
Es gibt sie in jeder Stadt, selbst wenn viele Behörden sie am liebsten vor der Öffentlichkeit verbergen möchten: Obdachlose. Die Moskauerin Nadja lebt seit Jahren auf der Straße. Am Rande alter Bahngleise hat sie sich eine provisorische Hütte eingerichtet, in der sie mit ihrem Hund Dingo haust. Mal kommen andere Obdachlose, mal weitere Hunde dazu. Oft sind die Tiere Nadjas einzige Begleiter, wenn sie auf der Suche nach etwas Brauch- und Verwertbarem durch die Metropole streunt. Das Regieduo Elsa Kremser und Levin Peter hat das menschlich-tierische Gespann mit der Kamera begleitet.
Moskauer Straßenköter
Einer der ungewöhnlichsten Dokumentarfilme der vergangenen Jahre war eine österreichisch-deutsche Koproduktion, die auf den Straßen Moskaus realisiert wurde: Elsa Kremsers und Levin Peters Space Dogs. Darin entführte das Regieduo sein Publikum in die Welt der Straßenhunde und erzählte nebenbei auf poetisch-essayistische Weise vom Schicksal tierischer Raumfahrer. Die große Stärke des Films war seine Form. Die Kombination aus agiler Kamera, eingefügtem Archivmaterial und lyrischem Off-Kommentar erzeugte einen traumgleichen, beinahe schwerelosen Zustand.
Das kam bei Filmfestivals gut an. Bei mehr als 40 davon war Space Dogs rund um den Globus zu sehen und wurde sowohl in Locarno als auch in Wien gleich mit jeweils zwei Preisen bedacht. Doch die überwältigende Form konnte weder den dünnen Inhalt des Films noch dessen Längen kaschieren. Bei Dreaming Dogs, den Kremser und Peter auf Space Dogs folgen lassen, fallen diese Schwächen noch deutlicher ins Auge.
Beobachtend und mit Längen
Auch Dreaming Dogs wurde in Österreich und Deutschland produziert, auf den Straßen Moskaus gedreht und von Kameramann Yunus Roy Imer auf Augenhöhe mit den darin vorkommenden Hunden gefilmt. Die Nähe, die dadurch zu den Tieren entsteht, besticht auch dieses Mal. Die berückende Form des essayistischen Vorgängers, der stellenweise mehr an einen Traum als an einen Dokumentarfilm erinnerte, erreicht Dreaming Dogs allerdings nur in den wenigen Passagen, in denen sich das Regieduo für formale Experimente wie beispielsweise poetisch anmutende Überblendungen entscheidet.
Der größte Teil des Films ist jedoch in einem rein beobachtenden Modus umgesetzt. Dann streift die Kamera stets auf Hundehöhe und je nach Jahreszeit durchs hohe Gras, den Schnee oder die regennasse Stadt. Menschen sind nur dann vollständig im Bild zu sehen, wenn sie sich auf die Position der Hunde herablassen. Das hat durchaus seinen Reiz und regt zum Nachdenken über das im Film abgebildete komplizierte bis problematische Verhältnis zwischen Mensch und Tier an. Allerdings trägt es nicht. Trotz der kurzen Laufzeit von nur 77 Minuten kommt Dreaming Dogs nicht ohne Längen und Wiederholungen aus, die dem Film nichts Neues hinzufügen. Bei Filmfestivals kam das denn auch nicht mehr ganz so gut an. Immerhin bei 17 Veranstaltungen war der Film bis zum Sommer 2025 zu sehen. Preise erhielt er keine.
OT: „Dreaming Dogs“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Elsa Kremser, Levin Peter
Drehbuch: Elsa Kremser, Levin Peter
Kamera: Yunus Roy Imer
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