und in dem sie Jahrzehnte lebte, soll ihr genommen werden. Dummerweise hat Happy selbst nicht das benötigte Geld, seine Karriere als Eishockey-Spieler scheitert immer wieder an seinem Jähzorn. Dafür hat er einen ganz schönen Schlag drauf, was eines Tages auf dem ehemaligen Golfprofi Chubbs Peterson (Carl Weathers) auffällt. Er ist es auch, der Happy dazu überredet, sich an dem Sport zu versuchen. Während Anna erst einmal in ein Altersheim kommt, entdeckt ihr Enkel tatsächlich die Welt des Golfs für sich. Dabei lernt er nicht nur seinen überheblichen Konkurrenten Shooter McGavin (Christopher McDonald) kennen, sondern auch Virginia Venit (Julie Bowen), welche die Öffentlichkeitsarbeit für die Pro Golf Tour erledigt …
Ein unsympathischer Golf-Hit
Kein Sport gilt als vergleichbar elitär wie der des Golfs, wohl auch, weil es riesige Anlagen braucht, auf denen nur wenige gleichzeitig spielen können. Ein Massensport ist dadurch quasi unmöglich. Und doch gibt es immer mal wieder Filme und Serien, die sich dieses Sports annehmen. Ob es die Kultkomödie Caddyshack ist, die Animeserie Rising Impact oder auch das starbesetzte Drama Die Legende von Bagger Vance, da lässt sich schon einiges finden. Eines der bekannteren Beispiele ist dabei Happy Gilmore von 1996. Zwar waren damals die Kritiken nur durchwachsen, Sandler wurde gar für eine Goldene Himbeere nominiert. Mit einem Einspielergebnis von mehr als 40 Millionen US-Dollar wurde dafür rund das Dreifache des Budgets eingenommen. Der Film genießt zudem einen gewissen Kultstatus – und das nicht nur innerhalb der Golf Community. Sandler dürfte sich sowieso gern daran zurückerinnern, war dies doch sein erster erfolgreicher Kinobeitrag.
Dabei ist seine Figur eigentlich nicht sympathisch. Immer wieder bekommt er Wutanfälle, aus nicht zwangsweise nachvollziehbaren Gründen. Dass er damit wie ein kleines Kind wirkt, soll wohl witzig ist, nervt jedoch eher. Natürlich macht der Protagonist im Laufe der Zeit eine Wandlung durch, wird ein Stück weit erwachsener. Das macht ihn erträglicher, aber nicht unbedingt spannender. Nicht, dass Happy Gilmore bei den anderen mehr im Angebot hätte. Komplex ist hier niemand, es werden praktisch alle auf einen Charakterzug reduziert. Von Shooter erfahren wir beispielsweise nie mehr, als dass er ein arroganter Schnösel ist, die Verkörperung des Golf-Klischees. Das muss dann reichen. Die Oma ist nur dazu da, damit Happy ein Ziel hat. Bei Virginia wird nicht einmal versucht, ihr etwas Markantes mitzugeben. Sie darf Happy etwas läutern. Ansonsten ist sie ein bloßes Objekt der Begierde.
Langweilig und ohne Schwung
Natürlich müssen Charaktere in Komödien nicht tiefgründig sein. Man kann auch anderweitig Spaß haben. Leider ist der Humor aber ebenso genügsam wie die Figurenzeichnung. Über weite Strecken beschränkt sich Happy Gilmore darauf, entweder mit dem starken Schlag von Happy, seinen Wutausbrüchen oder der Arroganz von Shooter punkten zu wollen. Einmal würde das funktionieren, nicht aber mehrfach. Da sind die Witze um das Altersheim, das sich als fürsorglich verkauft, in dem die Senioren und Seniorinnen aber zu harter Arbeit gezwungen werden, schon besser. Zumindest sind die Witze böse und bleiben damit stärker in Erinnerung als der harmlose Blödsinn, der einem sonst vorgesetzt wird.
Das heißt nicht, dass alles schlecht ist. Auch wenn der Protagonist nicht der große Sympathieträger ist, funktioniert das Underdog-Prinzip bei ihm. Wer freut sich nicht, wenn es jemand den Schnöseln da oben mal so richtig zeigt? Dann und wann gibt es zudem nette Einfälle, wie der legendäre Kampf mit dem Showmaster Bob Barker, der sich hier selbst spielt. Es sind nur nicht genug. Happy Gilmore ist eine letztendlich mäßige Komödie, die hin und wieder mal ein Schmunzeln provoziert, meistens aber eher langweilig und ohne echten Schwung ist. Man muss sich nicht einmal groß drüber ärgern, anders als bei so manchem späteren Film von bzw. mit Sandler, der hier am Drehbuch mitgeschrieben hat.
OT: „Happy Gilmore“
Land: USA
Jahr: 1996
Regie: Dennis Dugan
Drehbuch: Tim Herlihy, Adam Sandler
Musik: Mark Mothersbaugh
Kamera: Arthur Albert
Besetzung: Adam Sandler, Christopher McDonald, Julie Bowen, Carl Weathers, Frances Bay
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